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„Nein, er ist wie vom Erdboden verschwunden! Er geht nicht an sein Handy und keiner der Angestellten hat ihn in den letzten vierundzwanzig Stunden gesehen.", höre ich meine Mutter aufgebracht sagen, als ich gerade auf dem Weg in die Küche bin, um mir dort etwas zum Essen zu holen. Gemeinsam mit den anderen zu essen, halte ich nach gestern für keine gute Idee. Louis habe ich seitdem auch nicht mehr gesehen, was mehr schmerzt, als alles andere.

Sogar mehr als meine Kopfschmerzen, welche im laufe des Tages unbegründet aufgetreten sind. Und die trüben meine Gedanken ziemlich stark.

„Selbst Louis nicht, obwohl die beiden fast durchgehend zusammen sind. Ich mache mir Sorgen, Desmond. Unser Sohn ist weg, nur weil du dich nicht zusammenreißen konntest."

„Anne, wir werden Harry schon noch finden. Am ehesten wird er zu Louis gehen, das wissen wir alle.", will Johannah meine Mutter beruhigen. Anscheinend unterhalten sich gerade alle am Tisch über mich. Auch schön.

„Ich verspreche, dass ich sofort Bescheid gebe, wenn Harry bei mir auftaucht. Ich kenne ihn fast auswendig, aber das ist nicht er.", kommt es von Louis, was alles in mir zusammenzieht. Ihn nicht bei mir zu haben, ist das schlimmste von allem.

„Vielleicht ist er in seinem Zimmer?", kommt es von Charlotte, worauf irgendjemand auflacht. „Ich habe die halbe Nacht in seinem Zimmer auf ihn gewartet, da ist er nicht aufgetaucht.", kommt es von Louis, worauf ich einen Schritt zurückgehe. Ich sollte schnellstmöglich von hier verschwinden, bevor mich noch jemand entdeckt.

„Eure Hoheit?" Ich zucke zusammen und drehe mich langsam um, bevor ich beinahe in Jasons Arme laufe. Er ist schon mein ganzes Leben hier angestellt und mein Lieblingswachmann, nach Louis natürlich, trotzdem kann ich ihn hier gerade wirklich nicht gebrauchen. „Ihr werdet überall gesucht.", kommt es von ihm, bevor es im Speisesaal laut wird und ich aus dem Augenwinkel mitbekomme, wie mindestens zwei Personen in der Tür erscheinen.

Langsam drehe ich mich um und stelle fest, dass meine Mutter, Gemma und Louis in der Tür stehen, sich alle trotzdem nicht bewegen. „Ich will das alles nicht.", hauche ich, bevor ich in Tränen ausbreche und dann nur noch Louis' Arme um mich spüre, wie diese versuchen, mich aufrecht zu halten. Jedoch ohne Erfolg, weswegen ich ziemlich schnell den Boden unter meinen Beinen spüre und meinen Griff um Louis verfestige. „Oh Gott, Harry!" Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, welche höchstwahrscheinlich meiner Mutter gehört, da Gemma einen anderen Griff hat, gröber.

„Ich will das alles nicht mehr, ich will frei sein.", weine ich, wobei man mich womöglich gar nicht versteht. „Was willst du nicht mehr, rede mit mir, Honey. Ich mache mir Sorgen um dich.", entgegnet meine Mutter, wobei sie sachte über meinen Rücken streicht, was mich immens beruhigt. Früher hat sie mich auch immer so beruhigen können.

Da ich trotzdem noch zu doll weine, kriege ich keine Worte heraus und lehne mich mit meinem ganzen Gewicht gegen Louis, den das anscheinend nicht sonderlich stört und er mich einfach still im Arm hält. Einzig allein seine Hand, die immer wieder über meinen Hinterkopf fährt und seine Lippen, die selten Küsse auf meinen Hals hauchen, beweisen mir, dass Louis überhaupt reagiert.

„Beruhig dich, Honey." So hat meine Mutter mich lange nicht mehr genannt, vielleicht auch, weil ich mich in letzter Zeit ziemlich von meinen Eltern zurückgezogen habe.

„Gott, was liegt ihr ihr denn alle hier auf dem Boden? Steht auf, wir sind hier nicht im-" Weiter kommt mein Vater nicht, da meine Mutter ihn unterbricht. „Lass Gott aus dem Spiel. Dein Sohn ist wieder aufgetaucht und wie man sieht, geht es ihm beschissen!", entgegnet sie, worauf ich meinen Griff um Louis verfestige und wieder anfange, lauter zu schluchzen. Ich konnte noch nie damit umgehen, wenn sich meine Eltern gestritten haben.

Meine Reaktionen zeigen mir einfach nur, wie schwach ich noch bin.

„Alles ist gut, ich bin bei dir.", flüstert Louis und krallt seine Hand in meinen Kapuzenpulli, ehe er sich kurz von mir löst, nur so, dass er mich traurig anlächeln kann und mir dann einen Kuss auf den Ansatz haucht, ehe er mich wieder an sich zieht. „Ich will hier weg.", schluchze ich und verschlucke mich danach an meiner eigenen Spucke.

„Okay, kannst du aufstehen?", entgegnet er und stellt sich mit einem Fuß hin, was ich ihm gleichmache und dann von hinten hochgezogen werde. Kurz schaue ich Jason dankend an und drehe mich wieder zu Louis, der direkt einen Arm um meine Hüfte schlingt, um mich aufrecht zu halten. „Kannst du mir helfen, Jason?", fragt Louis, worauf angesprochener direkt nickt und mich ebenfalls etwas stützt, sodass wir schneller als erwartet wieder bei meinen Gemächern ankommen.

„Geht es ab hier alleine?", fragt Jason vorsichtig und öffnet die Tür, ehe er mich langsam loslässt. „Ja, danke. Kannst du jemandem Bescheid geben, dass Harry hier isst?", entgegnet Louis, worauf Jason nur nickt und sich nach einer kurzen Verbeugung verzieht.

Die Tränen laufen immer noch über meine Wangen, obwohl ich ziemlich bemüht bin, dass ich aufhöre zu weinen. Deshalb tut mein Kopf nämlich noch mehr weh. „Wir sind jetzt in deinem Zimmer, Harry.", haucht Louis, als ich mich wieder an ihn kuschle und nicht damit rechne, ihn in nächster Zeit wieder loszulassen. Ich nicke nur und höre, wie er die Tür hinter uns schließt und dann wieder beide Arme um mich schlingt, mich wenig später jedoch an den Oberschenkeln hochhebt und mich so zu meinem Bett trägt, wo er mich wenig später auch ablegt, bevor er erst sich seine Schuhe auszieht und meine Hausschuhe von den Füßen zieht.

Dass er sich dafür von mir lösen musste, finde ich absolut nicht gut, was ich ihm damit zeige, dass ich mich direkt auf ihn lege und ihn wieder fest umarme.

Irgendwann liege ich mit meinen Beinen zwischen seinen, die Decke über uns, da mir kalt geworden ist. Geredet haben wir bis jetzt nicht, aber zum mindestens habe ich aufgehört zu weinen.

Alles, was ich gerade mache, ist auf Louis' zu legen und mein Ohr gegen seine Brust zu pressen, während ich seinem gleichmäßigen Herzschlag lausche. Währenddessen fährt Louis mir über den Rücken und teilweise durch die Haare, sodass ich inzwischen mit geschlossenen Augen und einem entspannten Lächeln hier mit Louis in meinem Bett liege.

„Wo warst du die ganze Zeit?", fragt er irgendwann, als ich fast eingeschlafen bin, weswegen ich zusammenzucke und dabei kurz wimmere. Anscheinend war ich dabei, etwas zu träumen. „Hier, im Palast. Den halben Tag über in meinem Zimmer.", antworte ich langsam und räuspere mich danach.

„Wo warst du heute Nacht? Ich habe hier auf dich gewartet, aber du kamst nicht. Ich habe mir Sorgen gemacht.", spricht er weiter und spielt mit meinen Haaren, was mich gerade jedoch ziemlich stört, weswegen ich mit meiner Hand nach seiner greife und dann den Kopf schüttle. „Ich war- ich musste alleine sein. Mir war bewusst, dass mich dort niemand suchen würde, außer dir, aber selbst du kamst nicht auf die Idee.", entgegne ich und schließe meine Augen wieder.

„Und ich war bei Bounty. Wir sind zur alten Trauerweide auf der Wiese, bis es angefangen hat, stärker zu regnen. Danach war ich in meinem Zimmer.", füge ich hinzu und lege mich etwas anders hin.

„Du hättest mit mir reden können, Harold. Ich liebe dich und bin immer für dich da. Wir haben dich überall gesucht.", seufzt er, worauf ich mit dem Kopf schüttle. „Ihr habt den unbenutzten Teil des Palastes vergessen. Wenn ich König werde, möchte ich dort unbedingt meine Gemächer haben. Das ist der schönste Teil des Palastes und ich frage mich immer wieder, wieso dort niemand schläft oder wohnt.", lächle ich leicht und kann mir tatsächlich vorstellen, dort irgendwann zu schlafen. Am besten mit Louis.

„Ich hätte es wissen müssen.", haucht Louis und krallt sich kurz in meine Haare. „Ich bin ein schlechter Freund, natürlich warst du dort.", flüstert er und scheint über sich selbst enttäuscht zu sein. „Mach dir keine Vorwürfe. Ich wollte alleine sein, Lou. Ich hätte dich sowieso wieder weg geschickt.", beruhige ich ihn und drehe den Kopf kurz zu Louis, wobei ich mir ein leises wimmern nicht verkneifen kann. „Was ist los?", fragt er direkt besorgt, weswegen ich ihn mit geschlossen Augen anlächle. „Habe Kopfschmerzen.", nuschle ich und hauche einen Kuss auf seine Brust, über seinem Hemd. Mich zu seinen Lippen zu strecken, ist mir zu anstrengend.

„Dann schlaf ein wenig. Und viel trinken. Wenn das nicht hilft, eine Tablette.", flüstert er und streicht durch meine Haare, worauf ich direkt die Augen schließe und meine Arme etwas anders lege, sodass ich Louis an den Schultern festhalte.

Es mag komisch aussehen, aber so bin ich mir ziemlich sicher, dass er mich nicht verlassen wird. Im Moment zum mindestens nicht.

I'd marry you with paper rings || Larry Stylinson Donde viven las historias. Descúbrelo ahora