My Place to be

8.

Kai

Und nicht zum ersten mal war ich froh über die Ps, die mein Audi A8 besaß. Ich hörte immer noch Sarahs leises Flüstern in meinem Ohr und ihre zarten, weichen Lippen auf meiner Backe. Mein Herz pochte wie wild und mir war viel zu warm. War das etwa normal?
Ich drückte auf das Gaspedal und raste über die Autobahn, die ich nehmen musste, um auf dem schnellsten Weg zur Allianz Arena zu kommen.
Wieso reagierte ich so auf diese kleinen Berührungen, einer mir fast völlig fremden Frau? Natürlich hatte ich Sarah jetzt schon kennengelernt und natürlich, war ich nicht uninteressiert an ihr, aber diese Gefühle können doch nicht schon nach so weniger Zeit entstehen.
Oder doch?
Ich fuhr zu dem privat Eingang, wo ein Parkwächter meine Identität überprüfte und mich anschließend in eine Tiefgarage einwies. Meine Gedanken kreisten immer noch um Sarah, doch ich sah, wie Julians Auto direkt neben mir parkte, weshalb ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was gleich auf uns zu kommen würde.
Wir liefen zusammen in die große Aula, die passend zu dem FC Bayern in den Farben rot, weiß und blau gehalten wurde, wo bereits ein paar andere Spieler saßen. Ich sah mich in dem großen Raum mit einer rießigen Fensterfront Richtung München um. Der Boden war mit einem roten Teppich überzogen und überall waren große, dicke, weiße Säulen. An den Wänden waren kleine bläuliche Akzente, doch der Raum war sehr modern gehalten. Dies wird durch die weiß glänzende Bar und die, aus schwarzen Leder gefertigten Sofas deutlich.
Wir erkannten, Joshua und Mats zusammen auf einem Sofa und Julian sagte, er würde kurz Hallo sagen. Aus, mir unerklärlichen Gründen hatte ich das Bedürfnis, das auch zu tun, weshalb ich mit ihm hin lief.
"Na." , sagte Julian nur und gab Joshua eine Fistbump. Joshua sah mich jetzt an, weshalb ich ihm zu nickte und etwas überrascht schaute, als er auch mir seine Faust hin hob, welche ich mit meiner eigenen berührte.
"Na, was habt ihr zwei Chaoten gestern eigentlich mit meiner Schwester gemacht?" , fragte er beiläufig, doch ich war mir nicht sicher, ob es ihm wirklich so egal war.
Sofort dachte ich daran, wie friedlich Sarah ausgesehen hatte, als ich sie in das Gästezimmer getragen hatte. Sie war so zerbrechlich wie ein Zahnstocher und trotzdem wirkte sie so stark und selbstsicher.
Julian lachte nur kurz, was auch ich versuchte, merkte jedoch, dass ich zu angespannt dazu war. "Wieso? Hast du Angst wir haben sie vergewaltigt?" Ich sah Julian überrascht an, doch auch Joshua lachte. Ich fragte mich, wie man über so ein ernstes Thema Witze machen konnte, doch ich schmunzelte leicht, um nicht wie ein Spießer zu wirken. Irgendwie war mir Joshuas Meinung über mich jetzt mehr wert, als davor. Nicht seine Meinung, als mein Mannschaftskollege, sondern die Meinung des Bruders einer unglaublichen Frau, welche immer wieder in meinem Kopf war.
"Ihr, ihr müsst doch nur den Mund aufmachen und sie ist schon genervt von euch Idioten." , sagte Joshua leich hin gesagt und lachte leise in sich hinein. "Jaja" , sagte Julian nur, verstummte aber, als unsere Medienmanagerin, Jana den Raum betrat, hinter ihr unser Pressemanager, Ralf. Jana kümmerte sich um alle Sozialen Medien des Dfb Teams, während Ralfs Gebiet, sich um unsere Pressekonferenzen und Interviews zu kümmern war.
"Hey, Leute. Heute spielen wir ein Frage-Antwort-Spiel, immer in zweier Gruppen. Ihr bekommt eine Frage gestellt und müsst innerhalb von 3 Sekunden antworten. Ihr bekommt einen Punkt, wenn ihr beide die gleiche Antwort gebt, also finden wir bei diesem Spiel ebenfalls raus, wie gut ihr euch gegenseitig kennt. Antwortet also manchmal vielleicht auch so, dass ihr wirklich die gleiche Antwort gebt." Jana lächelte uns leicht an, bevor sie Ralf zu nickt, das Wort zu übernehmen.
"Genau. Hierbei ist wichtig, dass ihr nicht zu persönliche Antworten gibt, seit zwar ehrlich, aber seit euch auch bewusst, dass diese Videos auf YouTube sein werden,also sagt nichts, was ihr später bereuen könntet. Also dann, drei Teams mit jeweils zwei Personen. Teilt euch auf, wie ihr wollt, aber denkt daran, dass ihr auch gewinnen wollt, die Teams werden am Ende miteinander verglichen." Ralf zeigte auf drei, weiße zugezogenen Türen und sagte uns, dass der Kameramann uns nochmal ein paar Kleinigkeiten erklären würd und irgendwelche Assistenten würden die Fragen stellen.
Jule und ich nickten uns vielsagend zu, während Joshua zusammen mit Mats in Richtung eines Zimmers ging, verschwanden Serge und Leon ebenfalls zusammen.
"Bereit, Alter?" , fragte Julian und schlug mir locker auf den Rücken, während wir in das dritte Zimmer eintraten. "Weiß nicht-" , sagte ich. "Es wäre mir lieber wir würden gegeneinander spielen, dann könnte ich dich fertig machen." Ich lächelte meinen besten Freund herausfordernd an, während dieser nur den Kopf schüttelte und sagte: "Glaubst du ja wohl selber nicht."
Wir traten in den kleinen, engen Raum ein, welcher ein großes Fenster hatte, durch das die Sonne zwar rein schien, man aber nicht geblendet wurde. Eine kleine Frau mit Headset am Ohr deutete uns an, auf zwei, mit dem Rücken aneinander stehenden Stühle, Platz zu nehmen, was wir dann taten. Ab dann ging alles ganz schnell, als nächstes wurden wir verkabelt, während uns ein Assistend nochmals den Spielablauf erklärte.
Ich fühlte mich extrem unwohl, bei der Vorstellung, gleich gefilmt zu werden. Auf dem Platz zu spielen war eine Sache, aber ich war doch kein Influencer, der stundenlang vor der Kamera quasseln konnte.
Nachdem der Assistent uns klar und deutlich gesagt hatte, was wir sagen sollten, zählte er von 5 runter, während ich merkte, wie meine Hände immer nässer wurden.
"Und, los!" , flüsterte er, woraufhin ich ein gespieltes Lächeln aufsetzte und Julian das Wort ergriff. "Hey, Leute, wir sind Julian Brandt-"
Das war mein Einsatz! "Und Kai Havertz. Und heute spielen wir geimensam die 3 Sekunden Challenge."
Julian: "Viel Spaß!"
"Und cut! Gut Jungs, das war gut. Jetzt geht es mit dem Spiel los, ich stell euch die Frage und zähle dann direkt von 3 runter und gebe euch das Zeichen, euer Wort oder eben eure Antwort zu sagen. Ready?"
Julian und ich nickten nur und setzten uns ordentlich hin, während der Kameramann von 5 runterzählte und dann wieder zu filmen begann. Die ersten Fragen waren einfach, zum Beispiel "Was gehört zu einem richtigen Jungsabend dazu?" Julian und ich antworteten, wie aus einem Mund "Fifa". Doch es wurde immer kniffliger. Trotzdem schnitten wir echt gut ab und antworteten meistens das Gleiche. Ich wurde auch immer lockerer vor der Kamera, vergaß sie sogar teilweise und konzentrierte mich einfach auf meinen besten Freund.
Nach gefühlten zehn Fragen kamen wir endlich zur letzten. "Bereit?" , fragte der Assistent, woraufhin wir beide nickten. "Okay, hier kommt die letzte Frage: Wer ist das schönste Mädchen, dass ihr kennt?"
Mein Herz pochte wie wild, als mir sofort das Bild von Sarah, wie sie so unbeschwert lacht oder wie sie so friedlich schlief, in den Kopf schoss, doch das konnte ich jetzt schwer sagen, oder?
Ich bekam Panik, als der Assistent bereits bei 2 war und schon war die Zeit vorbei.
Unter dem Druck, eine Antwort liefern zu müssen, als besagter Assistent uns das Zeichen giebt zu antworteten, rief ich: "Sarah Kimmich!"

