Teil 7: Die Villa

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"Und machen sie an ihrer Bluse bitte noch einen weiteren Knopf auf."

Schockiert starre ich ihn an und
er schaut erwartungsvoll zurück.

"Ich...äh...ich", stammle ich und weiß nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll.

Reflexartig wandert eine meiner Hände zu meinem Blusenkragen. Doch bevor ich überhaupt den Stoff erreiche, schnellt Herr Benks Hand nach vorne und legt sich ruckartig um meine. Mit schwerem Atem sehe ich auf seine Hand.

"Das sollte ein kleiner Scherz sein", höre ich ihn sagen, bevor ich meinen Blick sprachlos zu ihm wende.

"Aber schön zu sehen wie viel Einsatz sie für ihre Arbeit zeigen würden."

Er lässt meine Hand wieder los und tippt etwas auf seinem Handy ein, als hätte er mich eben nicht mit einem schlechten Scherz völlig aus der Fassung gebracht.
Arsch, würde ich ihm gerne entgegen rufen und bin gleichzeitig von mir selbst enttäuscht, dass ich überhaupt so leicht auf ihn herein gefallen bin.
Wie naiv bin ich eigentlich?
Tatsächlich sollte es mir doch möglich sein viel mehr Selbstachtung vor ihm zu zeigen und solch eine Situation schlagfertig weg zu stecken...

"Woher wollen Sie wissen, dass ich nicht noch einen Knopf zumachen wollte, anstatt einen aufzumachen?" platzt es aus mir heraus.

Dabei setze ich einen sehr feurigen Blick auf um nicht gänzlich meine Würde zu verlieren.
Meine Worte zeigen Wirkung, denn sofort schaut mein Boss von seinem Handy auf.

"Das ist natürlich ein gutes Argument", stimmt er mir zu und schenkt mir dabei sein üblich gelassenes aber strahlendes Lächeln.

Ich lächle zufrieden zurück und bin heil froh ihm nicht ganz auf den Leim gegangen zu sein.
Nur wenig später fährt der Wagen auch schon in eine Einfahrt.

"Wir sind da", erklingt die freundliche Stimme des Fahrers und kurz darauf ist die Villa direkt vor unserem Fahrzeug zu erkennen.

Wow!
Der erste Eindruck ist überragend. Staunend steige ich aus und begutachte die große Einfahrt, die wir eben entlang gekommen sind. Links und Rechts ist sie mit perfekt geschnittenen Hecken geschmückt und zieht sich wie eine lange Allee bis zu einem großen geschwungenen Eingangstor an dem bereits der Graf wartet.

Herr Benks tritt direkt neben mich.

"Schon so beeindruckt?"

Ich nicke und schließe schnell meinen offen stehenden Mund.

"Vom äußerlichen auf jeden Fall, aber wir wissen ja alle, dass auch die inneren Werte zählen", äußere ich spitz und kann mir einen sarkastischen Unterton nicht verkneifen.

Ha!
Das hat er jetzt davon.
Wenn er versucht mich heraus zu fordern, dann werde ich es ihm nicht einfach machen.

Schmunzelnd sieht mein Boss mich an.

"Auch hier muss ich ihnen wieder Recht geben. Also lassen Sie uns gleich tätig werden und das innere des Gebäudes betrachten."

Auf die Zweideutigkeit meiner Aussage geht er gar nicht ein.
Oder hatte er das gar nicht bemerkt?
Dann rückt er seine Krawatte zurecht und läuft zügigen Schrittes dem Grafen entgegen. Ich eile ihm hinterher und habe Mühe mitzuhalten.

"Sir Vachement, vielen Dank für ihre Zeit", ergreift mein Boss gleich das Wort, als wir nur noch wenige Schritte von ihm entfernt sind und streckt ihm einladend seine Hand hin.

Freudig schüttelt der kleine etwas dickliche Mann sie und entgegnet:

"Ach bitte nennen Sie mich doch Hubert, Herr Benks."

Bitter Sweet LoveWhere stories live. Discover now