Teil 44: Fragen

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"Allerdings haben Sie mir in grün viel besser gefallen."

Der Reporter von vorhin zwinkert mir mit einem fiesen Grinsen zu und augenblicklich rutscht mir das Herz in die Hose.

"Ich weiß nicht was Sie meinen", versuche ich so unbeeindruckt wie möglich zu sagen und ernte von ihm ein noch fieseres Grinsen.

"Ach kommen Sie schon Frau Pops. Sie wissen genau wovon ich rede und ich finde es sehr interessant, dass Sie ausgerechnet heute Abend das erste Mal hier sind und das sogar noch in einem Haute Couture Kleid von Dior, wenn ich mich nicht irre."

"Mein Anzug ist von Hugo Boss", krätscht Luca dazwischen, doch der Reporter würdigt ihn keines Blickes.

Stattdessen sieht er mich immer nachdenklicher an und mir wird ganz mulmig in der Magengegend. Schnell versucht mein Gehirn das klitze kleine Wissen über Interviews hervorzukramen, dass es irgendwo einmal abgespeichert hat und Gott sei Dank fällt mir ein Tipp ein, den Abraham des Öfteren sehr ausdrücklich betont hatte: Immer mit Gegenfragen antworten.

"Wer sind sie eigentlich?" kommt es mir blitzschnell über die Lippen und der Kerl sieht mich verwundert an.

Ich weiß, dass das wahrscheinlich keine sehr intelligent klingende Frage war, aber es war immerhin eine Frage um von mir abzulenken.

"Karl Gröner. Ich bin Starreporter für News and more, aber ich denke, das haben Sie bereits geahnt."

Er hält mir seinen Journalistenpass mit dem Logo seiner Arbeitsstelle vor die Nase und ich nehme ihn gekünstelt begeistert in die Hände.

"Ganz schön altes Foto", kommentiere ich mit einem abwertenden Gesichtsausdruck und Luca fängt an zu kichern.

Schnell zieht Herr Gröner seinen Pass wieder aus meinen Händen, sieht so aus als hätte ich eben seine Ehre verletzt und räuspert sich.

"Mit Fotos in unvorteilhaften Situationen müssten Sie sich eigentlich am Besten auskennen", versucht er mich zu provozieren, doch ich lasse mich nicht auf sein Spiel ein.

"Wieso?" frage ich unschuldig und sehe wie unser Starreporter kurz davor ist zu platzen.

"Weil Sie die Dame in dem grünen Kleid sind", kreischt er schon fast.

"Wer behauptet das?"

"ICH, falls Sie mir nicht zugehört haben."

"Und auf was für Argumente stützen Sie ihre These?"

Er verstummt verzweifelt und nun bin ich diejenige, die fies grinst.
Dann knirscht er mit den Zähnen.

"Nun gut. Sie sind hartnäckiger als ich angenommen hatte, aber freuen Sie sich nicht zu früh. Der Abend ist noch jung und ich werde keine Gelegenheit auslassen hinter das zu kommen, was Sie zu verbergen versuchen."

"Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich etwas zu verbergen habe?" reize ich ihn erneut und treffe Mitten ins Schwarze.

Denn Herr Gröner rauft sich die Haare und dampft ohne ein weiteres Wort ab.
Luca lacht laut.

"Dem hast du es aber gegeben", sagt er anerkennend und klopft mir auf die Schulter.

"Und da sehe ich auch schon deinen Lover auf uns zukommen und werde mich schnellstens verdünnisieren."

Natürlich konnte ich Luca das mit Abraham und mir nicht verheimlichen. Ich musste ihm nicht einmal davon erzählen, denn er hatte es bereits geahnt. Zum Glück war Abraham nicht im Büro, sodass er nicht mitanhören musste, welch neidische Kommentare ich mir von Luca deshalb die ganze Zeit anhören durfte. Aber Luca hatte auch vollstes Verständnis, das Ganze erst einmal für sich zu behalten.

Bitter Sweet LoveWhere stories live. Discover now