50. The water of change

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Den meisten blieben die Münder offen. Während das Chamäleon auf die Knie sank und sich die Hand hielt, stand auf einer Terrasse eine Gestalt. In den Händen hielt sie ein Gewehr. Geschockt ließ sie die Waffe sinken und sah die anderen verwundert an.
„MUM!"
Sofort rannten Stanley und Portley auf ihre Mutter zu. Sie war aus dem Koma aufgewacht.
Stump konnte es nicht fassen und umarmte sie ebenfalls. „Schatz! Du bist wach!"
Meggy war immer noch etwas schläfrig und sah ihn überrascht an. „Was ist denn bloß passiert?"
„Wie kommt es, dass du aufgewacht bist?", fragte Stump noch mit Tränen in den Augen.
Meggy rieb sich den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich Wasser gerochen habe."
Ihr Mann sah sie verdutzt an. „Du musstes nur Wasser riechen?"
Mittlerweile hatten sich die Stadtleute wieder etwas gefasst und umringten das wieder vereinte Ehepaar.
Rango hingegen saß immer noch auf den Knien und blickte missmutig zu Boden.
„Zweimal von einer Frau ausgeknockt", murmelte er verbittert. „Wie demütigend."
Auf einmal tauchten Stiefel vor ihm auf. Er sah nach oben und schaute in das wütende Gesicht von Bohne.
„Jetzt sag mir nur nicht, dass du schießen wolltest", fauchte sie ihn an und stemmte die Hände in die Hüften.
„Hey, seht mal! Da kommen Reiter!", rief auf einmal jemand und deutetet auf den Ortseingang.
„Oh, wir kriegen Besuch", verkündete Bürgermeister John. „Sogar sehr hohen Besuch."
In der Ferne kamen vier Roadrunner mit Reitern durch die Stadt gerast. Drei von ihnen trugen schwarze Anzüge, während der anderen einen Weißen trug.
Jake kniff die Augen zusammen. Dann erschrak er.
„Oh nein! Alles nur nicht die!"
Verzweifelt versuchte er seinen Körper von der schweren Last des Wasserkessels zu befreien, doch das Teil war viel zu schwer.
Auch Rango wollte abhauen, doch Bohne hielt ihn noch fest. „Du bleibst hier!"
„Wer sind diese Leute?", wollte Löffel wissen.
John rieb sich übers Kinn. „Die sehen mir aus, als kommen die von der Justiz."
Die Reiter kamen näher. Kurz vor der Menge blieben sie stehen. Es waren mehrere Sheriffs.
Ein rundlicher Kojote im weißen Anzug sah sich um. Dann blieb sein Blick an Jake hängen. Er stieg ab und ging auf ihn zu.
„Sind Sie, Mister Jake?", erkundigte er sich.
Die Klapperschlange senkte den Blick, dann nickte er. „Ja."
Der Kojote klatschte in die Hände. „Na endlich! Seit Wochen suchen wir schon nach Ihnen."
Jake seufzte tief. „Ja, ich weiß."
Der Kojote hob die Augenbrauen. „Ach, wissen Sie? Na gut, denn seit zwei Wochen wollten wir Ihnen mitteilen..."
„... dass ich ins Gefängnis muss", beendete die Klapperschlange den Satz. „Ich weiß."
„Nein, sondern wir sollten Ihnen sagen, dass man Sie vor zwei Wochen begnadigt hat."
Alle hoben verwundert die Köpfe. Jake sah den Kojoten nur an. „Was?"
Der Kojote schob sich eine Lakritzstange in den Mund. „Sie haben schon richtig gehört. Einer der festgenommenen Bandenmitglieder hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt und bestätigt, dass Sie mit dem Überfall auf der Ranch nichts zu tun gehabt hatten. Um es kurz zu sagen, Sie sind ein freier Mann. Also, sie können gehen wohin sie wollen, oder kriechen, mir egal."
Er gab Jake einen Wink mit der Hand zum Abschied. „Einen schönen Tag noch."
Damit drehte er sich um und ließ die verwirrte Klapperschlange allein zurück. Unterwegs kam er am Chamäleon vorbei und sein Blick blieb auch an ihm hängen.
„Und wer sind Sie?", fragte er forschend.
Rango sah sich um. „Ähm, niemand."
„So?" Der Kojote kratzte sich am Kopf. „Und ich dachte, Sie würden mich an jemanden erinnern."
Doch dann schüttelte er den Kopf und entfernte sich wieder, wobei er sich fragend umsah.
„Sagen Sie, hat hier ein Kampf stattgefunden?", wandte er sich an die Schildkröte im Rollstuhl.
Doch John schüttelte den Kopf. „Nein", antwortete und faltete lächelnd die Hände zusammen. „Wir haben nur das Wort zum Samstag gewechselt."
Der Sheriff im weißen Anzug sah sich verwundert um. Dann zuckte er die Achseln. „Raue Sitten sind das hier. Muss die Sonne sein."
Murmelnd begab er sich zu seinem Roadrunner und ritt mit seinen Begleitern wieder davon.
Meggy hingegen schien die Einzige zu sein, die nichts verstand. „Wie hatte er das vorhin gemeint?"
„Oh, das ist eine sehr lange Geschichte, Schatz", antwortete ihr Mann. Er hatte seinen Griff um sie herum immer noch nicht gelockert.
Die anderen Stadtleute redeten wild durcheinander.
„Ich hab doch schon immer gewusst, dass an der Anschuldigung nichts dran war", meinte Gordy ungerührt und kassierte von Kinski sofort einen Seitenhieb. „Ach ja?"
John drehte sich zu ihm um. „Oh, schön dich wohlbehalten wieder zu sehen."
Die Schildkröte sah sich um. „Wo ist Bill?"
Kinski kräuselte die Stirn. „Wo wohl?"
Er deutete mit einem Kopfnicken nach hinten, wo die Gila-Echse nicht weit mit Reis stand.
Sofort rollte John auf ihn zu. „Bill! Schön auch dich wieder wohlbehalten zu sehen."
Beide Echsen sahen auf. Reis lächelte verlegen. „Tja, allerdings weiß ich nicht was mein Vater dazu sagen wird..."
„Ich weiß es schon längst!"
Im nächsten Moment trat Joel auf die Bildfläche.
Verwundert sah seine Tochter ihn an. „Was hast du denn mit deiner Schulter gemacht?"
„Na, wer war das wohl? Dieser hinterhältige Grünling hat mich glatt vom Dach geballert!" Er lud sein Gewehr. „Wo ist dieser Kerl?!"
„Vater!" In diesem Moment tauchte Bohne aus der Menge auf. „Ist alles mit dir in Ordnung...?"
„Wo ist dieser Hinterwäldler?!", keifte Joel ohne sich nach dem Wohlergehen seiner Tochter zu erkundigen.
Bohne sah sich um. „Uhm, er ist... weg."
„Was soll das heißen er ist weg?"
Bohne verschränkte gleichgültig die Arme. „Na ja, abgehauen."
„Das ist doch im Augenblick unwichtig", mischte John sich ein. „Die Hauptsache ist doch, dass alle wohlauf sind."
„Alle, außer einem", wandte Coral ein.
John sah sie verwundert an. „Wieso? Ach so!"
Sofort schlitterte Coral wieder zu Jake, der immer noch eingeklemmt war. Tröstend hob sie seinen Oberkörper an. Die große Klapperschlange war immer noch völlig verwirrt von der ganzen Wendung der Geschehnisse.
Zum Glück dachte Kinski schneller und hob die Stimme. „Hey, packt mal alle mit an!"
Sofort kamen alle Stadtbewohner angerannt und halfen gemeinsam den schweren Wasserkessel von der Schlange wegzubekommen.
Erfreut über diese Erleichterung schlang Jake seinen Körper um die Albinoschlange.
Coral war zunächst etwas überrascht, doch noch ehe sie etwas sagen konnte, reden wieder die anderen dazwischen.
„Sie haben die Stadt gerettet, Mister Jake!", verkündete John. „Das war mehr als eine Meisterleistung gewesen. Noch dazu vor zwei großen Clans."
„Was machen wir jetzt eigentlich mit den Clans?", meldete sich Wounded Bird zu Wort, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, während sein Stamm immer noch die Clans in der Grube bewachte.
„Ja, was soll mit ihnen gemacht werden?", erkundigte sich John bei Jake.
Jake schien verwundert zu sein, dass der Bürgermeister das ausgerechnet ihn fragte, doch John beharrte auf sein Urteil. „Sie sind der Sheriff. Also, was sollen wir mit ihnen machen?"
Die Klapperschlange legte die Stirn in Falten. Dann wanderte sein Blick zu Wounded Bird. „Habt ihr vielleicht Verwendung für Arbeiter?"

