6.

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Kai

Ich öffnete meine Augen, als ich Geräusche hörte, schloss sie jedoch direkt wieder, da mich eine Müdigkeit überkam. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich erinnerte mich an gestern und sofort musste ich an Sarah denken.
Gestern lag ich noch lange wach und hatte versucht, mir klar zu machen, was ich für sie empfand, doch ich war zu keinem Ergebnis gekommen. Und jetzt war ich müde.
Nach ein paar Minuten, in denen sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, erhob ich mich von Julians Couch und lief in Richtung Küche. Sofort spührte ich ein Stechen in meinen Oberschenkeln, was ich als Muskelkater identifizierte. Es schmerzte zwar, aber Muskelkater erinnert mich immer daran, was ich am Vortag geleistet hatte und das war, in diesem Fall ein Spiel für die deutsche Natonalmannschaft, was den Schmerz weniger schlimm machte. Auf eine komische Weise tat er sogar gut.  
In der Küche angekommen, war Julian gerade dabei, die Spühlmaschine auszuräumen. Ich sah mich nach Sarah um, doch sie war noch nicht da. Ein Teil von mir hatte angst, dass sie schon gegangen war, ohne sich zu verabschieden, aber der restliche, etwas schwächere Teil dachte sich, dass sie keinen Grund und keine Verpflichtung hatte, sich von mir zu verabschieden.
"Morgen, Jule." Ich lächelte nur schwach, als Julian sich zu mir umdrehte. Dieser gab ein genervtes Stöhnen von sich, was er immer tat, wenn ich ihn Jule nannte, weshalb ich es auch so gern tat. Julian war mir manchmal einfach zu lang, und dann hab ich ihn ausversehen mal Jule anstatt Juli genannt und irgendwie finde ich es witzig, dass er da so ein großes Ding drauß macht. Er mag den Namen nicht, weil es ein Mädchen Name ist, sagt er zumindest. Aber als Sarah ihn gestern Abend Juli genannt hat, hat ihn das nicht gestört und Juli könnte schließlich auch ein Mädchenname sein.
"Ist Sarah schon heim?" Ich versuchte gleichgültig zu klingen, während ich mich neben Julian an den Küchentresen lehnte.
"Nein, sie schläft noch."
"Okay. Du weißt nicht, wie froh ich bin, dass wir heute erst später Training haben. Ich bin so müde und Muskelkater hab ich auch."
Julian schloss die Spühlmaschine, offenbar war sie jetzt ausgeräumt, sah mich jedoch nicht an. "Ja, ich auch." , war alles, was er sagte, während er zu einem Küchenschrank lief und ihn öffnete. "Müsli?" , fragte er schließlich, ohne sich umzudrehen.
"Ja, warum nicht, danke."
Ich nahm die Milch aus dem Kühlschrank und wir machten uns unser Frühstück.
Gerade als wir am Tisch Platz genommen hatten, klingelte Julians Handy, welches noch in der Küche lag. Nachdem er kurz geflucht hatte, stand er auf und ging in die Küche, während ich schon mal begann mein Müsli zu löffeln.
Gerade, als ich überlegte, wann Sarah wohl aufstehen würde, hörte ich ihre Stimme in der Küche. Sie sprach leise, offenbar telefonierte Jule immer noch. Ich hörte Schritte und sah von meiner Schüssel auf.
Sarah lächelte mich schüchtern an und sofort spührte ich, wie mir warm ums Herz wurde. Sie war einfach zu süß, mit ihrem unordentlichen Dutt und dem verschlafenen Gesicht.
Als sie ein verschlafenes und leises "Guten Morgen" von sich gab, musste ich nur noch mehr lächeln, wobei ich hoffte, dass Sarah nicht dachte ich sei ein Trottel, wie ich hier saß mit meiner Müsli Schüssel und so lächelte.
Nachdem Sarah und ich darüber diskutiert hatten, ob es jetzt gut war, dass ich auf dem Sofa geschlafen hatte oder nicht, wobei ich ihr versucht hatte zu versichern, dass es nicht schlimm war, während ich die Schmerzen in meinem Rücken ignoriert hatte, kam Julian wieder rein. Sie grinste den frustriert aussehenden Jule an, was in mir ein komisches Gefühl verursachte. Würde sie mich auch irgendwann so angrinsen? 
