8. Kapitel

402 36 39
                                    

Als ich am nächsten Morgen aufwache, mit den Kopfschmerzen des Todes, greife ich nach meinem Handy, dass es irgendwie unter mein Bett geschafft hat und schalte das Display an. Der helle Display strahlt mir entgegen und ich muss meine Augen zusammen kneifen, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.

15 verpasste Anrufe von Bruno. Anstatt auch nur auf einen seiner Anrufe zu reagieren, lösche ich sie. Er kann ruhig noch eine Weile schmoren, immerhin hat er uns einfach sitzen lassen, er hat hoffentlich eine verdammt gute Ausrede.

Thea liegt noch in der gleichen Position, wie ich sie die Nacht abgelegt habe, am unteren Ende meines Boxspringbettes. Zum Glück ist es so breit wie lang, dass sie sich vollständig darauf ausstrecken könnte, aber dafür müsste sie in der Lage sein, sich zu bewegen.

Mit pochendem Schädel schäle ich mich aus dem Bett, aus meinem Zimmer, in Marlon und mein Badezimmer.

Nach einer durch zechten Nacht, hilft nichts so gut wie eine eiskalten Dusche und eine Schmerztabletten, gegen die stechenden Kopfschmerzen. Von der Übelkeit will ich gar nicht erst anfangen.

Bereits nach der kalten Dusche fühlt sich mein Kopf nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor an, doch um die Schmerztablette komme ich nicht drum herum und befülle mir ein Glas Wasser und hole mir aus dem Schränkchen neben der Dusche eine Tablette heraus. Ich nehme zwei, dann kann ich Thea auch gleich eine geben.

Doch bevor ich das tue, kann ich nicht anders und rufe das Profil von Herr Engel auf. Er war so nett zu mir, obwohl ich so eine Arschgeige war. Grundlos. Okay, nicht grundlos. Ich war sauer auf Bruno, sehr sogar, weil er nicht wie vereinbart wieder zurück gekommen ist und uns einfach betrunken zurückgelassen hat und auch ein wenig auf ihn. Herr Engel hätte mich nicht so bloßstellen dürfen vor der ganzen Klasse, aber das war letzte Nacht nebensächlich. Und wenn ich mich recht erinnere, hat er sich dafür entschuldigt.

„Ich glaube ich muss sterben“, raunt Thea, den Kopf in das Kopfkissen gedrückt, als ich in das dunkle Zimmer eintrete. Sie ist also von den Toten auferstanden.

„Ich glaube nicht, aber hier ist eine Tablette und ein Glas Wasser“, antworte ich und kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Vorsichtig erhebt sie sich und ich strecke ihr Tablette und Glas entgegen.

„Ich danke dir, du bist meine Rettung!“ Thea zieht das Glas Wasser ab, wie gestern ein Long Drink nach dem anderen und die Tablette gleich hinterher. Sie reicht mir das leere Glas und lässt sich zurück ins Kissen sinken.

„Bitte halt mich das nächste mal davon ab, wenn ich so unkontrolliert den Alkohol in mich hinein schütte“, säuselt sie und schließt ihre Augen, um das helle Licht, dass durch das große Fenster abzuwenden, dessen Rollladen ich gerade nach oben ziehe.

„Als ob ich dich davon abhalten könnte“, gebe ich lachend zurück und bekomme prompt ein Kissen ins Gesicht.

„Hey, was soll das?“, beschwere ich mich und schleudere das Kissen zur Seite.

„Nicht so laut“, stöhnt sie und dreht sich mit dem Gesicht zurück ins Kissen.

„Warum geht es dir eigentlich so gut? Du hast doch genau so viel getrunken wie ich.“

„Niemand hat so viel getrunken wie du, aber ich war auch schon kalt duschen und habe eine Tablette genommen. Ich fühle mich wie neugeboren“, sage ich neckend und klopfe mir stolz auf die Schulter.

„Du bist ätzend, weißt du das?“, stöhnt Thea ins Kissen hinein.

„Ich weiß“, bestätige ich lachend, stelle mich auf mein Bett und springe auf und ab, sodass Thea ganzer Körper wackelt.

Es muss ein Geheimnis bleibenWhere stories live. Discover now