Kapitel 29

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Sie schaute auf ihren Computer. "Intensivstation im zweiten Stock, Zimmer fünf." Ich nahm Jason's Hand und rannte zum Aufzug. Wir fuhren einen Stock nach oben und rannten durch den Gang zu Zimmer fünf. Ich klopfte und eine Schwester öffnete die Tür. "Nur Familie.", sagte sie und sah uns an. "Ich bin die Schwester." Sie nickte und liess mich vorbei. "Ich warte draussen.", sagte Jason und lächelte mich schwach an. "Geh nur." Ich nickte, holte tief Luft und ging ins Zimmer. Ich sah meine Eltern und Jayden, die um das Bett in der Mitte des Zimmers sassen. "Mum.", sagte ich und sie sah auf. "Ronnie. Komm her." Ich gehorchte und lief zu Aidens Bett. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen und ich legte eine Hand auf meinen Mund, um nicht wieder zu Schluchzen, als ich ihn dort liegen sah. Sein Gesicht war von Schramen und Blutergüssen übersäht. Sein dunkles Haar war verschwitzt. Überall an seinem Körper waren Verbände. Eine Beatmungsmaske lag auf seinem Mund und der schmalen, geraden Nase. Er war schon immer schön gewesen, doch jetzt sah er schwach aus, zerbrechlich. Und dann wurde es mir klar. Mum sah mich nicht an. Dad's Augen waren rot und er starrte geradeaus. Jayden sass auf Dad's Schoss und sah auf seine Hände. Es wurde mir klar, als ich sie so dort sitzen sah. Aiden lag im sterben. Er würde es nicht schaffen. Meine Augen brannten. Ich kniete mich neben Aiden's Bett auf den Boden und nahm seine Hand. Sie war eiskalt. Eine Träne tropfte auf seine Hand. "Es ist alles meine Schuld.", sagte ich tonlos. "Es tut mir so leid." Meine Stimme brach und ich legte meine Stirn auf die Bettkante. Plötzlich strich mit seiner Hand durch die Haare und ich hob den Kopf. "Es ist nicht deine Schuld, Nicki." Nur Aiden nannte mich so. Ich hob den Kopf und sah ihn durch den Schleier der Tränen in meinen Augen an. "Doch.", schluchzte ich. Er wischte die Tränen von meinen Wangen, doch sie wurden sofort durch neue ersetzt. Ich hielt seine Hand an meiner Wange fest und küsste seine Handfläche. "Ich wollte nicht, das das passiert." Seine grünen Augen sahen müde aus. "Veronica Lee Parker, es ist nicht deine Schuld." Bevor ich widersprechen konnte, klopfte Jemand an die Tür und die Schwester machte wieder auf. Eine junge Frau, mitte Dreissig, stand da. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Jason. Er sah mich traurig an. 'Es tut mir so leid.', formte er mit den Lippen, dann schloss die Schwester die Tür wieder. Die junge Frau kam langsam näher. Mum und Dad versteiften sich und Jayden sah wütend aus. "I-ich kann ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut.", sagte sie mit brüchiger Stimme. Ich sah, dass sie einen Gips am Arm hatte und ähnlich wie Aiden überall Verbände trug. Niemand antwortete. "Ich verstehe nicht...", sagte ich und meine Stimme zitterte. Die Frau begann, zu weinen. "Ich habe den Unfall verursacht. Ich... Ich hab einfach die Kontrolle verloren. Ich konnte n-nichts machen..."
Sie schluchzte und rannte aus dem Zimmer. Ich starrte ihr hinterher. Sie war also die Verantwortliche. Als ich wieder zu Aiden schaute, sah ich, dass er weinte. Stumm, einfach, lautlos. Meine Unterlippe begann zu zittern. "Hast du Schmerzen?", fragte Mum. Er nickte und schloss die Augen. Sie kam zu ihm ans Bett. Ich wich zurück und liess seine Hand los.

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