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Sarah

Kai sah mich mit einer Mischung aus Wut, Frust und etwas anderem an. "Aber-" , begann er, doch ich unterbrach ihn, bevor er schon wieder anfangen konnte, sich für irgendetwas zu entschuldigen, oder unsere Beziehnung in ein schlechtes Licht rücken konnte. "Nichts, aber!" , flüsterte ich jetzt, während ich immer näher auf ihn zu kam, um ihn zu kussen. Zum einen, weil ich keinen anderen Weg mehr wusste, ihm meine Sicht auf die Dinge zu erklären oder ihn zum Schweigen zu bringen, und zum anderen weil mich das Verlangen danach, mal wieder umrannte und überwältigte.
Mit Überwindung beendete ich unseren Kuss, hielt sein Gesicht aber noch in meinen Händen und sah ihn durchdringlich an. "Das schaffen wir schon, wie oft denn noch?" , sagte ich, mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich hatte diesen Satz jetzt wirklich schon oft gesagt, ich wusste gar nicht wie oft, doch trotzdem war Kai wegen so vielen Sachen verunsichert, was ich aber auch irgendwie süß fand. Er machte sich wirklich viele Sorgen, was bedeutete, ich und auch unsere Beziehung war ihm nicht egal und bedeutete ihm so viel, wie sie mir. Diese Erkenntnis brachte mir ein breites Grinsen ins Gesicht, bevor seine und meine Lippen sich erneut berührten.

Die Verabschiedung mit Kai war genauso hart, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch, wenn ich wusste, er ging los, um seinen Eltern von unserer Beziehung zu berichten, fiel es mir schwer, ihn gehen zu lassen. Wir hatten uns lange umarmt und doch war es nicht lange genug. Ich sehnte mich bereits nach seiner Nähe, als er die Haustüre hinter sich schloss und mich alleine in meiner viel zu stillen Wohnung ließ.
Ich setzte mich wieder auf mein Sofa und deckte mich zu, weil mich plötzlich eine erdrückende Kälte überkam. Auch, wenn wir darüber gesprochen hatten und ich den Eindruck machen wollten, als fände ich es nicht schlimm, gingen mir diese Papparazzibilder nicht aus dem Kopf. Auch, wenn Kai "berühmt" war, hatte ich niemals gedacht, dass es sowas auch in Deutschland gibt und war einfach nur geschockt gewesen. Diese Leute hatten mich und ihn vor meiner Wohnung fotografiert, sie wussten nicht nur, wer ich war, sondern auch, wo ich wohne. Sie hatten Fotos von uns, noch bevor wir irgendwelche Fotos zusammen hatten. Und diese Fotos sind jetzt wahrscheinlich öffentlich, für jeden sehbar, der nur Kai Havertz googlete.
Ich sah auf auf mein Handy, keine Nachrichten von irgendjemanden. Vielleicht stimmte das, was ich Kai versucht hatte ein zureden, ohne selbst daran zu glauben, ja doch. Vielleicht würden das wirklich nicht so viele Leute mitkriegen, wer weiß.
Ich musste jetzt einfach ganz normal weiter machen, die Angst, nochmal fotografiert zu werden vergessen, die Nachrichten, die mich vielleicht noch erreichen würden vergessen und die Sehnsucht, Kai wieder in meine Arme zu schließen versuchen zu ignorieren.
Ich hatte das Bedürfnis jemandem von der Sache zu erzählen, weshalb ich Lina anrief. Wie immer ging sie direkt ran und hatte ein offenes Ohr für mich, sprach mir aufmunternd zu, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, es würde alles gut werden.
"Danke Lina, ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde. Wahrscheinlich hast du Recht und das wird sich noch alles einpendeln. Aber nochmal kurz eine andere Sache, am Freitag? Sehen wir uns das Spiel zusammen an oder hast du schon etwas vor?"
"Deine Eltern haben gemeint, wir sollten es bei ihnen ansehen und sie würden uns noch vorher zum Essen bei ihnen zu Hause einladen. Sie meinten, ich sollte das mit dir abklären."
Ich schüttelte nur den Kopf. Arme Lina, sie musste sooft Nachrichten meiner Eltern an mich weiter geben, weil sie, wie sie das immer nannten "nicht in der Weltgeschichte" herumtelefonieren wollten. "Okay, dann soll ich euch abholen und wir gehen zusammen zu ihnen?" , fragte ich, was Lina dankend annahm.
"Okay, dann denk bitte daran, Sarah, mach dich nicht so verrückt wegen dieser Sache. Du bist so glücklich seit du Kai kennengelernt hast, ich bin sicher, eure Beziehung wird nicht zu Schaden kommen."
Ich nickte und dachte noch über Linas Worte nach, lange nachdem wir uns verabschiedet hatten. Hatte sie Recht? Würde unsere Beziehung aus dieser Sache gestärkt heraus kommen? Würde ich dem ganzen Stand halten?
Nachdem ich mir etwas zu Essen gemacht hatte, setzte ich mich erneut zurück auf mein Sofa und schaltete einen Film ein. Ich hatte heute zum Glück keine Termine mehr, ich hätte mich eh nicht konzentrieren können. Vorgearbeitet hatte ich zum Glück auch bereits, weshalb ich mich jetzt einfach hinlegen und ausruhen konnte. Ich musste nicht mehr aus meinem Haus, es gab keine Möglichkeit von Papparazzi fotografiert zu werden.
Ich versuchte mich auf den Film zu konzentrieren, doch eigentlich machten sich meine Gedanken selbstständig, während ich spührte, wie ich immer müder und müder wurde.


Nochmals entschuldigung, dass im Moment so unregelmäßig Kapitel kommen, bin gerade ziemlich im Schulstress. Ich versuche ab jetzt trotzdem einmal in der Woche etwas zu veröffentlichen.


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