23. Geliebt

1.2K 90 12
                                    

Harry spielte mit der Phiole in seiner Hand. Severus hatte sie als Beruhigung betitelt und der junge Zauberer war nah dran zu testen wie beruhigend sie war, wenn er sie Trank. Vorsichtig öffnete er den Korken. Die Kopfschmerzen waren sein ständiger Begleiter und ließen ihn kaum mehr klar denken. Es herrschte nur sehr fahles Licht im Raum, weil er helleres nicht mehr ertrug. Es stach in seinen Kopf und fraß sich durch seine Augen. Gerade saß er mit dem Tarnumhang über dem Kopf auf dem kühlen Boden und betrachtete diese Phiole. 

Würde er mit ihr einmal in Ruhe schlafen können? Das war die Frage die ihn immer und immer wieder beschäftigte. Harry glaubte nicht daran, dass es eine giftige Substanz war. Der Tränkemeister war nicht jemand der sein Leben so an den seidenen Faden hing, da war sich Harry sicher. Doch die Art wie Severus auf den Trank generell reagiert hatte ließ Harry zögern ihn zu trinken. Er nahm nicht mal dem Geruch wahr, um sagen zu können was es sein könnte. Seine Welt bestand aus dieser Phiole und seinen Gedanken, den Schmerz den er versuchte zu verdrängen. 

Vorsichtig schaute Harry auf, als ihm die Phiole sanft aus der Hand entwunden wurde. „Wie bist du da dran gekommen?", nahm er die sanfte Stimme wahr und erst jetzt begann sich sein Sichtfeld wieder klarer zu stellen. Die verschwommene Umgebung schmolz zurück zu erkennbaren Dingen. Er hatte Lucius nicht kommen gehört. Es ärgerte Harry, aber was sollte er machen? Mit diesem Schmerzen konnte er nichts tun. Sein Blick verschwamm erneut. Er wusste nicht mal genau wo seine Brille abgeblieben war. Irgendwann hatte ihn das Tragen nur noch mehr Schmerzen zugefügt, weil seine Augen dadurch angestrengt waren. 

Lucius tastete vorsichtig nach ihm. Er fühlte durch das Gitter, ertastete erst Harry Schulter, dann ging er weiter. Er strich sanft über Harrys Rücken, über seinen Hals und über seinen Kopf. Dem Jüngeren war es egal, dass Lucius kühlen Hand durch sein Gesicht tastete und an seiner Stirn stoppten. „Du bist ganz heiß...", hörte Harry Worte, doch verstand ihren Sinn nicht. Es war nur ein angenehmer Laut, zwischen all dem Geschrei in seinem Kopf. Langsam senken sich die Stimmen, der gefolterten, seine eigene ängstlich durchdrehen Gedankenstimme, langsam, ganz langsam, klangen sie in seinem Kopf ab und ließen nur noch diesen sanften Klang übrig. 

„Geht es jetzt besser?", fragte das Malfoyoberhaupt und erst jetzt traute sich Harry seine Augen wieder zu öffnen. Sein eigener Atem ging schwer und hastig, er konnte das Fieber spüren das seinen Körper durchjagte, aber jetzt war es besser. Das Licht schoss nicht mehr sofort als Schmerz in seinen Kopf und er fühlte sich das erste Mal wieder seit ein paar Stunden klarer. „Ja, danke.", seine eigene Stimme hörte sich fremd in seinen Augen an, so als habe er stundenlang geschrien, aber keinen Laut hatte ihn verlassen. Es kratzte in seinem Hals. 

Harry wagte einen Blick zu Lucius. Der Blonde sah nicht wirklich besser aus, als Harry sich fühlte. Lucius zeichneten Blessuren, kleine Zuckungen die immer mal wieder durch seinen Körper liefen. Harry musste nicht fragen wer das war, das wusste er. Der Befehl des Lords hing in seinem Ohr fest und das Gefühl der Macht, welches der Lord ihm darauf schickte, ekelte ihn an. „Die ist von Severus oder?", fragte Lucius und deutete auf die kleine Phiole. Harry nickte nur. Er traute seiner Stimme gerade nicht noch mehr Wörter zu. Lucius seufzte während er weiter de Kopf von Harry streichelte. Liebend gerne würde Harry sich Nov enger ans Gitter drücken, an Lucius drücken und dessen Wärme spüren. Wie gerne würde er sich ankuscheln... 

Still betrachtete Harry die Decke, die er vom Gitter in seiner Pein abgerissen hatte. Sie hatte sich um seine Füße gewickelt, gab so frei wo er war. „Das ist eine Droge, magischer Art. Diop, wird dieser Trank genannt und gemacht wird er aus Mondkraut, Baldrian und anderen Zeug...", erklärte Lucius leise und sein Blick galt der kleinen Phiole. „Es betäubt die Gedanken und schickt einen wie Felix Felicis in die Glückseligkeit. Der Preis den man aber zahlt wenn man ihn trinkt ist hoch, danach war jeder nie mehr dazu in der Lage Glück und Liebe zu empfinden ohne den Trank. Severus muss wirklich sehr an seinem Leben zweifeln wenn er kurz davor war ihn zu nehmen." 

Auch wenn es komisch klang, Harry verstand was Lucius über Severus sagte. Und er verstand warum Severus dazu verleitet war diesen Trank zu nehmen. Er würde, wenn er wusste er starb eh bald auch lieber den Rest in Glückseligkeit verbringen. Vielleicht war es aber auch ganz gut das er Severus und Lucius ihm die Phiole abgenommen hatte. Harry rückte so eng ans Gitter wie es ging, während Lucius hn so weit in den Arm nahm wie er konnte. Sie schwiegen, hingen in Gedanken und genossen die Unterstützung des anderen. Erst nachdem Harry ein Schluck Wasser trank, welches er sich kurzerhand in die Hand schweben ließ, traute er sich zu sprechen. 

„Draco ist in Sicherheit, daran glaube ich.", murmelte er, seine Stimme kratzte dabei noch immer in seinem Hals und Lucius nickte. „Das denke ich auch. Er ist stark genug auf sich aufzupassen." Harry war sich aber ganz sicher, seine Freunde, alle seine Freunde würden gegenseitig auf sich aufpassen. Zusammen waren sie stark. „Ich bin ein Horkrux vom Lord. Deswegen bin ich hier eingesperrt worden.", erklärte Harry flüsternd. Er fühlte sich danach, als könne er das Lucius sagen, als würde der Blonde seine Angst verstehen und sie mit ihm teilen können. „Deswegen brauchst du Zyklens Vorschungen oder?", fragte Lucius und Harry nickte. 

„Er hat Ritual verzeichnet mit dem man den Horkrux extrahieren kann, aber dafür muss man ein Hexer sein. Andernfalls kann man das nicht.", erklärte er mit kläglicher Stimme. Sie gab wieder nach, doch einen weiteren Schluck traute sich Harry nicht zu. Die Übelkeit stieg langsam in seinem Körper an. „Zeig mir das entsprechende Buch, ich kümmere mich darum.", bat Lucius und lächelte Harry mit einem Blick an, der ihn etwas fühlen ließ, was er so noch nicht hatte. Er fühlte sich nicht allein, sondern begleitet, geliebt. Dieser Blick gab ihm etwas das er glaubte verloren zu haben: Hoffnung. 

Zwischen Todessern und SpionenWhere stories live. Discover now