15. Kapitel

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Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass das was sich in diesem Moment zwischen uns abspielt verboten ist. Absolut verboten. Ein Lehrer und seine Schülerin dürfen keine romantischen Gefühle füreinander empfinden. Egal in welcher Situation sie sich auch befinden. Genauso wenig hätte ich die Nacht bei ihm verbringen dürfen und doch habe ich es getan.

„Ich weiß“, flüstere ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er mich gehört hat, doch ein tiefes, enttäuschendes Ein- und ausatmen bestätigt es.

Zögerlich bringen wir Distanz zwischen uns, soweit es das Auto zu lässt und ich nehme meine Hände, die sich noch immer auf seiner Brust befinden zu mir und verstecke sie in den Taschen seines Hoodies.

Mit Bedacht öffnet er langsam seine Augen, das Funkeln darin ist erloschen und er wendet sich endgültig von mir ab. Es trifft mich wie ein Schlag ins Herz und seiner Körperhaltung, die mehr als Angespannt ist, sehe ich ihm an, dass es ihm nicht anders geht, als mir. Es sollte uns beiden nicht so schwer fallen, wir sollten uns nicht in solch einer Situation befinden und doch tun wir es. Wir empfinden etwas für einander. Weil wir beide den gleichen Schmerz empfunden haben oder woher kommt diese Anziehung, die ich schon seit dem ersten Tag an dem wir uns kennengelernt haben vernommen habe? Das Gefühl, das uns etwas verbindet, dass ich mich in seiner Gegenwart so wohl fühle, ging nicht alleine von mir aus. Aber es ist falsch und verboten und ich sollte so schnell ich kann die Flucht ergreifen.

„Ich..ich sollte jetzt gehen“, stottere ich und versuche nicht allzu enttäuscht zu klingen, doch es ist schwer, denn ich bin es. Noch immer ist sein Blick von mir abgewendet, er bewegt sich keinen Millimeter mehr.

Ich atme ein letztes Mal tief ein und greife mit meinen zittrigen Händen an den Türgriff und öffne die Tür und raufe mich auf. Im Augenwinkel sehe ich wie Nick das Lenkrad immer fester umklammert, sodass seine Knöchel weiß hervor treten.

Ich bin gerade im Begriff die Tür ins Schloss gleiten zu lassen, als Nick aus seiner Starre erwacht, sich in meine Richtung dreht und ich in der Bewegung verharre.

„Es tut mir leid, Antonia“, flüstert er leise, dass ich es gerade so hören kann.

„Mir auch“, erwidere ich und sehe, dass er zum sprechen ansetzt, doch fahre einfach fort.

„Bis Montag, Herr Engel.“

Ihn wieder Herr Engel zu nennen, nach letzter Nacht tut weh und seinem verzehrten Gesichtsausdruck nach ihm auch. Ohne seine Antwort abzuwarten, lasse ich die Tür los, damit sie ins Schloss einrasten kann und entferne mich von seinem Auto.

Eine einzelne heiße Träne rollt mir die Wange herunter und ich wische sie, während hinter mir der Motor seines Wagens aufheult mit dem Ärmel seines Hoodies weg.

Ich sehe ihm nach, bis sein Auto aus unserer Straße biegt und für mich verschwunden ist.

Schweren Herzens schlurfe ich die Stufen unserer Veranda nach oben, bis ich an dem Blumentopf neben unserer Haustür steht und fingere den Ersatzschlüssel heraus, der dort versteckt ist. Den haben unsere Eltern dort vor einiger Zeit versteckt, aus dem Grund, dass Marlon ständig seine Schlüssel vergisst und des öfteren schon vor verschlossener Tür stand.

Der Schlüssel dreht sich im Schloss herum, öffne die große Tür und würde am liebsten wieder rückwärts zurück, raus aus dem Haus. Ich fühle mich wie vom Schlag getroffen und traue mich einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der gesamte Eingangsbereich, samt der Küche ist überflutet von umgekippten Plastikbechern und deren Inhalt. Der Geruch von Bier und Schnaps steigt mir in die Nase und ruft unschöne Erinnerungen von gestern Abend hoch. Auch wenn ich mich nicht übergeben musste, bis jetzt! Ist mir von dem ganzen Konsum ein klein wenig übel und ich muss gegen den Würgereiz ankämpfen.

Es muss ein Geheimnis bleibenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora