Die Helferin versprach mir die Tasche ins Hotel zu schicken und ich fragte sie, wo sie meinen 'Freund' gesehen haben wollte.

In der Nähe des Hafenrestaurants sah ich mich suchend nach Niall um. Es war nicht viel los, außer einen Kellner, der immer wieder zwei alte Ehepaare bediente und einen Skater, der am Gelände lümmelte, konnte ich niemanden entdecken. 

Ich griff zu meinem Handy. Hoffentlich war das Ganze kein böser Scherz. Das Freizeichen ertönte, doch ich hörte ganz in meiner Nähe ein Handy klingeln. Erstaunt drehte ich mich um und sah den Skater an.

Das konnte doch nicht möglich sein. Seine Arme waren übersät mit Tätowierungen, die Klamotten waren eindeutig zwei Nummern zu groß, vor allem diese Hose. Im Leben würde Niall nicht-

Ich stockte und legte auf. Mit jeden Schritt den ich näher auf ihn zu machte, wurde mein Hals trockener. 

„Das ist nicht dein Ernst!", sprach ich laut und als er sich umdrehte und ich sein breites Grinsen sah, wurde es mir bewusst, dass Gesicht unter der Kappe war wirklich Nialls. Die übergroße Hornbrille machte es schwer, dass einem die blauen Augen sofort bekannt vorkamen.

„Die sind doch nicht etwa echt?", fragte ich und betrachtete seine Arme. „Du siehst aus wie, wie-"

„Jedenfalls nicht wie Niall Horan", fasste er gut gelaunt zusammen. Der Rucksack auf seinem Rücken und das Skateboard, dass dran befestigt war, wirkte sehr authentisch.

Ich runzelte die Stirn. „Darf man wissen, was du vor hast?" Niall genoss die Sonne und schob sich die Kappe in den Nacken. Er wirkte so gelassen und unbeschwert, dass ich lächeln musste.

„Wir haben heute frei, Anna. Lasst uns das ausnutzen." 

„Guter Plan, Kristoff."

Niall sah mich verwirrt an. „Wieso Kristoff?" 

Ich neigte den Kopf: „Passt doch, Anna und Kristoff, wirkt sehr normal." Innerlich warf ich mich gegen eine Schrankwand damit ich nicht in lautes Gekicher ausbrach. Hatte wirklich nur Louis Frozen gesehen?

„Wohin wollen wir zuerst?", wollte ich wissen, zu meiner Überraschung zuckte er mit den Schultern: „Keine Ahnung, ich dachte, wir gehen einfach mal los und gucken wo wir landen. Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht."

Wir setzten das direkt in die Tat um. Ganz ungezwungen schlenderten wir vom Hafen durch die erste Seitenstraße. Wir brauchten keine Händchen halten, keine Fotografen im Blick behalten oder darauf achten, ob uns jemand erkannte. 

Zwar blickte Niall sich die erste halbe Stunde immer wieder über die Schulter, doch als er merkte, dass niemand ihm sein Handy für ein Selfie ins Gesicht hielt, entspannte er sich zunehmend.

„Wollen wir Mittagessen, Kristoff?", fragte ich, nachdem wir in der Innenstadt von Oslo durch ein paar Läden gebummelt waren. Es war ein herrliches Gefühl, zusammen mit Niall auf dem Rand eines Brunnens zu sitzen, mit einem Döner in der Hand und zwei Flaschen Cola dazwischen.

„Oh Gott, dass ist besser als alles andere", stöhnte er genüsslich und vergrub die Zähne erneut in das lauwarme Fleisch. Gut gelaunt beobachtete ich die Menschen um uns herum. Niemand schien auf uns zu achten. Zuletzt hatte ich mich zu Hause so gefühlt.

„Mein Onkel Hank lässt ausrichten, dass ich dich gar nicht erst mitbringen soll, wenn du Soccer magst", sprach ich und Niall verzog das Gesicht. Er schien direkt zu schalten, worauf ich anspielte. Nämlich das meine Familie ernsthaft glaubte, dass wir zusammen waren. 

„Anna, nenne es um Himmels Willen nicht Soccer. In Europa sagt man Fußball", verlangte er.

„Bei uns wird Football oder Basketball geschaut. Selbst Baseball ist beliebter, doch nichts geht über Bier und den Super Bowl", verteidigte ich meine sportlichen Werte.

Twisted perfection ✓Where stories live. Discover now