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Sarah

Nachdem Julian und Kai noch ein paar Runden Fifa gespielt hatten, entschieden wir uns einen Film anzusehen. Da wir uns nicht einigen konnten und es sowieso schon 0:00 Uhr war, überließ ich den Jungs die Entscheidung.
Und so saßen wir hier, ich mittlerweile in eine Decke eingemummelt und meinen Kopf auf Julians Schulter, und sahen Fast & Furious.
Ich kannte den Film nicht und auch die restlichen von dieser Reihe Filmen waren mir unbekannt, doch ich war nicht ganz abgeneigt. Jedoch bemerkte ich, wie mir immer wieder die Augen zu fielen. Ich war einfach so müde, doch ich kämpfte dagegen an. Die Jungs hatten den Film jetzt ausgesucht und da fand ich es unhöflich, wenn ich jetzt einfach einschlafen würde. Also kämpfte ich dagegen an, immer und immer wieder.

Plötzlich spührte ich einen Arm unter meinen Beinen und einen weiteren unter meinem Hals. Automatisch öffnete ich meine Augen, bekam sie jedoch nicht ganz auf. Ich spührte, wie ich hoch gehoben wurde und in starken, muskolösen Armen lag. Ich versuchte ein zweites mal meine Augen zu öffnen, diesmal mit Erfolg und erschrak und war verwirrt, als ich in das Gesicht von Kai sah. Er lächelte mich an, und lief los. Was war denn jetzt los? Ich legte meine Hand auf seine Brust und erschrak, da sie hart wie Stein war. Meine Verwirrung stieg, während ich versuchte, Julian irgendwo zu sehen.
Kai gab ein leises "shhh" von sich und ließ mich schließlich auf etwas weichem ab. Sofort durchfuhr mich das Gefühl von Geborgenheit, doch ich hatte immer noch nicht verstanden, was los war. Ich versuchte auf zustehen und mich um zusehen, doch ich war so im Halbschlaf, dass mir sogar das schwer fiel. Kai versuchte erneut, mich mit einem "shhh" zu beruhigen, was ihm diesmal gelang. Seine Stimme wirkte wie eine leise Schlafmusik auf mich, sie nahm mir die Verwirrung und ließ mich entspannen. Ich spührte nur noch eine Hand auf meiner Backe, die mich behutsam streichelte und so sank ich auch schon wieder in den Schlaf, immer noch Kais ruhige und raue Stimme im Ohr.

Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, wo ich war und in wessen Bett ich lag, als ich endlich das, mir so bekannte, Gästezimmer von Julian erkannte. Sofort kamen Erinnerungen an den gestrigen Abend hoch. Das Abendessen mit Julian und Kai, anschließend Fifa, Kais Hand, wie sie die meine berührte. Irgendwie glaubte ich mich daran zu erinnern, wie starke Arme mich ins Bett getragen hatten, doch ich war mir nicht sicher. Plötzlich erinnerte ich mich an eine behutsame Berührung an meiner Backe und an den Gedanken an Kais friedliches Lächeln. War das alles nur ein Traum gewesen oder war es Kais Hand, die ich immer noch so weich an meiner Backe spührte?
Ich setzte mich auf und fasste mir an die Stirn. Was mache ich hier bloß? Es konnte doch nicht wahr sein, dass ich jetzt das fühlte, was ich fühlte, wenn ich Kai sah. Aber was war dieses Gefühl? Ich konnte keine Gefühle für Kai Havertz, dem Fußballprofi, den ich gestern erst kennengelernt hatte entwickelt haben. Nein, das passte mir jetzt gar nicht in den Kram. Ich musste mir auf jeden Fall bewusst werden, warum ich so reagierte, wenn ich an Kai dachte und wenn ich das wusste, musste ich dafür sorgen, dass es aufhörte.
Ich stieg aus dem Bett und nach einem kurzen Blick in den Spiegel entschied ich mich, mir einen Dutt zu machen und lief dann, nachdem ich mir noch ein wenig Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, mit Messibump und in der gleichen Jogginghose wie gestern, aus dem Gästezimmer.
Ich steuerte auf die Küche zu, in welcher ich bereits Julians Stimme hörte, doch sie klang nicht so, als würde er mit Kai sprechen, viel sachlicher und Erwachsener.
Ich trat in die Küche und sah einen Julian, in kurzen Shorts und einem T-Shirt, wie er, an die Küche gelehnt, das Handy am Ohr hielt. Ich formte ein lautloses "Morgen" und lächelte ihn an, was er erwiderte, er war jedoch sehr in das Gespräch vertieft, weshalb ich auch weiter ins Esszimmer lief.
Am Esstisch saß Kai und aß gerade eine Schüssel Müsli. Als er mich rein kommen hörte, blickte er auf und sah mich mit diesem besonderen Lächeln an, was auch mich lächeln ließ.
"Guten Morgen" , sagte ich schließlich und nahm ihm gegenüber Platz.
"Guten Morgen, gut geschlafen?" Kais Stimme klang noch ganz müde und er war etwas heißer, was wahrscheinlich von seinem Geschrei gestern auf dem Fußballplatz kam.
"Ja und du?"
"Ja" , antwortete er und sah in seine Schüssel.
"Musstest du jetzt auf dem Sofa schlafen?"
Kai blickte wieder auf und sah mich mit einem leichten Lächeln an. "Ja, aber das ist ja nicht schlimm."
Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen. "Ihr hättet mich auch ruhig auf dem Sofa schlafen lassen können, du musstest mich wirklich nicht ins Bett tragen. Dann hättest du wenigstens im Bett schlafen können."
"Quatsch, alles gut."
In dem Moment kam Julian ins Esszimmer getrottet, nicht ganz so fröhlich, wie ich es war. Ich grinste ihn an, um ihn aufzumuntern, während er mir jetzt noch einmal einen guten Morgen wünschte.
"Mit wem hast du telefoniert?"
"Mit meinem Manager, er sagt Kai und ich müssen heute ein YouTube Video für den DFB aufnehmen, irgendein Spiel oder so. Wir sollen in einer Stunde da sein."
"Habt ihr denn heute kein Training?" Ich sah abwechselnd von Kai zu Julian und wartete auf eine Antwort, die mir Kai schließlich gab. "Ja, heute Mittag ab 14:00 Uhr."
"Achso." Ich sah zu Kai, welcher nicht wirklich fit aussah und bekam Mitleid und doch bewunderte ich seinen Sportgeist sehr.
Nachdem wir uns alle fertig gemacht hatten, ich habe wieder mein Brandt Trikot angezogen und meine Haare in einen hohen Pferdeschwanz gebunden, standen wir also vor Julians Haustür, da die Jungs gleich in der Allianz Arena sein sollten.
"Willst du etwa laufen?" Kai sah mich fragend an, während ich mich gerade mit einer Umarmung von Julian verabschiedet hatte.
"Ja, meine Wohnung ist nicht weit weg. Ich bin schnell dort."
"Nein, ich fahr dich." Kai nahm seine Autoschlüssel in die Hand, als Julian sich einmischte. "Kai, dann kommen wir zu spät. Das schaffst du nie, alter."
Kai schüttelte den Kopf und lief auf sein Auto zu. "Dann komm ich halt zu spät, aber ich lasse dich jetzt nicht heim laufen."
"Hey, schau mal, es ist hell, was soll mir denn passieren? Außerdem bin ich wirklich innerhalb von 20 Minuten da, das ist echt kein Problem." Ich kam auf Kai zu, welcher schon seine Autotür aufgemacht hatte.
"Nein, du musst doch jetzt nicht laufen."
"Kai, das gibt Ärger." Julian stand vor seinem eigenen Auto und sah zu Kai und mir.
Ohne darüber nach zu denken, was ich tat, kam ich auf Kai zu und schlang meine Arme um seinen Hals. "Es ist schon okay, ich laufe gerne."
Kai umarmte mich zwar zurück, in dem er seine Arme zögernd um meine Hüfte schlang, schüttelte jedoch den Kopf.
Ich ignorierte meine Zweifel und hörte nicht auf meinen Verstand und gab Kai einen Kuss auf die Backe. "Trotzdem Danke." , flüsterte ich und löste mich wieder von ihm.
Offenbar hatte er jetzt nachgegeben, denn er lächelte mich noch einmal an und sagte nur ein kurzes "Man sieht sich" , bevor er in seinen Wagen stieg und los fuhr.
Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken, als ich daran dachte, wie nahe ich Kai gerade eben gekommen war und das meine Lippen seine Backe so ungeplant berührt hatten. Doch als ich zu Julian sah, der mich mit einem vielsagenden Grinsen ansah und mir zu zwinkerte, musste ich lachen. „Meld dich, wenn du daheim bist!" , sagte er bloß, immer noch mit einen amüsierten Blick und stieg in seinen Wagen.

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