27. Kapitel

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„Bevor Sie nun alle gleich nach dem Klingeln aus dem Klassenzimmer stürmen und in die Winterferien verschwinden, möchte ich Ihnen allen ein fröhliches Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr wünschen. Bis nächstes Jahr!", beendet Nick den Unterricht punktgenau mit dem klingen des Gongs.

Lautes kramen und rascheln erklingt durch das hastige einräumen der Schulunterlagen. Alle haben es eilig aus der Schule zu kommen und endlich in die wohlverdienten Ferien zu gelangen. Die letzten Wochen waren wirklich heftig, eine Klausur nach der anderen stand an. Nachdem wir alle wieder aus unserem Praktikum zurück in die Schule gekommen sind, wurden wir damit zugeworfen und die Hausarbeiten, waren auch nicht zu verachten. Aber jetzt haben wir es erst mal geschafft. Drei Wochen Ferien und keine Schule.

Der einzige Nachteil, dass jetzt Ferien sind und Weihnachten vor der Tür steht ist, dass wir wie jedes Jahr zu meinen Großeltern fahren, um dort die Feiertage mit ihnen zu verbringen und ich Nick fast eine ganze Woche nicht sehen werde. Aber meine Eltern dazu zu überreden, hier zu bleiben.. damit wäre ich nicht durchgekommen.

Aus diesem Grund warte ich, bis alle meiner Mitschüler die Klasse verlassen haben, damit ich mich noch von Nick verabschieden kann und ihm sein Geschenk überreichen kann. Meine Eltern wollen, sobald Marlon und ich von der Schule nach Hause kommen, gleich los, weil wir vier Stunden unterwegs sein werden und es nicht stockdunkel sein soll, bis wir ankommen.

Ich habe, als ich vor zwei Wochen meine Weihnachtsgeschenke für die Familie besorgt habe, vor einem Uhrengeschäft eine wunderschöne Automatikuhr gefunden. Sie hat ein braunes Lederarmband, dass den gleichen Ton wie Nicks liebsten Boots hat, eine silberne Fassung und ein schwarzes Ziffernblatt. Als ich sie gesehen habe, fand ich sie auf Anhieb perfekt für Nick. Nick ist noch einer der keine Smartwatsches trägt, sondern lieber richtige Uhren, genauso wie ich. Hoffentlich gefällt sie ihm. Nick besitzt so einige Uhren, aber solch eine habe ich in seiner Sammlung, die sich in seinem Schlafzimmer befindet, habe ich noch nicht entdeckt. Seine Uhren haben fast alle eine schwarzes Lederarmband und ein weißes Ziffernblatt.

Ungeduldig sitze ich auf meinem Platz und räume möglichst langsam meine Sachen zusammen, um Zeit zu schinden und dass es nicht zu auffällig ist, wenn ich vor meinem leeren Platz sitze und warte. Immer wieder werfe ich einen Blick zu Nick, der noch ganz in seinen Gedanken versunken ist und sich die letzten Notizen diesen Jahres in seine Unterlagen schreibt.

Der letzte der gerade in Richtung der Tür läuft ist Tim und somit mein Zeichen, schnell alles einzuräumen. Doch als ich gerade aufstehen möchte, dreht Tim um und kommt auf mich zu gelaufen. Gerade als ich meinen Mantel, der über meinen Stuhl hängt überziehen will, um damit zu verdeutlichen, dass ich gerade gehen will, kommt er zum Stehen.

„Hey Toni", beginnt er und ich sehe an seinem zuckenden Mundwinkel, dass er nervös ist.

„Hey Tim", erwidere ich und knöpfe meinen Mantel zu.

„Kann ich dich etwas fragen?"

„Ähm..ja klar", sage ich vorsichtig und sehe aus dem Augenwinkel, dass Nick seinen Blick erhoben hat und über seine Brille zu mir sieht. Für eine Millisekunde erwidere ich seinen Blick, doch widme mich schnell wieder Tim zu, der mit seiner Zunge seine Unterlippe befeuchtet. „Ich wollte dich eigentlich schon länger fragen, aber wusste nicht, wie du die Trennung von Bruno verkraftet hast, aber du machst einen sehr glücklichen Eindruck also, wollte ich fragen, was du an Silvester machst. Wir könnten auf die Hausparty von Tina gehen, also zusammen, wenn du das willst."

Unweigerlich entgleisen mir meine Gesichtszüge. Hat er mich gerade wirklich nach einem „Date" gefragt? Meine Augen wandern von Tim zu Nick und hin und her. Nick hat seinen Stift beiseite gelegt und folgt nun ganz genau unserem Gespräch. Damit hat er wohl genauso wenig gerechnet wie ich. Er schüttelt sich unmerklich und versucht an seinen Unterlagen vor sich weiterzuarbeiten. Vergeblich.

Es muss ein Geheimnis bleibenOnde histórias criam vida. Descubra agora