Chapter 1

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Es war ein Donnerstag. Regentropfen prasselten an mein Fenster und weckten mich auf. Da ich wusste, dass ich sowieso nicht mehr einschlafen konnte und ich ohnehin nur mehr 13 Minuten zu schlafen gehabt hätte, ging ich ins Bad und stellte mich erstmal unter die Dusche, um noch wacher zu werden.

Dann zog ich mich an und föhnte meine Haare. Schminken würde ich mich nicht, da ich kein Händchen für so etwas hatte und es bei mir nicht viel helfen würde. Nicht das ich hässlich war, aber ich war auch nicht schön. Ich hatte ein langweiliges 08/15 Gesicht. Fand ich zumindest und auch in der Schule fiel ich nie besonders durch meine Schönheit oder durch meinen tollen Kleidungsstil auf. Meiner Mutter sagte zwar ich sei wunderschön, aber sagten das nicht alle Mutter zu ihren Töchtern?

Ich ging also hinunter in die Küche, wo ich schon die Kaffeemaschine hörte. "Guten Morgen, mein Schatz" , begrüßte meine Mutter mich und drückte mir eine Tasse Tee in die Hand. "Ich muss gleich in die Arbeit." Meine Mutter drückte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand dann auch schon mit ihrem Coffee-To-Go-Becker durch die Haustür. Tja, so war das mit meiner Mutter, sie arbeitete sich den Arsch ab, damit sie mir eine vernünftige Schulausbildung und eine halbwegs vernünftige Kindheit bereiten konnte. Leider war mein Vater schon sehr früh gestorben und ich hatte fast keine Erinnerungen mehr an ihn, nur noch Fotos die überall in unsere Wohnung standen und langsam verstaubten. Ich sah auf die Uhr. 7:25. Ich packte meine Schulsachen zusammen und verließ dann die Wohnung, um zum Schulbus zugehen.

Ich mochte die Schule, aber nicht weil ich dort meine ganzen Freunde sah und Spaß mit ihnen haben konnte. Nein, ich hatte keine Freunde. Ich mochte die Schule, weil ich mich dort ablenken konnte. Das Lernen half mir abzuschalten und gute Noten würden mir eine bessere Zukunft ermöglichen. Trotzdem war ich jeden Tag auch wieder froh, wenn es nach der letzten Stunde läutete und ich endlich entlassen war, denn so ein Schultag ohne wirkliche Freunde war nicht spaßig. Immer alleine durch die Schule gehen zu müssen, alleine essen zu müssen, keinen haben dem man Geheimnisse anvertrauen konnte. Es war nicht so, dass ich gemobbt wurde, sondern ich war allen egal. Wenn ich ihnen überhaupt auffiel. Ich war mir sicher, wenn jemand meinen Namen genannt bekäme, würde er nicht wissen wer ich bin. Ja, so war mein Leben halt. Morgen hatte ich Geburtstag und keiner würde mir gratulieren, außer meine Mutter. Traurig, oder?

In den letzten zwei Stunden hatten wir Sport. Ich war keine Sportlerin und konnte auch nicht gut turnen, aber ich mochte das Fach trotzdem. Nur das Umziehen in den engen, überfüllten Garderoben, konnte ich nicht ausstehen. Die ganzen Mädchen, die ihre schön gebrannten Körper herzeigten und damit angaben diesen und jenen Jungen um den Finger gewickelt zu haben.

Ich schlüpfte in Sekundenschnelle in meine Sportsachen und ging dann in den Turnsaal. Am Donnerstag hatten wir immer mit den Jungs aus unserem Jahrgang zusammen Turnen. In der Turnhalle waren schon einige Leute. Ein paar unterhielten sich noch mit Freunden, ein paar andere wärmten sich schon einmal auf. Ich setzte mich auf den Boden und begann mich zu dehnen. Nach ein paar Minuten wurde der Turnsaal immer mehr gefüllt und schließlich war auch unser Sportlehrer Mr. Smith auszumachen. Er pfiff in seine Pfeife und alle Schüler scharrten sich um ihn herum. "Heute werden wir Basketball spielen. Jason und Scott, ihr wählt." Nach und nach wurden die Namen meiner Mitschüler aufgerufen. Am Schluss waren nur noch ich und Mary übrig. Ich, weil so ziemlich keiner meinen Namen wusste und Mary, weil sie naja ziemlich dick war und somit kein sehr gewünschtes Teammitglied. "Du da", sagte plötzlich Jason und deutete mit seinem Finger auf mich. Normalerweise müsste Jason meinen Namen kennen, da ich mit ihm schon seit dem Kindergarten in der selben Klasse war, aber ich war halt ziemlich unscheinbar. Also ging ich stumm an ihm vorbei und stellte mich auf die Feldhälfte unseres Teams.

Die Sportstunden vergingen wie im Fluge und schon saß ich wieder im Schulbus nach Hause. Als ich die Wohnung aufsperrte umfing mich Vertrautheit aber auch Einsamkeit. Ich machte mir etwas zu essen und setzte mich dann in mein Zimmer um die Hausübungen zu machen und ein bisschen zu lernen, denn was sollte ich denn sonst tun?

Am Abend kam dann auch meine Mutter nach Hause, völlig fertig von der Arbeit und sie legte sich sofort schlafen und auch ich ging in mein Bett, wo ich noch ein bisschen las. Um 22:30 Uhr drehte ich das Licht ab und schlief ein.

Am nächsten Morgen wurde ich wieder vom Regen geweckt, und genauso wie gestern stieg ich unter die Dusche und machte mich fertig. Mit noch nassen Haaren und einem Handtuch um den Körper stellte ich mich vor meinen Spiegel und betrachtete mich selbst. Meine hellbraunen Haare, die mir bis zur Brust gingen, hingen mir nass und traurig über die Schultern. Mein sehr blassen Gesicht schmückten wohlgeformte, rote Lippen und saphirblaue Augen. Wenn ich dunkle Harre haben würde, könnte ich mich mit Schneewittchen vergleichen, trotzdem wäre ich keinem aufgefallen. Ich hatte heute Geburtstag, wurde 17, und hatte mich noch nie in meinem Leben geschminkt. Ich war sehr groß und sehr dünn, viele würden sogar sagen, ich wäre zu dünn, aber es war nun mal meine Figur. An den Händen hingen lange, schlanke Finger, die Fingernägel kurz geschnitten. Ich war nichts Besonderes und würde auch nie etwas Besonderes sein. Ich fuhr mit den Fingern ein letztes Mal durch meine nassen, strähnigen Haare. Dann zog ich mich an.

Unten wartete meine strahlende Mutter auf mich, die mir einen Umschlag überreichte. In dem Umschlag waren einige 100-Euroscheine. "Mum, das kann ich nicht annehmen, das ist viel zu viel!", rief ich und wollte meiner Mutter den Umschlag zurück geben. "Nein, Schätzchen, das kommt nicht in Frage. Ich habe hart dafür gearbeitet und du hast es dir verdient. Man wird schließlich nur einmal 17 und jetzt nimm das Geld." Dankbar und vollkommen sprachlos fiel ich meiner Mutter um den Hals. "Jetzt beeil dich aber, sonst kommst verpasst du noch deinen Bus!", rief meine Mutter und ich schnappte mir schnell meine Schultasche und lief aus dem Haus. Leider hatte ich den Bus wirklich verpasst, so blieb mir nichts anderes übrig als in die Schule zu laufen. Ich hetzte also die Gehsteige entlang und beeilte mich sehr. Plötzlich hielt ein schwarzer Van vor mir, aber ich dachte mir nichts dabei. Als aber vier schwarz gekleidete Typen auf mich zukamen, wurde ich misstrauisch und tastete in meiner Jackentasche nach meinem Pfefferspray. "Charlotte Leighton Alexandra Black?", fragte mich einer der schwarzen Kerle und ich wurde panisch. Woher kannte der verdammt noch mal meinen Namen? Und noch dazu alle meine Namen?
Als würde er meine Gedanken lesen können fügte er hinzu: "Haben Sie schon einmal etwas von der International Millionaire Safety Organization gehört. Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls diese Organisation hat uns geschickt, um Sie dorthin zu bringen. Herzlichen Glückwunsch, und jetzt steigen sie bitte in den Wagen."

International Millionaire Safety Organization? Was zur Hölle? Ich rührte mich nicht von der Stelle, doch der Mann kam näher. Er war noch ziemlich jung. Höchstens 25.

"Haben Sie keine Angst wir tun Ihnen nichts, Sie werden sehen."

Und dann nahmen er und die 3 anderen Männer mich in die Mitte und führten mich zum Auto. Ich wollte schreien, doch einer von ihnen hielt mir den Mund zu. Ich trat um mich und versuchte verzweifelt mich von den Männern loszureißen. Zwei von ihnen setzten sich nach vorne ins Auto, die anderen zwei setzten sich mit mir nach hinten. In was zum Teufel war ich hier hinein geraten?

CWhere stories live. Discover now