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Merlins Lippen hatten einen perfekten Schwung. Arthur fuhr sie mit dem Finger nach. Vielleicht waren sie das Schönste an seinem Gesicht. Wenn er lachte, sich die Mundwinkel nach oben zogen. Er legte den Finger auf die Stelle, an der das Grübchen in seiner Wange erschien, wenn er glücklich war. Arthur mochte auch seine Nase. Vorsichtig fuhr er über den kleinen Hubbel in der Mitte, bis er bei den Brauen angelangte. Dunkel vor der hellen Haut. Sie bewegten sich so viel. Als hätten sie besondere Kräfte. Die Wangenknochen, die scharf aus seinem Gesicht hervortraten. Seine Ohren, die manchmal rot wurden, wenn er sich schämte. 

Er war schön, wie er da lag. Ruhig und stetig im Schlaf atmete. Das Schicksal hätte ihn wohl nicht besser beschenken können. Am meisten mochte er die Augen, die er gerade langsam aufschlug. Blau, wie ein tiefer, friedvoller See.

„Ist es schon Zeit aufzustehen?", nuschelte er. Selbst seine Worte schienen verschlafen. 

„Nein. Noch nicht.", sagte Arthur und zog ihn zu sich. Hielt ihn in seinem Arm, während er wieder einschlief, wie er ihn zuvor gehalten hatte. Er konnte nicht zulassen, dass ihm irgendetwas geschah. Arthur vergrub das Gesicht in seinem dunklen Haar. Das, was sie beide hatten, war besonders. Er würde es nicht vergeuden. Auch wenn es nie leicht sein würde - neben Feuer, einem sterbenden König und nun einem Krieg. Doch er würde dafür kämpfen. Und er war der beste Kämpfer, den Camelot je kannte.


 Auf der Galerie wehte stets ein kühler Wind. Die roten Flaggen der Pendragons flatterte in der Luft, schien den aufgestickten goldenen Drachen zum Leben zu erwecken.

Es schlug zur dreiviertel Stunde und Arthur spähte auf den Vorplatz des Schlosses. Auf dem dunklen Kopfsteinpflaster versammelten sich zunehmend mehr Menschen. Bunte Roben hoben sich unter den grauen Kleidern des einfachen Volkes hervor. Umhüllt von einem aufgeregten Murmeln, gespannt, misstrauisch auf die wichtige Verkündung wartend, richteten sich die Blicke immer wieder in Richtung des Königshauses.

 Er hatte schon zum wiederholten Male nach dem Vater gesandt, doch der hatte sich in seinem Schlafgemach eingeschlossen und ließ niemanden hinein. Am Morgen klopfte Arthur selbst an seine Tür, rüttelte daran, bat ihn, flehte um Einlass. Darum, dass er ihm in dieser Stunde beistand. Doch er kam nicht.

Eine Hand legte sich auf seinen Rücken – er brauchte sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Merlin war. Erkannte die Wärme, die von ihm ausging, den sanften Druck seiner Finger. 

„Er kommt nicht, oder?", fragte er.

 Merlins Stimme drang leise zu ihm. „Es tut mir leid."

Arthur presste die Lippen zusammen. „Wie lange haben wir noch?"

„Fünf Minuten."

„Wir warten."

Das Wetter war zu schön für die schrecklichen Dinge, die Arthur zu tun hatte. Es sollte regnen. Der Himmel sollte bedeckt sein, dunkel und grau. Doch es schien, als wollte die Sonne die dunklen Schleier in seinem Inneren verhöhnen.

 Es schlug neun. Der Platz gefüllt mit Menschen, dicht an dicht gedrängt.

„Ich werde von unten zusehen.", sagte Merlin, in Begriff, zu gehen.

 Es war fast schon ein Reflex, als Arthur seine Hand fing. Lass mich nicht alleine, dachte er.

„Bleib.", sagte er nur. „Bleib hier."

Merlin nickte.

 Arthur trat einen Schritt auf die Galerie. Der Wind zog an ihm. Hinter seiner Schulter sah er Merlin, der im Türrahmen lehnte. Er bemühte sich nicht um ein Lächeln.

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Where stories live. Discover now