Joey und Danny waren nicht gerade begeistert als man sie aus der Grube herausfischte. Alle anderen Stadtleute waren mitgekommen, um zu sehen, was für ein Urteil Jake sie vorgesehen hatte.
„Für eure Untaten, die ihr hier verursacht habt", sprach Jake. „Werdet ihr Sozialarbeit leisten. Kostenlos und unentgeltlich."
Die beiden Clan-Anführer hoben zu einem Protest an. „Das ist unfair!"
Als Jake seine Waffe vor sie hielt, wurden sie allerdings ruhiger.
„Die Jenkins Familie kann sich in den Canyons der Indianer nützlich machen", führte Jake weiter aus.
„Hey!", meldete sich Balthazars Stimme zu Wort. „Denkt auch mal jemand an uns?"
Ohne Rücksicht schlug er mit seinem Spazierstock um sich, um sich den Weg nach vorne frei zu machen. Seine beiden Söhne Ezekiel und Jedidiah folgte ihm, sogar der Habicht schritt hinter ihnen her mit eingezogenem Kopf.
„Wie kommt es eigentlich, dass der Habicht noch lebt?", wollte einer der Anwesenden wissen.
Jake räusperte sich. „Nun, aufgrund des zu hohen Alkoholeinflusses hatte er wohl kaum den Puls gespürt, denn ich allerdings noch gefühlt habe, nachdem ihm der Kessel auf den Kopf geknallt ist. Er war nur ohnmächtig gewesen."
Böse Blicke hagelten auf den Arzt.
„Ich hoffe, du hast niemanden lebendig auf unserem Friedhof begraben", warf einer in die Runde.
„Doc!", rief Meggy tadelnd. „Hatten sie etwa schon wieder getrunken?"
„Und was dich angeht", Jake wandte sich an Balthazar. „Du sagtest doch, du hast eine große Familie. Da könnte doch eine Hasenbande von sieben Leuten etwas nützlich machen." Sein Blick wanderte auf Danny. „Als kleine Entschädigung für eure Mühe."
Pappy winkte ab. „Ach was, es hat Spaß gemacht. Stimmt's Leute?"
Seine Söhne schüttelten stöhnend die Köpfe.
Jake lächelte zufrieden. „Fein, fein. Dann überlasse ich die Hasenbande euch. Zumindest sobald ihr euren Schaden wieder gut gemacht habt."
Der Nacktmull hob verwundert den Kopf. „Was für einen Schaden?"

RANGO // OӘͶAЯ - Another Outlaw Story [dt.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt