Teil 33: Blass

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"Geht es dir...geht es Ihnen gut?" frage ich besorgt und räuspere mich nervös.

"Zum Arbeiten reicht es", lacht er sarkastisch.

"Oh Gott...ich...Abraham..."

Meine Stimme versagt und ich stehe hilflos vor ihm, während mir mein Herz bis zum Hals klopft. Das es mir so viel ausmacht ihn jetzt so zu sehen, hätte ich niemals gedacht...

Er klappt seinen Laptop zu und erhebt sich langsam.

"Die Zeitung übertreibt natürlich mal wieder maßlos, aber es war keine Erfahrung, die ich gerne wiederholen möchte. Ich muss mich auf Anordnung des Arztes jetzt natürlich schonen und das ausgerechnet in der Woche in der die nächste Charity Veranstaltung ansteht."

Er greift sich gestresst an die Stirn und reibt sich mehrmals darüber, bevor er mich wieder ansieht.

"Daher habe ich kurzerhand Frau Rubert zu meiner Assistentin befördert. Ihnen und Herrn Denner kann ich das aufgrund der Flut an Aufgaben, die sie eh schon haben auf keinen Fall zumuten. Ich hoffe sie macht einen guten Job. Falls Sie ebenfalls etwas haben sollten, wobei sie behilflich sein könnte, scheuen Sie sich nicht ihr dies weiter zu leiten. Frau Rubert hat die Aufgabe uns allen unter die Arme zu greifen. Hat sie die Einladungskarten bereits zukommen lassen?"

Ich nicke und sehe wie er ein paar Schritte auf mich zukommt.

"Gut."

Nur wenige Zentimeter vor mir macht er halt und greift unerwartet nach einer meiner Hände. Er nimmt sie vorsichtig in seine und streicht mit einem seiner Daumen über den Handrücken. Dann sieht er mich an und wirkt dabei auf einmal ziemlich nervös. Ich erkenne deutlich wie er hart schluckt und immer hastiger atmet, bevor er weiter redet. Ein unerwartetes Knistern breitet sich auf einmal zwischen uns aus.

"Lilly...", beginnt er zögerlich und mir wird allein bei der Betonung meines Namens ganz schwummrig.

Meine Haut unter seinem Daumen fühlt sich blitzschnell an, als würde sie gleich in Flammen auf gehen und ich muss mich stark konzentrieren, dass meine Beine nicht zu Butter werden und jede Sekunde zerschmelzen.

"Lilly", beginnt er erneut mit so viel Gefühl, dass mein ganzer Körper anfängt zu beben, doch weiter kommt er leider nicht, denn Marta stürmt mit einer handvoll Zettel zur Tür herein.

Erschrocken ziehe ich meine Hand weg und wende meinen Blick von ihm ab.

"Herr Benks das Telefon klingelt ohne Unterlass und Dior hat sich zurück gemeldet. Sie...oh."

Erst jetzt bemerkt sie mich.

"Entschuldigen sie. Ich wollte sie nicht stören."

"Sie stören nicht Frau Rubert. Bitte reden Sie weiter", sagt Abraham ruhig und lehnt sich dabei lässig an seinen Bürotisch.

Seine Nervosität von eben wirkt dabei wie weggeblasen und das eben noch da gewesene Knistern überspielt er mit einem gekonnten Lächeln.
Man ist dieser Mann gut darin! Ich sollte mich ebenfalls darin üben Haltung zu bewahren.

"Also Dior hat sich zurück gemeldet. Morgen Nachmittag können Sie mit Frau Pops die Leihmodelle ausprobieren. Herr Denner wird von Hugo Boss eingekleidet und hat für Donnerstag mit Ihnen einen Termin. Mir ist zwar immer noch schleierhaft wieso Sie bei beiden Terminen dabei sein müssen, da Sie ihren Anzug bereits haben, aber meine Meinung ist hier ja nicht gefragt. Alles ist in die entsprechenden Kalender eingetragen. Etwa 50% der geladenen Gäste haben bereits zugesagt, jedoch gab es eine unerwartete Absage des gebuchten Auktionators für die Loseziehung. Der Grund lautete ein Todesfall in der Familie."

Bitter Sweet LoveWhere stories live. Discover now