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Arthur schaffte es nur mit Mühe, die vielen Knöpfe seines Hemdes ohne einen Blick in den Spiegel zu schließen. Er vermied es, in sein eigenes Gesicht zu sehen. Er hatte eine Entscheidung treffen müssen. 

Er war bereits für einen Krieg verantwortlich. Für unzählige verlorene Leben. Dann musste er dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal geschehen würde. Es war das Letzte, was sein Vater von ihm gewollt hatte. Bring Frieden in das Land und halte ihn, was auch immer es kosten mag. Diesen Respekt musste er ihm erweisen.

In der vergangenen Nacht hatte Arthur alles wieder gesehen - die vielen Männer, die er getötet hatte. Die Leichen, die sich zu hohen Stapeln auftürmten. Die Krähen, die sich über die Körper auf dem Schlachtfeld hermachten. Die Gesichter zuerst, dann ihre Wunden. Sie ließen ihn nicht mehr los. Suchten ihn heim, in seinen Träumen. Schreiend und schweißgebadet war er aus dem Schlaf gefahren, hatte panisch, nach Trost suchend, um sich getastet. Doch da war niemand. 

 Er konnte es nicht riskieren. Nicht für etwas, dass vielleicht schon nicht mehr da war.

 Das war die Entscheidung, die sein Verstand ihm zugeflüstert hatte. Sein Herz schrie. Doch er war so taub, er spürte den Schmerz nicht mehr.

Zwei Hände legten sich sanft rechts und links auf seine Schultern. „Lass mich dir helfen."

Arthur hatte nicht bemerkt, dass Merlin zu ihm in den Raum getreten war. Langsam blickte er über die Schulter. „Du hast es also gehört." Drehte sich zu ihm.

Merlin schloss die Knöpfe über Arthurs Brust. „Ich wünschte, du hättest es mir gesagt."

Arthurs Blick fiel auf den Boden vor sich. „Du warst nirgendwo zu finden."

Er fuhr einmal über die geschlossene Knopfleiste, strich das Hemd glatt. „Es scheint mir fast, als hättest du mich nicht wirklich gesucht."

Das hatte Arthur nicht. Er hatte darüber nachgedacht, doch war zu dem Schluss gekommen, dass er nicht wusste, was er ihm sagen konnte. Ob Worte überhaupt noch genug waren.

Merlin zog eine edle rote Jacke aus seinem Schrank, half ihm hinein, zupfte bedacht den Ärmel glatt.

„Ich habe meinen Vater auch verloren. Ich war alleine. Hatte keine Zeit, meinen Verlust zu betrauern."

Arthur musterte ihn vorsichtig. „Das wusste ich nicht."

„Nein.", sagte er. „Das wusstest du nicht."

Ein schwerer Atemzug durchfuhr Arthurs Körper. „Was ich gesagt, und getan habe, damals - Ich habe es nicht so gemeint."

Merlin zog die Nähte an seinen Schultern glatt. „Das hast du. Und es ist in Ordnung. Ich habe mich selbst schon Schlimmeres als einen Mörder genannt." Er sah an ihm auf und ab. „Du siehst gut aus."

Diese Trauer in seinen Augen. Er versuchte, sie mit einem Lächeln zu überspielen. Aber Arthur durchschaute ihn. Und er hasste es, ihn in so viel Schmerz zu wissen. Und trotzdem stellte Merlin ihn an erste Stelle. Reichte über sein schweres Herz hinweg direkt zu seinem. Es gab nur eine Sache, die schlimmer war, als Zusehen zu müssen, wie er Trauer und seine Wut überspielte - das Erkenntnis, dass er es war, der sie in ihm gepflanzt hatte. Arthur würde sich dafür niemals vergeben können.

 Merlin hob eine Hand und legte sie an seine Wange. Wischte eine Träne aus dem Gesicht, die sich aus seinem Auge gestohlen hatte. Arthur schloss die Lider, lehnte sich in die Berührung.

„Na los. Lass uns gehen.", sagte Merlin. „Lächle, Arthur Pendragon. König von Camelot. Bezwinger des Nordens. Es ist dein Hochzeitstag. Lächle."

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Where stories live. Discover now