you are all i long for

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Nach dem Mittag hatte Lena Marks Wohnung verlassen, um zu einer Probe für die anstehende Tour zu fahren. Als diese schließlich geschafft war, kam sie am späten Nachmittag wieder in ihrer eigenen Wohnung an. Irgendwie fühlte es sich komisch an wieder alleine zu sein, da sie sich, durch die letzten Tage bei Mark und den vorangegangen Urlaub, schon wieder daran gewöhnt hatte, dass immer jemand um sie herum war. Gleichzeitig, obwohl dieses Unbehagen in ihr war, genoss sie es, dass sie alleine war. Sie genoss, dass sie die Zeit nur für sich alleine nutzen konnte und die ganze Wohnung für sich hatte. An dieses Alleine-Sein, hatte sie sich seit der Trennung von Max gut gewöhnen können. Sie sah es nicht mehr als schlecht an, sondern hatte gelernt auch die positiven Aspekte darin zu erkennen. In den letzten Tagen hatte ihr das irgendwie gefehlt, aber irgendwie auch nicht, da sie sich an den Urlaubstagen sowie an der gemeinsamen Zeit mit Mark sehr erfreut hatte. Dieses zweigespaltene Gefühl, welches sie in sich trug, konnte sie auch nicht wirklich beschreiben, da es sich komisch und gut zugleich anfühlte.

Den Abend verbrachte sie also allein. Sie hatte sich Essen gekocht und noch einen sommerlichen Abendspaziergang mit Kiwi gemacht und einfach etwas die Ruhe um sich genossen. Währenddessen tauchte aber auch Mark immer wieder in ihrem Kopf auf, da sie es einfach nicht lassen konnte über ihn nachzudenken. Außerdem reflektierte sie während dem Spaziergang erneut den gestrigen Abend, der sich für sie einfach nur wie ein Film angefühlt hatte. Kurz hinterfragte sie auch, ob es nicht nur ein Traum gewesen war, den sie eventuell gehabt hatte, aber dieser Gedankengang verflog nach kurzer Zeit wieder. Dieser gestrige Abend war einfach mehr als perfekt gewesen und schon jetzt vermisste sie ihn. Dieses Gefühl versuchte sie allerdings zu unterdrücken, da sie wusste, dass sie sich bald für längere Zeit nicht sehen würden. Den Abend alleine wollte sozusagen auch schon mal dafür nutzen, um das Gefühl ohne ihn zu sein zurückzubekommen. 

Später, als sie im Bett lag und eigentlich schlafen wollte, tauchte dieses Gefühl des Vermissen erneut auf. Es fühlte sich komisch an nicht seinen Atem und Wärme auf ihrer Haut zu spüren. Es war genauso komisch, dass sie nicht seinen stoppeligen, aber kratzigen Bart an ihrem Rücken spürte. Genauso fehlten seine Arme, die sonst um sie geschlungen waren und ihr symbolisierten, dass er da war. Auch seine Beine, die in den letzten Nächten ab und an mit ihren verkreuzt waren, fehlten. Genau wie seine Küsse, die er ihr, kurz bevor er einschlief, in den Nacken hauchte. All diese Sachen im Moment nicht spüren zu können taten ihr so unglaublich weh, sodass einige Tränen aus ihren, bereits geschlossenen, Augen liefen. All diese Sachen hätte sie in dieser Nacht haben können, da er, genau wie sie, noch in Berlin war. Kurz bevor sie am Mittag seine Wohnung verließ, hatte er ihr sogar angeboten, dass sie sich am Abend sehen könnten, was sie aber abgelehnt hatte. Das hatte sie getan, da sie der Meinung war alleine sein zu wollen und, weil sie sich daran gewöhnen wollte, nicht bei ihm zu sein, obwohl sie das nicht musste. Zumindest jetzt noch nicht. Ihre Argumente, wieso sie abgelehnt hatte, konnte sie selbst nicht mehr nachvollziehen und wünschte sich, dass sie ja gesagt hätte.

Auch als Mark im Bett lag, konnte er nicht schlafen, da er zu viele Gedanken an Lena verlor. Auch er vermisste sie bereits, was er selbst nicht verstand. Den gestrigen Abend hatte auch er genossen, aber er wusste ebenfalls, dass sie bald ohneeinander auskommen müssten, was seiner Meinung nach auch funktionieren würde. Nur jetzt waren auch seine Gefühle so stark, dass er ebenfalls begann daran zu zweifeln. Vielleicht lag es daran, dass er jetzt eigentlich noch nicht ohne sie hätte sein müssen und er sie gerade gerne bei sich hätte. Er wollte gerne mit ihr kuscheln, ihre weichen ebenen Lippen küssen und mit ihr gemeinsam einschlafen. Irgendwann schloss aber auch Mark seine Augen und versuchte einfach zu schlafen und nicht darüber nachzudenken, was aber auch ihm nicht gelang.


Plötzlich schrillte ein lauter Ton durch die Wohnung, worauf Mark zusammenzuckte. Verwirrt schaute er sich um und griff nach seinem Handy, um nach der Zeit zu sehen. 23:36 Uhr leuchtete ihm das Display ins Gesicht. Nicht nur von diesem Ton, welcher eindeutig von der Klingel kam, war er erschrocken, sondern auch von der Zeit, da er schon fast zwei Stunden wachgelegen hatte. Er war extra früh ins Bett gegangen, da er am nächsten Tag noch einige Termine hatte und dafür fit sein wollte. 

take me in your armsWhere stories live. Discover now