Kapitel 40

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Ich vernahm ein Räuspern und sah auf. Jason stand im Türrahmen und sah mich verwundert an. Clara drehte sich um und liess mich los, als sie ihn sah. Sie wischte sich schnell über das Gesicht und sagte: "Sollen wir anfangen?"
"Klar.", murmelte Jason und legte seine Tasche auf einen Stuhl. Sie begannen, sich zusammen aufzuwärmen. Clara mied den Blickkontakt zu Jason so gut es ging. Nachdem sie fertig waren, packte Clara ihre Sachen und verschwand schnell aus dem Raum. Jason sah ihr kurz nach, dann kam er mit langen Schritten auf mich zu und hockte sich mir gegenüber auf den Boden. "War war das denn?", fragte er verwirrt. "So hab ich sie noch nie erlebt." Ich schluckte. Sollte ich ihm von ihrem Bruder erzählen? Wusste er es schon? Sollte er es überhaupt erfahren? "Ronnie?" Ich zuckte zusammen. "Ronnie, was hat sie zu dir gesagt? Ich schwöre, wenn sie..." "Nein.", unterbrach ich ihn schnell. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. "Alles ist in Ordnung." Ich sah ihm tief in die Augen und einige Augenblicke später nickte er widerstrebend. Er legte eine Hand auf meine und zog sie zu seinen Lippen. Er schloss die Augen und seufzte. "Jason?" Er öffnete die Augen und sah mich an. Die hellblaue Farbe seiner Iris raubte mir jedes Mal aufs Neue den Atem. "Irgendetwas bedrückt dich.", flüsterte ich und rückte näher zu ihm, sodass unsere Knie sich berührten. Er schüttelte leicht den Kopf. "Es ist nur... Ich weiss nicht, wie ich es zwei Monate lang ohne dich aushalten soll...", murmelte er und mein Herz wurde schwer. "Wie lange seid ihr noch hier?" Er schluckte. "Etwas länger als zwei Wochen." Erschrocken riss ich die Augen auf. "Zwei Wochen?", wiederholte ich leise und er nickte, den Blick gesenkt. Ich hob mit einer Hand sein Kinn an und küsste ihn. Er sah mich traurig an. "Wieso kannst du nicht einfach mitkommen?", murmelte er verzweifelt. Wie vom Blick getroffen sprang ich auf. Jason erhob sich mühsam und fragte erschrocken: "Was ist?" "Das ist es, Jason! Ich komme einfach mit! Zwei Wochen bin ich eh von der Schule abgemeldet und das danach ist doch egal!", rief ich aufgeregt. "Ronnie, das kannst du nicht machen. Ausserdem ist doch in vier Tagen die Beerdigung." Meine Freude verflog. "Du hast Recht. Wie konnte ich das nur vergessen?", hauchte ich entsetzt. Er zog mich an sich. "Dann eben danach.", brachte ich heraus. Ich gehe mit, wenn ihr geht." Er schüttelte den Kopf, doch ich gab nicht auf. "Meine Eltern werden mich gehen lassen. Sie wissen, dass es keinen Sinn hat, jetzt mit mir zu Streiten. Ausserdem war Aidens letzter Wunsch, dass Mum mir mehr Freiheit lässt. Ich sehe es als... Trauerreise. Wenn ich ihnen das sage, lassen sie mich gehen." "Ronnie...", murmelte er und sah zu Boden. Plötzlich machte es klick. "Es sei denn... Du willst gar nicht, dass ich mitkomme.", sagte ich leise. Er riss den Kopf hoch. "Natürlich will ich, dass du mitkommst! Ich wäre überglücklich, wenn deine Eltern dich gehen lassen! Ob meine Eltern das auch tun, ist eine völlig andere Frage..."

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