3.

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Sarah

Ich fuhr bei Julian im Auto mit, während Kai uns durch die Straßen von München folgte. Wir wussten schon wohin wir gingen. Da ich Lust auf Pizza hatte und Julian eine gute Pizzaria kannte, hatten wir uns kurzer Hand entschieden, dort vorbei zusehen.
"Wieso hast du nie etwas von Kai erzählt?" Ich sah fragend zu Julian, der, eine schwarze Cap auf dem Kopf, am Steuer saß.
Er sah mich nicht an, und antwortete nur locker: "Wieso? Hätte ich sollen?"
"Naja, ihr versteht euch ja anscheinend ganz gut." Ich versuchte zu klingen, als wäre es mir egal, was es ganz und garnicht war.
"Ja, er ist echt total nett und wir sehen uns halt bei Leverkusen oft. Warum fragst du? Etwa eifersüchtig?"
Ich sah meinen besten Freund entgeistert an. "Was? Eifersüchtig auf Kai? Ach quatsch, ich weiß doch ich bin dein Ein und Alles." Meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
"Natürlich bist du das." , sagte er in zuckersüßer Stimme und machte einen Knutschmund in meine Richtung, was mich zum Lachen brachte.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, ergriff Julian das Wort. "Er hat sich nach dir erkundigt."
Ich sah ihn überrascht an, während ich spührte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. "Hat er das?" , fargte ich und versuchte es möglichst gleichgültig klingen zu lassen. Ich wusste nur nicht, warum es mir das nicht war.
"Ja, hat er. Er wollte wissen, ob wir ein Paar sind. Er will wahrscheinlich wissen, ob du zu haben bist." Julian fing an zu lachen, während er den Blick wieder auf die Straßen Münchens richtete.
"Hahaha" , begann ich ironisch. "Witzig, witzig."
Julian zuckte nur mit den Schultern, als wäre es gar kein Witz gewesen.
"Ihr habt echt toll zusammen gespielt, als würdet ihr euch blind verstehen." , sagte ich, um das Thema nach wenigen Sekunden zu wechseln.
Jetzt sah er mich an und lächelte, während wir an einer roten Ampel stoppten. "Ja, er ist echt ein klasse Spieler."
"Das habe ich nicht gesagt." Ich lachte und schüttelte den Kopf, als Julian mich verwundert an sah. "Du bist auch ein klasse Spieler und ihr habt zusammen super gespielt. Du musst nicht immer so bescheiden sein."
Ich hatte Julian schon oft gesagt, dass er auch ein guter Spieler war und auch die Tatsache, das er bei der Nationalmannschaft spielt unterstreicht das, doch er ist zu bescheiden um dies zu zugeben. Er sagt immer alle anderen sind gut, aber an sich selber motzt er nur rum und sieht nur das negative. Eigentlich auch garnicht so schlimm, das machte ihn ja auch so symphathisch, aber wenigstens von mir könnte er ein Kompliment ernst nehmen.
Er nickte nur leicht und sah mich dann, bevor die Ampel wieder grün wurde, an. "Ist es okay für dich, wenn er mit kommt?"
Ich wunderte mich über seine plötzlich so ernste Stimme und lächelte ihn an, um ihm seine offenbaren Sorgen zu nehmen. "Klar, alles gut, mach dir keine Sorgen. Er scheint ja ganz nett zu sein."
"Ja, das ist er."

