30. Kapitel

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Kurz nach dieser Offenbarung sind wir aufgebrochen, um noch rechtzeitig in den Club zu kommen, für den Kilian uns Karten besorgt hat. Zu Silvester soll dort die Band „Parov Stellar" auftreten, eine Electroswing Band, die ich nur zu gut kenne. Einige ihrer bekanntesten Lieder sind auf meiner Playlist vorhanden.

Gegen 22 Uhr drängen wir uns durch die Menschenmassen, die sich bereits eingefunden habe, um ins Innere des Clubs zu gelangen. Vor uns eröffnet sich ein riesiger Saal, der mit unzähligen Menschen gefüllt ist, die sich immer weiter vor an die Bühne quetschen. Obwohl es erst 22 Uhr ist, ist der Raum jetzt schon durch einen gewissen Schweißgeruch und verschütteten Alkohol gekennzeichnet. Doch mein Alkoholpegel grenzt bereits daran, dass es mir egal, welche Gerüche mir die Nase steigen und ich genieße die Atmosphäre. Das letzte Mal, das ich in einem Club war, ist schon eine Weile her.

Die Band beendet ihr Lied und setzt gerade zu einem neuen Lied an, ich erkenne es auf Anhieb. Es ist „All night", ein perfekter Einstieg, um in eine Legendäre Nacht zu starten.

„Wir holen etwas zu Trinken, sind gleich wieder da", ruft mir Nick ins Ohr, doch durch die laute Musik, die durch die Boxen dröhnen, hört es sich fast wie ein Flüstern an. Ich lächle ihm verstehend zu und er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor er auf meinem Sichtfeld verschwindet. Wieder wird mir klar, dass diese kleine Geste, keine Selbstverständlichkeit für uns ist und mein Herz schlägt schneller.

„Hey, wegen vorhin", schreit mir Natalie entgegen und ergreift mein Handgelenk. „ich hoffe du hast jetzt keinen falschen Eindruck von mir, wegen der Sache mit Nick."

„Oh das du ihn nackt gesehen hast?", erwidere ich und bemerke erst nach ihrem verschreckten Gesichtsausdruck zu Urteil, dass ich mich ein wenig zu forsch angehört habe. Dabei war das gar nicht meine Absicht oder etwa doch?

„Ja genau, die meisten würden dabei wahrscheinlich nicht so locker mit umgehen", fasst Natalie in Worte und reibt sich sichtlich verlegen ihren Nacken.

„Das ist schon okay und schon so lange her. Ich denke, du warst nicht die erste oder einzige, die ihn nackt gesehen hat und außerdem war das ein Kunstprojekt", lächle ich ihr nun zu, um ihr zu vermitteln, dass das für mich kein Problem darstellt. Obwohl ich zugeben muss, dass ich über meine eigene Reife fasziniert bin. Bei Bruno war ich nie so entspannt was andere Mädels anging. Aber wie sich raus gestellt hat, mit Recht. Dummerweise habe ich bloß immer die falschen Mädels verdächtigt.

„Toll, wie locker du das siehst, ich danke dir!"

„Aber na klar", bestätige ich ihr und sie zieht mich in eine schnelle Umarmung.

„Ach und du wolltest mir noch den Namen der Kanzlei deiner Mutter verraten, weißt du noch?", fängt sie erneut mit dem gleich Thema von vorhin an, bei dem wir unterbrochen wurden. Warum will sie das unbedingt wissen? Hat sie Schwierigkeiten und braucht Hilfe oder ist sie einfach nur neugierig?

„Hier einmal eine runde Shots und zum Nachspülen ein Kölsch", überreicht Kilian uns allen von jedem einem und unterbricht Natalies und meine Unterhaltung, indem er sich zwischen uns stellt. Nochmal Glück gehabt.

„Auf das wir wieder als Gruppe vereint sind, plus Eins", stoßen wir an und Fredie lächelt mir vielsagend zu. Fredie hat ein gutes Timing, habe ich schon erwähnt, dass ich ihn mag?

Wir haben es fast bis nach ganz vorne an die Bühne geschafft. Hier vorne dröhnt die Musik nur so in den Ohren, sobald wir irgendwann im Bett liegen, habe ich sicher den schlimmsten Tinnitus aller Zeiten, aber das ist es alle mal wert. Die Band befindet sich auf hoch Touren und feuert die Menge nur so an zu Tanzen, sich rhythmisch der Musik hinzugeben. Kilian und Fredie haben es sich zur Aufgabe gemacht, uns dauerhaft mit einem alkoholischen Getränk nach dem anderen zu versorgen. Doch nach dem fünften Shot und dem vierten Kölsch muss ich passen. Meine Grenze ist erreicht, ich will den Abend genießen und nicht in der nächsten halben Stunde über der Toilette hängen. Darauf kann ich gut und gerne verzichten.

Es muss ein Geheimnis bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt