07. Todesser

1.5K 115 2
                                    

Harry hatte gerade den dritten Stift für heute gesprengt, als er wieder Schritte vernahm. Es war das Malfoyoberhaupt, dass sich da ankündigte. Schnell zog Harry sich den Tarnumhang über den Kopf. Lucius stützte sich auf seinen Stock. Seine Haltung war schief und er er sah müder aus, als es Snape tat. Harry beobachtete den Malfoy dabei, wie er sich schwermütig niederließ. Er setzte sich auf die Steinbank, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Sein Gesicht zeigte Anstrengung und Schmerz. „Ist etwas passiert?", fragte Harry und spürte wie sich Sorge in ihm breit machte. Blöder Helferkomplex.

Lucius schaute auf, stützte sich auf den Gehstock. Seine Hände zitterten und er schien sein Gleichgewicht nur wegen dem Stock halten zu können. Die typische Malfoyhaltung gab es nicht mehr. Das vor ihm war ein gebrochener Mann. „Todessertreffen.", räusperte sich Lucius. „Hier unten ist es still. Es ist wohl ein Doofer Gedanke sich hier verstecken zu können wie Sie vor den Grauen dort oben." Der Ältere lachte trocken. Ihm war anzusehen, dass ihm die Situation nicht gefiel. Harry zweifelte nicht daran. Es war bestimmt nicht rosig den Todessern anzugehören. Dafür kannte Harry zu gut, wie Voldemort seine Untergeben behandelte. „Ist es nicht.", widersprach er und zog sich den Stuhl wieder zum Gitter. 

Es war wirklich kein blöder Gedanke. Zu oft hatte Harry sich selbst versucht zu verstecken, hatte einen ruhigen Ort gesucht. Irgendwann war Luna dazu gekommen. Sie hatte sich zu ihm gesetzt und das war es. Gesellschaft hatte in dem Moment gut getan. Er konnte verstehen und nachvollziehen warum sich der Malfoy in seinen Keller verkroch und zu ihm kam. Einsamkeit war in solchen Gefühlslagen eher kontraproduktiv. Das sorgte nur dafür, dass es noch mehr zum Nachdenken gab. Erstaunen legte sich auf die Züge von Lucius. „Solch eine Antwort habe ich nicht erwartet.", gestand er und lehnte sich wieder zurück.

„Sie sind hier, obwohl Sie vor ein paar Tagen Snape versprochen hatten es nicht zu tun.", meinte Harry und stand vom Stuhl wieder auf. Er würde Lucius Malfoy nun genau das selbe Angebot machen das er Professor Snape schon einmal gemacht hatte. Er reichte die Decke durch das Gitter und war überrascht das der Blonde sie annahm. Er schaute sie nur einen Augenblick an, bevor er sie sich über die  Schultern warf. Der Goldjunge hatte gar nichts sagen müssen. „Ich weiß.", flüsterte Lucius. „Dort oben habe ich es aber nicht mehr ausgehalten."

„Es ist schlimm oder?", fragte Harry und beobachtete den blonden Mann dabei wie er sich wieder zurück lehnte und mit einer Hand die Decke noch enger um sich schlug. „Das ist gar kein Ausdruck.", erwiderte Lucius. Harry nickte nur verständnisvoll. Für einen Moment vergaß er ganz, dass das Malfoyoberhaupt ihn gar nicht sehen konnte. „Das stimmt wohl.", sagte er also schnell und fügte langsamer hinzu: „Seine Grausamkeit ist kaum in Worte zu fassen." „Ihr habt Ahnung oder?", fragte Lucius und Harry brauchte einen Moment bis er verstand was gemeint war.

„Leider.", antwortete der Dunkelhaarige und zog den Tarnumhang enger um sich. Ja, er hatte Ahnung. Ahnung von den Todesser treffen. Ahnung wenn man selbst unter den Flüchen des Lords stand. Er hatte auch Ahnung von anderweitigen Folterungen. Die Narben an seinem Handgelenk bewiesen das nur zu gut. Es war ein leises Seufzen was Harrys Aufmerksamkeit wieder zu Lucius lockte. Der Blonde hatte die Augen geschlossen. „Schlafen Sie ein Weilchen. Ich passe auf Sie auf.", meinte Harry und war sich unsicher, ob er richtig gesehen hatte. War das gerade ein sanftes Lächeln gewesen? 

„Es geht leider nicht. Ich muss wieder hoch.", antwortete der Blondschopf und fuhr sich gestresst durchs Haar. „Dann biete ich Ihnen an, mich jederzeit wieder besuchen zu können.", meinte Harry und nahm die Decke wieder entgegen. Das Malfoyoberhaupt erhob sich schwankend, klammerte sich mit der Hand um seinen Stock und hielt sich kurzzeitig mit der anderen am Zellengitter fest. Ihm schien wohl kurz schwarz vor Augen geworden zu sein. Es war nur leicht zu hören, doch Harry war sich sicher ein gemurmeltes „Dankeschön" zu vernehmen, als Lucius sich abwandte und wieder im Gang verschwand. 

Der Goldjunge lauschte den Schritten so lange, bis sie verschwunden waren. Nur das sanfte Echo hallte ihm noch in den Ohren. Nun wusste der Dunkelhaarige nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. Zu gerne würde er Lucius helfen und Severus, denn die beiden schienen doch irgendwie mehr zu leiden, als es ersichtlich war. Beide trugen Masken, versteckten sich hinter einer einstudierten Haltung. Doch wie half man Todessern? Todessern die keine sein wollten? Zu gerne wüsste Harry, ob Lucius wirklich keiner sein wollte. Er sprach sich negativ gegen den Lord aus, doch gefoltert würde wohl jeder negativ auf den Folterer reagieren. Und vor allem was konnte Harry hier unten schon tun? Er war nutzlos.

Zwischen Todessern und SpionenWhere stories live. Discover now