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Sarah

Endlich war der Tag gekommen, heute würde ich Kai wiedersehen. Ich hatte vor, ihn an der Allianz Arena ab zuholen, da die Mannschaft nach dem Flug noch mit dem Bus dorthin fahren wird. Und jetzt war es bereits kurz nach 13 Uhr, dass hieß, die Jungs waren gerade noch im Flieger.
Als ich mich also gerichtet hatte, stieg ich in mein Auto und fuhr Richtung Allianz Arena los. Laut meinen Berechnungen, müsste ich vor der Nationalmannschaft dort ankommen, was ausschließt, dass Kai und ich uns verpassen könnten. Ich hatte ihm nicht gesagt, dass ich ihn abholen wollte, es sollte eine Überraschung sein. 
Ich war gut gelaunt, mein Herz klopfte aufgeregt vor sich hin und mein Bauch war ein wenig flau. Die Fahrt über hörte ich meine Lieblingsmusik und sang lauthals mit. Ganz im Gegenteil zu den letzten Tagen, in denen es mir zwar nicht wirklich schlecht ging, ich aber auch nicht so eine Energie hatte, wie heute. Ich war bereits mit dieser Laune aufgewacht, hatte eine Nachricht von Kai gesehen, dass sie jetzt in den Flieger steigen würden und dann war meine Stimmung am Höhepunkt. 
Als ich endlich auf dem Parkplatz zum stehen kam, war der Bus, wie bereits erwartet, noch nicht da. Ich nahm mein Handy aus meiner Handtasche und sah auf dem Sperrbildschirm eine neue Nachricht von Kai. "Wir sind gleich an der Allianz Arena" , hatte er geschrieben.
Ich sah mich auf dem großen Parkplatz um und bemerkte, dass ich nicht die einzige war, die hier jemanden abholte. Ein paar Reihen weiter weg stand ein schwarzer BMW und in ihm saß eine Frau, die ich nicht richtig erkennen konnte. Und als ich einen Blick in den Rückspiegel warf, erkenne ich auch hinter mir zwei Autos. Eine ältere Dame, die wahrscheinlich die Mutter eines Spielers war und eine Frau, ungefähr in meinem Alter, standen neben ihren Autos und unterhielten sich. Ich sah mir die Jüngere genauer an und glaubte zu erkennen, dass sie die Frau von Matthias Ginter war. Automatisch fragte ich mich, ob die Leute auf dem Parkplatz auch mich musterten und auch mich zu einem der Spieler zu ordnen konnten und würden. Aber wäre ich für sie die Schwester von Joshua Kimmich, eine Freundin von Julian Brandt oder wäre ich Kai Havertz' neue Freundin. Ich selber wusste die Antwort darauf nicht einmal. Als wen wollte ich gesehen werden?
Als der Bus endlich in Sicht kam, schlug mein Herz dann doch vor Aufregung nochmal ein wenig schneller. Ich stellte die Musik ab, stieg aus meinem Auto, während der große Bus dabei war, auf dem großen Parkplatz zu parken. Ich lehne mich an meinen weißen VW und versuchte, nicht ganz so ungeduldig zu sein. Plötzlich hörte ich ein leises: "Schau mal, da ist Papa!" , weshalb ich einen kurzen Blick nach hinten warf und sah wie, Ginters Frau einen kleinen, blonden Jungen, ungefähr ein Jahr alt, auf dem Arm hielt und in Richtung des Busses zeigte. Die ältere Dame war aus meinem Sichtfeld verschwunden. Ich lächelte sie an, was sie erwiderte, während sie, mit ihrem Sohn auf dem Arm, in meine Richtung lief. "Hallo, ich bin Christina." , begrüßte sie mich und hob mir ihre Hand entgegen. Ich schüttelte sie und sagte, mit einem Lächeln: "Sarah."
Und nach einer kurzen Pause, in der ich auf ihren Sohn sah, den sie gerade auf den Boden gestellt hatte fügte ich hinzu: "Er ist wirklich süß."
"Ja, das ist er. Mattheo sagst du Sarah hallo?" , sagte sie und lächelte mit diesem besonderen, mütterlichen Lächeln. Ich kniete mich zu ihm herunter, während er mich mit skeptischen Blick ansah und sich an das Bein seiner Mutter anlehnte. "Na du." , sagte ich mit einem Lächeln.
"Und du? Wartest du auf deinen Bruder?" , hörte ich es plötzlich über mir, weshalb ich wieder normal hin stand und Christian ansah. Sie wirkte wirklich nett, hatte eine sehr offene Art. "Ja, naja, auch." , sagte ich schließlich, woraufhin Christina eine Augenbraue hob. Sie wartete wahrscheinlich auf eine Erklärung.
"Irgendwie warte ich auf Joshua, aber auch auf Julian und auf Kai." , sagte ich schuldbewusst, als hätte ich ein Verbrechen gestanden und wandte den Blick wieder auf den Bus. Ich sah neugierig zu, wie die ersten Spieler ihre Taschen aus den Fächern unten im Bus heraus nahmen und hielt nach Kai Ausschau. Er war jedoch noch nicht aus dem Bus herausgekommen, weshalb ich wartete, bis Christina etwas erwiderte. "Achso, okay. Ja, ich hab das mit dir und Kai mit bekommen." , sagte sie, weshalb ich sie mit einem besorgten Blick an sah. Sie wirkte jedoch nicht so, als wäre die Sache mit Kai etwas schlimmes oder komisches für sie.
Also wussten es doch ganz schön viele. In mir stieg automatisch Panik auf, ich machte mir Gedanken, wer es wusste und, was sie darüber dachten. Automatisch begann ich an der Nagelhaut meines Daumens zu knübeln, eine schlechte Angewohnheit von mir, während ich nur leicht nickte.
"Hey, mir ging es am Anfang auch nicht so gut mit dieser Öffentlichkeit und allem." , sagte sie, weshalb ich sie wieder an sah. Sie lächelte mich verständnisvoll an, als ich plötzlich Mattheo unter uns laut "Papa" rufen hörte. Mein Blick wanderte zum Bus und ich erkannte Matthias Ginter, der gerade auf uns zu kam. Er grinste seinen Sohn und seine Frau an und verschnellte seinen Schritt. Mattheo lief mit unsicheren Schritten auf ihn zu und kurz bevor die beiden auf einander treffen, kniete Matthias sich hin und breitete die Arme aus. Christina grinste wieder mit diesem besonderen Lächeln vor sich hin, als der kleine Junge in Ginters Armen landete. Matthias grinste über beide Backen und begrüßte seinen Sohn, während sich Christina nochmals mir zu wandte. "Es ist nicht einfach, mit der Öffentlichkeit, aber es ist auch für sie nicht einfach. Ihr müsst nur miteinander reden und du wirst merken, bald ist die Öffentlichkeit eine Nebensache, wenn du nur bei ihm bist." , sagte sie mit einem Lächeln und legte mir ihre kleine Hand an den Arm. "Hat mich gefreut Sarah, wir sehen uns."
"Mich auch." , sagte ich noch, während Christina bereits zu ihrem Mann lief und die kleine Familie sich in den Armen lagen.
Automatisch lächelte ich bei diesem Anblick. Sie wirkten so unbeschwert, so als würde Matthias nicht sooft weggehen und die beiden alleine lassen, wie er es eigentlich wirklich tat und auch so, als wären sie eine ganz normale Familie, die sich unendlich liebt. Mein Herz wurde gleichzeitig warm und doch spührte ich ein kleines Loch in mir, dass mit jedem Tag an dem ich solch glückliche Familien sehe, größer wurde.
Matthias und seine Frau lächelten mich im Vorbeigehen an und verabschiedeten sich, was ich erwiderte. In diesem Moment wusste ich bereits, dass Christina und ich uns noch gut verstehen würden.
Als ich meinen Blick endlich wieder auf den Bus richtete, sah ich direkt in Kais Gesicht, der mich offenbar, bereits entdeckt und schon eine Weile gesehen hatte. Auf meinem Blick machte sich ein Lächeln breit, was auch er erwiderte, während ich schnellen Schrittens auf ihn zu lief.
Als wir nur noch wenig von einander entfernt waren, blieb Kai stehen, stellte seine Tasche auf den Boden und breitete seine Arme mit einem Grinsen aus. Ich rannte schließlich sogar in diese und schlang meine Arme mit einem Verlangen um seinen Hals und vergrub mein Gesicht mit einem Lachen in seinem Hals. Ich sog seinen Geruch ein, genoss das Gefühl, endlich wieder von starken Armen gehalten zu werden und wollte dieses Gefühl niewieder her geben. "Hey." , hörte ich ihn schließlich mit einem Lachen und in mir wurde das Gefühl von purem Glück noch größer.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, nicht ganz so leidentschaftlich, wie ich es vielleicht gerne gewollt hätte, doch so gut, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch wild tanzten. "Hey." , sagte auch ich und grinste ihn an, als wir uns von einander gelöst hatten, woraufhin wir uns einfach einen Moment lang angrinsten.
"Junge Liebe." , hörte ich plötzlich eindeutig die Stimme meines Bruders, weshalb Kai und ich im gleichen Moment unseren Kopf zur Seite wandten und in das grinsende Gesicht meines Bruders sahen. Neben ihm stand Julian, ein Handy auf uns zeigend. "Sagt Ameisenscheiße!" , sagte er, wie zu einem kleinen Kind, was mich lachen ließ.

