Teil 1: Morgenkaffee

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Total übermüdet schleppe ich mich zur Kaffemaschine, die in unserem kleinen Pausenraum am Ende des Ganges steht und sehne mich nach dem wohltuenden Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee.
Wenn Freunde, sagen, dass man doch nur noch fünf Minuten bleiben soll, dann endet dies nie gut. Das sollte endlich einmal in meinem dämlichen Gehirn abgespeichert werden.
Meine widerspenstigen Haare bringen mich heute Morgen noch zur Weisglut und ich hoffe, dass eine Tasse voll dampfendem Überlebenselexier jetzt genau das Richtige ist damit ich wieder auf Hochtouren komme und meine Motivation für den heutigen Tag finde. Denn das nächste Projekt wartet dringend auf mich und ich habe eine Menge zu tun.

Ich arbeite erst seit einem halben Jahr bei "Benks and sons" als Imagepflegerin für Großkunden, kann aber bereits voller Stolz sagen, dass alle meine Projekte von großem Erfolg gekrönt sind. Ich liebe meinen neuen Job und verbringe die meiste Zeit damit für unsere Kunden Benefizveranstaltungen und Spendengalas zu organisieren. Es ist unglaublich wie viel Geld Firmen für positive Presse hinblättern.
Vorher war ich in einer nicht ganz so großen Firma im Marketing tätig und war eine von Vielen, der nie viel Verantwortung übertragen wurde. "Ausführen ohne Fragen zu stellen" war das Motto und das war für einen kreativen Kopf wie mich eindeutig nicht der richtige Platz.
Aber was tut man nicht alles um sich ohne Unterstützung der Eltern eine Wohnung in der Großstadt leisten zu können...
Umso mehr hat es mich aufatmen lassen, dass der Junior Chef Abraham Benks von "Benks and sons" jemanden gesucht hat, der eigenverantwortlich arbeitet und das Team mit produktiven Ideen voran treibt. Genau das wovon ich beruflich geträumt habe. Als sich mein zukünftiger Boss auch noch als ein absolutes Sahneschnittchen entpuppt hat, hielt mich nichts mehr davon ab so schnell wie möglich zu kündigen und dort anzufangen.

"Guten Morgen Lilly", begrüßt mich mein Kollege Luca, der in unserem Großraumbüro sowas wie mein Banknachbar und ebenfalls ein absoluter Kaffeejunky ist.

Lediglich ein hauchdünner Pappaufsteller trennt unsere Tische und schon am ersten Tag waren wir auf einer Wellenlänge. Nach ein paar Drinks hat er mir von seiner homosexuellen Orientierung erzählt und ich mochte ihn dadurch tatsächlich umso mehr. Mal ganz ehrlich, wer wünscht sich nicht einen schwulen besten Freund und wer so offen mit seiner Sexualität umgeht, kann doch nur liebenswürdig sein.
In kürzester Zeit wurden wir zu einem unschlagbaren Arbeitsduo.

"Guten Morgen", gebe ich zerknirscht zurück und ziehe mir eine Tasse aus dem Regal.

"Wenig geschlafen?" fragt er mich erheitert und ich nicke stumm.

Beginne jeden Tag mit einem Lächeln lese ich in Großbuchstaben auf meiner Tasse. Reflexartig versuche ich mich an einem Lächeln, doch diese alberne Weisheit verbessert keineswegs meine Laune. Eher steigt in mir das Bedürfnis auf diese Tasse sofort gegen die Wand zu schmettern. Das Klirren, wie sie an der Wand zerbricht, wäre bestimmt ein sehr zufrieden stellendes Geräusch.
Ich schüttle über meine eigenen Gedanken den Kopf, denn eigentlich bin ich als gut gelaunter Mensch bekannt. Aber vor dem ersten Kaffee und mit viel zu wenig schlaf, sollte sogar das süßeste Kätzchen der Welt lieber etwas leiser schnurren.
Eifrig suche ich nach einer anderen Tasse, doch zu meinem Leidwesen finde keine. Jemand scheint gerade erst die Spülmaschine eingeschaltet zu haben und sie surrt laut vor sich hin.
Mist!
Geschlagen gieße ich mir Kaffee in meine Albtraumtasse und genehmige mir einen großen Schluck daraus.
Ah tut das gut!
Sofort durchströmt ein warmes Gefühl meinen ganzen Körper, nimmt mir unverzüglich einen großen Teil meiner Müdigkeit und ich schließe entspannt meine Augen.
Perfekt.

"Zur Feier des Tages ein paar Lolly Pops Frau Pops?" erklingt eine Stimme hinter mir.

Oh man, gibt es heute irgendwo dämliche Sprüche im Sonderangebot?
Augenrollend wende ich mich meinem Kollegen zu und antworte ihm giftig.

Bitter Sweet LoveNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