"Mit wem hast du telefoniert?" , fragte sie schließlich, nachdem auch Julian am Tisch Platz genommen hatte.
"Mit meinem Manager. Er sagt Kai und ich müssen heute ein YouTube Video für den DFB aufnehmen, irgendein Spiel oder so. Wir sollen in einer Stunde da sein." Jule sah mich mit einem genervten Blick an, was ich vollkommen nachvollziehen konnte. Es wäre auch zu schön gewesen, einen freien Tag zu haben. Ich hätte vielleicht ein bisschen Schlaf gebrauchen können, vor unserem heutigen Training, denn wenn ich im Training schwach bin, lässt mich der Trainer sicher nicht nächste Woche beim Spiel gegen Nordirland spielen.
"Habt ihr denn heute kein Training?" Sarah sah erst zu mir und dann zu Julian, doch ich antwortete ihr. "Doch, heute Mittag ab 14:00 Uhr"
Wir aßen noch unser Müsli leer, wobei Julian und ich besprachen, wie wir zur Allianz Arena fuhren und entschieden uns, beide getrennt zu fahren, da ich nach dem heutigen Training meine Familie besuchen wollte. Ich freute mich schon darauf, sie wieder zu sehen, da ich eigentlich immer im Moment in Leverkusen war, konnte ich sie nicht so oft sehen, aber jetzt wo ich mit der Nationalmannschaft immer in der Allianz Arena trainierte, konnte ich sie öfter sehen, da sie neuerdings eine kleine Wohnung in München hatten. Ich war gespannt, wie sie und auch mein Bruder, Jan und meine Schwester, Lea, auf meinen gestrigen Einsatz für die Nationalmannschaft fanden.
Wir standen vor Julians und meinem Auto, als Sarah, die jetzt wieder das Brandt Trikot trug, sich von Julian verabschiedete und dann sagte, sie würde nach Hause laufen. 
"Ja, meine Wohnung ist nicht weit weg. Ich bin schnell dort." , sagte sie und lächelte mich schüchtern an. 
Ich schüttelte nur den Kopf, nahm meine Autoschlüssel und sagte: "Nein, ich fahr dich."
Plötzlich stoppte mich Julian indem er rief: "Kai, dann kommen wir zu spät. Das schaffst du nie, alter." War das gerade sein Ernst? Fand er es etwa gut, dass Sarah laufen wollte? Wer weiß, was da passiert und ich sah ihr doch an, dass sie müde und erschöpft ist. Sarah musste jetzt wirklich nicht noch heim laufen, mir egal, ob ich zu spät zu irgendsoeinem YouTube Video Dreh komme. "Dann komm ich halt zu spät, aber ich lasse dich jetzt nicht heim laufen." , sagte ich und wand mich wieder an Sarah.
"Hey, schau mal, es ist hell, was soll mir denn passieren? Außerdem bin ich wirklich innerhalb von 20 Minuten da, das ist echt kein Problem." Sarah kam auf mich zu, während ich schon die Autotür meines Sportwagens öffnete.
"Nein, du musst doch jetzt nicht laufen."
"Kai, das gibt Ärger." Julian stand vor seinem eigenen Auto und sah zu Sarah und mir. Sah er denn nicht, was ich sehe? War es ihm wirklich komplett egal und interessierte er sich mehr für dieses YouTube Video?
Plötzlich kam Sarah die letzten Schritte auf mich zu, stand auf Zehenspitzen und schlang ihre Arme um meinen Hals. "Es ist schon okay, ich laufe gerne."
Eine Millisekunde zögerte ich, überwältigt von unserer Nähe, doch dann schlang ich meine Arme um ihre Hüften und erwiderte so ihre Umarmung, schüttelte jedoch immer noch den Kopf, meine Augen geschlossen. Plötzlich spührte ich Sarahs weiche Lippen auf meiner Backe und sie flüsterte: "Trotzdem Danke." , als sie sich schließlich wieder von mir löste.
Was war das denn gerade? Ich spührte immer noch ihre Lippen behutsam auf meiner Backe, was mein Herz noch ein Stück schneller schlagen ließ.
Unfähig, auf diese Geste zu reagieren, lächelte ich Sarah nur an und sagte: "Man sieht sich" , bevor ich mich umdrehte, in meinen Wagen stieg und in Richtung Allianz Arena fuhr.


Hey Leute,
Sorry, dass es jetzt lange kein Kapitel mehr veröffentlicht habe, war im Weihnachtsstress. Ich hoffe ihr hattet alle schöne Weihnachten und seit alle gesund.
Ich versuche jetzt wieder regelmäßig etwas zu veröffentlichen.




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