Das, in diesem Moment entstandende, Foto war immer mein Lieblingsbild von Kai und mir gewesen. Es war in dem Moment entstanden, als wir unsere erste Beziehungshürde überstanden hatten. Es zeigte uns, fest umschlungen, beide überglücklich und strahlend. Es war nicht nur unser erstes gemeinsames Bild, nein, dieses Bild hatte eine Bedeutung. Es stand für den Anfang einer wundervollen Beziehung und eines neuen Lebensabschnitt, der auf uns wartete, ein Abenteuer, das auf uns wartete, eine Liebe, die auf uns wartete. Und dieses Foto, war in dem Moment entstanden, als ich verstanden hatte, was Christina mir hatte sagen wollen. All die Schwierigkeiten, die unser gemeinsames Leben auch noch bereit halten würde, all die Hürden, all die Momente, in denen ich es mir anders wünschen sollte, werden Nebensachen sein, unwichtige Ereignisse, solange ich nur bei diesem Mann sein kann, solange ich diese Liebe jeden Tag aufs neue spühren durfte.


So, Leute
Das war der erste Teil meiner Havertz Fanfiction.
Ich danke euch für eure Reads und, falls ihr das wollen solltet, schreibe ich gerne noch einen zweiten Teil und versuche dann auch nicht immer so lange Pausen zwischen den Kapiteln zu machen :)
Kommentiert doch einfach oder voted bei diesem Teil kräftig, falls ich weiter über Sarah und Kai und ihre Zukunft schreiben soll.

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