Julian, Kai und ich saßen uns in eine ruhige Ecke an einen Vierertisch, ich saß Kai gegenüber, während Julian sich neben mich saß.
Nachdem wir bestellt hatten und die Pizzen innerhalb kurzer Zeit auch schon da waren, hörte ich Julian und Kai zu, wie sie über das heutige Spiel sprachen, wobei ich nur ab und zu ein paar Kommentare von mir gab.
"Kai, schau dir die mal an! Ich glaub die hat ein Auge auf dich geworfen." Julian beugte sich über unseren Tisch und sprach leise, wobei er sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte und auf besagten Tisch deutete. Ich folgte seinen Anweisungen und sah ebenfalls zu der Frau, auch wenn sie für Kai gedacht waren.
Die Frau war groß, trug ein neon pinkes Kleid und war, für meinen Geschmack, zu sehr geschminkt. Immer wieder lachte sie laut und warf dabei ihre pechschwarzen Haare über ihre Schulter, wobei sie ebenfalls öfters einen Blick zu unserem Tisch warf. Sie war genau die Frau, von der er mich fernhielt, weil man mit ihnen nur Probleme bekam.
Ich sah stirnrunzelnd zu Kai, der Julians Blick folgte und offenbar an dieser Frau hängen blieb. Schnell sah ich weg, damit die Frau nicht bemerkte, dass wir sie alle anstarrten.
Kai zog die Augenbrauen hoch, sah Julian wieder an und schüttelte den Kopf. Ich sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her und wartete auf einen Kommentar von Kai. Als dieser schließlich kam, sah ich ihm direkt in die Augen. "Nein, nicht mein Fall."
"Wieso?" , Julian sah Kai immer noch mit einem Lächeln an. Hatte Julian allen ernstes gedacht, diese Frau sei attraktiv? Glaubte er wirklich sie sei etwas für Kai? Mir gefiel das nicht, ich war zwar nicht eifersüchtig, zwischen Julian und mir lief noch nie etwas und es würde auch nie etwas laufen, doch ich mochte es nicht, wenn er sich mit solchen Frauen abgab und ich mochte es nicht, dass er diese Frau anscheinend als begehrenswert ansah. Natürlich konnte ich weder etwas daran ändern, noch ihm sagen, was ich davon hielt, dazu hatte ich selbstverständlich auch kein Recht. Also blieb ich still.
"Vielleicht ist sie ja ganz nett, aber sie sieht ziemlich unnatürlich aus." Kai sah mich jetzt das erste mal richtig an und ich erwiderte sein Blick. Plötzlich fragte ich mich, wie er mich sah. War ich ihm auch zu unnatürlich? Außer, ein wenig Wimperntusche und gelegentlich ein wenig Lippenstift, war mein Auftreten auch sehr natürlich. Aber fand Kai das auch? Ich versuchte diese Frage aus meinen Gedanken zu verbannen, doch sie ließ mich nicht los. Während ich so in Kais grüne Augen sah, welche meinen Blick immer noch erwiderten, konnte ich jedoch nicht klar denken. Ich sah schnell weg, bevor es unangenehm wurde. Warum interessierte es mich überhaupt, ob Kai Havertz mich hübsch findet?
Ich blickte jetzt zu Julian, der wohl bemerkt hatte, das Kai und ich ein wenig zu lange Blickkontakt gehalten hatten und entschied mich kurzer Hand, schnell auf die Toilette zu gehen.
Als ich wieder kam, war Kai gerade dabei, die Rechnung zu bezahlen, wobei ich bemerkte, wie er ebenfalls für mich zahlen wollte. "Ich zahl das selber. Wie viel kriegst du?" Ich sah fragend zu Kai, der sich gerade seine Trainingsjacke überzog, während ich meine Handtasche holte, um ihm das Geld zu geben.
"Nein, nein, ist schon gut. Ich lade euch ein." Kai sah mich an, obwohl diese Aussage wahrscheinlich auf mich und Julian bezogen war. Dieser klopfte Kai nun auf den Rücken und lächelte breit. "Danke Bro, nächstes mal auf mich!"
Auch Kai lächelte Julian jetzt an, wobei mir zum ersten mal auffiel, wie schön sein Lächeln war.
Ich schüttelte innerlich den Kopf über meine Gedanken und lief zu den Jungs. "Nein, ich meins Ernst. Ich kann das wirklich selber zahlen." Ich war gerade dabei, meinen Geldbeutel aus meiner Handtasche zu kramen, als mich plötzlich eine Hand stoppte. Ich sah auf. Kai hatte seine Hand vorsichtig um mein Handgelenk gelegt, welches schon zur Hälfte in meiner Tasche steckte.
"Und ich meine es auch ernst. Ich lade dich ein." Kai lächelte mich an, was auch ich erwiderte, während Julian sich aufregte, wie man ein solches Angebot nicht annehmen konnte.
Ich flüsterte noch ein leises "Danke" , welches Kai aber gehört hatte, und folgte den zweien unter Blicken der Restaurantbesucher, die die beiden wahrscheinlich als Nationalspieler enttarnt hatten, nach draußen.  

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