Bitter Sweet Love

Teil 9: Anerkennung

Ich kann kaum glauben was ich da lese. Eine Meisterleistung?
Mir entweicht ein amüsiertes Glucksen.
Und dann noch diese Einladung zum Essen als Dank.
Irre!
Mein Herz fängt erneut heftig an zu klopfen und ich weiß genau, was ich auf diese Mail antworten werde.

Absender: Lilly Pops
Betreff: Re: Gute Arbeit

Sehr geehrter Herr Benks,

ich hätte eher damit gerechnet, dass Sie mich nie wieder auf einen Außeneinsatz mitnehmen werden, da ich ihrer entzückenden Schwester nicht die Achtung geschenkt habe, die sie sonst gewohnt ist. Daher fühle ich mich umso geehrter, diese Worte von Ihnen zu lesen.
Ich hätte allerdings noch eine viel bessere Idee, als ein Mittagessen auf ihre Kosten und ich glaube Sie wissen genau was ich meine. Springen Sie endlich über ihren Schatten!

Mit freundlichen Grüßen
Lilly Pops
Imagepflegerin

PS: Kleine Erinnerung: Morgen 20 Uhr im Urgent

Ich kann mir zwar schon vorstellen wie seine Antwort ausfallen wird, aber einen weiteren Versuch war es mir irgendwie wert.
Seine Antwort lässt nicht lange auf sich warten.

Absender: Abraham Benks
Betreff: Mittagessen

Sehr geehrte Frau Pops,

ich überlege es mir.

Hochachtungsvoll
A.Benks
Junior Chef

Was?
Ich blinzle mehrmals um auch wirklich sicher zu sein, dass ich mir seine Worte nicht einbilde. Seine Nachricht beinhaltet zwar kein definitives Ja, aber auch kein sofortiges Nein. Am Liebsten würde ich einen Luftsprung machen.
Wer hätte das gedacht?
Wird mein Boss etwa doch noch weich?
Amüsiert suche ich Luca auf um mit ihm gemeinsam Mittagspause zu machen. Den Grund für meine Euphorie enthalte ich ihm aber lieber vor.

Den Rest des Tages haben wir nicht wirklich viel zu tun und außer ein paar Arbeitslisten, die Luca und ich abarbeiten sollen, erhalte ich keine weiteren Mails von unserem Boss. Er erwähnt nicht Mal als PS, ob er bezüglich Morgen eine Entscheidung getroffen hat. Ich hatte gehofft, dass er mich nicht so in der Luft hängen lässt, sehe es aber auch nicht ein ihm nochmal diesbezüglich zu schreiben. Jetzt ist er dran den Ball zu spielen!
Seufzend fahre ich meinen PC herunter und mache mich dann auf den Heimweg.

Da Marry nach ihrer Frühschicht gleich eine Nachtschicht hat, ist sie schon im Bett als ich nach Hause komme. Ein Zettel mit ihrer Handschrift liegt auf dem Küchentisch:

Ich freue mich auf morgen Abend. Du musst mir dort dann unbedingt alle schmutzigen Details von deinem heutigen Tag erzählen. Für dich sind noch die Nudeln von gestern im Kühlschrank. Lass es dir schmecken, denn nicht immer sind die kleinen Dinge im Leben so schmackhaft wie diese. ;-) Hab dich lieb <3

Über ihre Worte muss ich lächeln. Schmutzige Details...
Kleinen Dinge im Leben...
Auf solche Ideen kann auch nur Marry kommen.
Kopfschüttelnd beschließe ich mir die Nudeln schnell in der Mikrowelle warm zu machen und mich dann auf das Sofa vor den Fernseher zu werfen. Der Tag war einfach so ereignissreich, dass ich mich einfach nur noch berieseln lassen will um alles in Ruhe zu verarbeiten.

****

Ausgeschlafen und pünktlich wie jeden Tag, betrete ich das Büro um kurz vor Acht und sehe schon von weitem, dass etwas auf meinem Tisch liegt.
Nanu, was kann das denn sein?
Als ich näher trete erkenne ich einen weißen Umschlag. Umgehend öffne ich ihn und ein Gutschein für ein Mittagsmenü im Marcy's direkt neben der Firma kommt zum Vorschein. Mit Bleistift ist eine kleine Notiz darauf vermerkt:

Lassen Sie es sich schmecken.

Ich erkenne die Handschrift sofort.
So ein Feigling! So ein verdammter Feigling! schießt es mir durch den Kopf und kann es einfach nicht fassen. Ein Schritt nach Vorne und zwei zurück beschreibt diesen Moment wohl am Besten. Er hat nicht einmal die Eier in der Hose mir zu schreiben, dass er heute Abend nicht mitkommen wird, stattdessen legt er diesen plumpen Gutschein auf meinen Tisch. Am Liebsten würde ich direkt in sein Büro stiefeln und ihm dieses dumme Ding um die Ohren hauen, aber ich versuche Contenance zu bewahren. Auch wenn mir klar war, dass er nicht von seinem hohen Ross herunter steigen wird, enttäuscht mich dieses Verhalten zu tiefst. Das hätte er für seine Verhältnisse souveräner bewältigen können...