28. Kapitel

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„Ich bin so aufgeregt“, quieke ich voller Freude und gleichzeitig schwingt Nervosität mit, während ich neben Nick auf dem Beifahrersitz sitze und mir fast meine Lippe blutig beiße. Wir sind wirklich auf dem Weg nach Köln, um dort Silvester mit Nicks Studienfreunden zu verbringen. Für ein paar Tage hört dieses Versteckspiel endlich auf. Keine Schule, keine Regeln. Wir können ganz wir selbst sein. Okay, fast. Nicks Freunde haben uns, als Nick und seine Freundin dazu eingeladen, mit ihnen Silvester zu feiern. Das ich nicht nur seine Freundin bin, sondern auch seine Schülerin, behalten wir diesen kleinen Teil für uns.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns nicht in der Schule sondern beim Bouldern kennengelernt haben und ich im zweiten Jahr Jura studiere. Ein Jahr später und es wäre sicher genauso gekommen. Aber wir können uns in der Öffentlichkeit zeigen und jeder darf sehen, dass wir ein Paar sind. Darauf freue ich mich, neben seinen Freunden kennenzulernen, am meisten. Deshalb haben wir uns anstatt bei ihnen in der Wohnung zu übernachten ein Hotelzimmer gebucht und bleiben noch eine Nacht länger.

Statt einer Antwort von Nick zu erhalten, sehe ich ihn nur in sich hinein schmunzeln, quittiere es so, dass es ihm nicht anders als mir geht.

„Ich hab noch nie die Freunde meines Freundes kennengelernt“, gestehe ich und sehe auf die Straße, auf der vor uns ein großes Schild mit den Worten „Köln 18 km“ steht.

„Beziehungsweise, ich kannte ja Brunos Freunde schon, bis auf so ein oder zwei, aber da war ich lange nicht so aufgeregt wie jetzt, was wenn sie mich nicht mögen?“, frage ich, mehr an mich selbst gerichtet, als an Nick.

„Warum sollten sie dich denn nicht mögen?“, erkundigt sich Nick und zieht seine Augenbrauen kraus.

„Na, was wenn ich nicht weiß, worüber ich mich mit ihnen unterhalten soll? Und sie mich dann für Langweilig halten?“, antworte ich und merke wie ich immer hysterischer werde. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, dabei ist es gar nicht so abwegig. Ich bin gerade mal 18 Jahre alt. Ich habe doch nicht die geringste Ahnung, was Leute beschäftigt, die fast zehn Jahre älter als ich sind. Sie wollen sich sicher nicht darüber unterhalten, dass sie gerade kurz vor ihrem Abi stehen und neben Lernen und sich mit ihrem Lehrer auf verbotene Weise vergnügen, nichts anderes machen.

Bevor ich anfangen kann, wild mit den Händen zu gestikulieren, fängt Nick meine Hand ein und legt sie mit seiner verschlungen auf meinem Schoß, ohne dabei die Straße aus den Augen zu lassen.

„Entspann dich Toni, sie werden dich nicht langweilig finden. Außerdem musst du dort keinen allein Unterhalter machen. Ich bin mir sicher, dass sie dich sehr mögen werden, spätestens dann, wenn sie sehen, wie glücklich du mich machst“, versucht mir Nick die Angst zu nehmen und drückt beruhigend meine Hand.

Langsam aber sicher, beruhigt sich meine Atmung und ich registriere, was er gerade zu mir gesagt hat. Ich mache ihn glücklich?

„Ich mache dich glücklich?“, wiederhole ich die Frage in meinen Gedanken laut und sehe von unseren verschlungenen Händen zu ihm rüber. Wieder drückt er meine Hand.

„Natürlich“, kurz sieht er zu mir rüber und lächelt mich breit, mit seinen strahlenden Zähnen an. „Sieht man das denn nicht?“ und schon sind seine Augen wider nach vorne gerichtet.

Mein Herz klopft wie wild in meiner Brust und meine Wangen werden heiß. Das ist das erste Mal, dass er so etwas zu mir gesagt hat. Das ich ihm wichtig bin und er gerne mit mir zusammen ist, hat er mir schon so oft gezeigt, aber es in Worten gefasst, aus seinem Mund zu hören, ist unbeschreiblich. Aber wenn ich es beschreiben müsste, dann würde ich es mit tausenden Schmetterlingen in meinem Bauch vergleichen, die alle auf einmal anfangen zu flattern und mich vom Boden abheben lassen. Ich denke, dass ist der Moment, in dem ich ganz genau weiß, dass ich in Nick verliebt bin. Ich liebe ihn.

Es muss ein Geheimnis bleibenWhere stories live. Discover now