Julian und ich standen vor unseren Autos. Mir war die Sache immer noch extrem peinlich. Das ganze Training konnte ich mich nicht konzentrieren, die ganze Zeit fühlte ich mich beobachtet von allen meinen Mannschaftskollegen, als wüssten sie alle, was ich gesagt hatte, was natürlich nicht stimmte. Nur Jule hatte es gehört und die Leute im Zimmer und bald, wenn das Video online gehen würde, wüssten es alle anderen auch. Noch schlimmer, Sarah wüsste es dann auch. Was war nun, wenn sie denken würde, ich wäre total peinlich und sei ein Idiot?
"Alter? Ich rede mit dir." Julians Stimme unterbrach meine grausamen Gedanken und brachte mich zurück ins hier und jetzt. "Sorry, was?"
Jule seufzte. "Kai, bist du mit deinen Gedanken etwa immer noch bei diesem blöden YouTube Video? Ich hab dir doch gesagt es ist nicht schlimm, was du gesagt hast. Ich habe doch den gleichen Namen genannt."
Das stimmte. Julian und ich hatten beide Sarah genannt, was die Sache aber nicht gerade weniger peinlich machte. Jule hatte wenigstens das Recht, sie hübsch zu nennen, sie waren schließlich beste Freunde. Doch ich? Ich nicht, wer weiß, vielleicht mochte Sarah mich ja nicht mal als normalen Freund ud  jetzt hatte ich meine einzige Chance bei ihr versaut.
"Komm, wir fahren jetzt zu mir nach Hause und dann gehen wir heute Abend etwas trinken, um dich etwas abzulenken. Vielleicht will Sarah ja auch mit kommen."
Sofort horchte ich auf. Sarah? Wir? Zusammen etwas trinken? Eigentlich fände ich das toll, aber ich konnte nicht vergessen, was ich heute in einem YouTube Video, das ganz Deutschland anschauen könnte, gesagt hatte, dass sie die schönste Frau war, die ich kenne. Natürlcih war es die Wahrheit und es hieß doch schließlich auch, wir sollten nicht lügen, aber ich hatte Angst vor der Reaktion meiner Mitmenschen und vorallem vor ihrer Reaktion.
Aber etwas trinken zu gehen kann ja nicht schaden, vielleicht brauche ich gerade das heute. Eigentlich hatte ich meinen Eltern versprochen, noch bei ihnen vorbei zuschauen, aber dafür hatte ich heute keine Nerven mehr.
Nachdem ich also mit Jule abgemacht hatte, ich würde vorbeikommen, nachdem ich mich geduscht und gerichtet hatten, stiegen wir in unsere Autos und verließen die Allianz Arena.