Teil 17: 7. Stock

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"Wissen sie, dass sie einfach umwerfend sind", gesteht er plötzlich und zieht mich ein Stück näher an sich heran.

"Im Moment bin ich eher standhaft, da wir sonst beide schon längst auf dem Boden gelandet wären", kontere ich belustigt und bringe ihn damit zum Lachen.

"So klug und so schlagfertig. Unglaublich."

Er kommt mir mit seinem Mund auf einmal immer näher und ich bin leicht verwirrt, was das soll.

Im selben Moment höre ich ein lautes Rascheln aus einem Gebüsch ganz in unserer Nähe und mich überkommt ein ungutes Gefühl, dass wir beobachtet werden.

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und schaue unsicher zu Boden.

"Wir sollten lieber rein gehen."

Mein Boss nickt mit einem verständnisvollen und gleichzeitig enttäuschten Gesichtsausdruck und kurze Zeit später stehen wir vor einem Aufzug mit sehr großen silbernen Türen, die sich langsam öffnen.

"Siebter Stock", sagt er und hält sich weiterhin an mir fest, als wir den Aufzug betreten.

"Ok", antworte ich ihm und drücke für uns auf den entsprechenden Knopf.

Langsam schließen sich die Türen wieder und der Aufzug setzt sich ruckartig in Bewegung. Ich zucke erschrocken zusammen.

"Sie haben doch wohl keine Angst vor Aufzügen", sagt mein Boss belustigt.

"Natürlich nicht", antworte ich empört.

"Bei einem Büro im 10. Stock mit täglicher Aufzugfahrt dorthin, wäre sowas bestimmt nicht förderlich."

Er grinst breit.

"Ich habe nur nicht erwartet, dass ein Aufzug, der extrem langsam seine Türen öffnet und schließt sich so schnell in Bewegung setzen kann."

"Viele Dinge sind eben nicht wie man sie erwartet, Frau Pops."

Ich schaue ihn verwundert an und bin mir nicht sicher, ob er damit etwas Bestimmtes andeuten möchte.
Doch ich komme nicht dazu nachzufragen, da sich in diesem Augenblick die Türen wieder öffnen.
Eine weitere Tür erscheint gleich dahinter, die mein Boss mit einem Code auf seiner Armbanduhr elektronisch öffnet. Sie schwingt auf und mir verschlägt es fast den Atem. Helle Marmorböden soweit das Auge reicht, weiße Möbel in schlichtem Design und rießige Fensterverglasungen durch die man die ganze Stadt in perfektem Panorama sehen kann. Mir steht der Mund offen und ich vergesse für einen Moment zu atmen.
Wow!

"Beeindruckend, nicht wahr?" höre ich von meinem Boss, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.

"Definitiv", bestätige ich ihm.

"Und bestimmt auch sündhaft teuer."

"Das können Sie laut sagen, aber auch jeden Cent wert. Wenn ich es preisgünstig haben wollte, könnte ich jederzeit bei meinen Eltern auf dem Landgut leben. Aber wie soll ich sagen...ich habe mich verliebt."

"In eine Wohnung...tzzz...", ich schüttle abwertend mit dem Kopf.

"Kein Wunder, dass sie noch single sind."

Mein Boss lacht laut auf.

"Sie haben wirklich Sinn für Humor, aber ich muss Ihnen widersprechen. Ich habe mich nicht in die Wohnung verliebt, sondern in den Ausblick. Von hier oben hat die Stadt etwas Friedvolles. Als gäbe es keine Verpflichtungen und man könnte jeder Zeit frei in die Lüfte abheben... frei sein und schwerelos..."

Seine Worte klingen so sehnsüchtig, dass ich auf meiner Brust plötzlich einen Druck verspüre. Es ist nicht einfach ein Benks zu sein, höre ich immer wieder Kev's Worte in meinen Ohren. Verstohlen blicke ich zu ihm, während sein Blick sanft über die Ferne streift. Er sieht dabei grenzenlos zufrieden und einfach glücklich aus. Dann wende auch ich wieder meine Augen den Nachtlichtern der Stadt und dem dunklen Horizont zu. Es sieht fast so aus, als würde das Licht alles geben um die Dunkelheit zurück zu drängen und mein Herz wünscht sich auf einmal, dass mein Boss sich genau wie dieses Licht niemals klein kriegen lässt.

Bitter Sweet LoveDonde viven las historias. Descúbrelo ahora