K A P I T E L 14 | Selbsthass

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Alicia's POV.

Es fühlte sich unglaublich an, zu wissen, dass er nicht weg war, sondern dass ich in seinen Armen lag.

„Es tut mir so leid George, ich- ich hatte meine Gefühle nicht unter Kontrolle.", hauchte ich in seinen Armen, denn mittlerweile hatte mich George vorsichtig hochgehoben und sich mit mir zusammen ins Bett gekuschelt, die Tür war natürlich abgeschlossen. Ich hoffte, dass trotzdem keiner anklopfen würde.

„Du hast dich an ihn erinnert, oder?", hakte er vorsichtig nach. Stets wollte George nur das Beste für mich, außerdem wollte er, dass ich mich in seiner Nähe wohl fühlte. Ich konnte nicht glauben, dass er das für mich tat.

Stumm nickte ich, sah dabei aber absichtlich nicht in sein Gesicht. Ich hatte Angst, er würde mich nicht verstehen. Sofort bekam ich dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust, dass mir mehr Angst denn je gab, mich der falschen Person anzuvertrauen, obwohl ich mir bei George sicher sein konnte. Hoffentlich. Ich konnte nie verstehen, warum Männer so handeln mussten, dass sie uns Frauen zu tiefst verletzten, egal ob körperlich oder psychisch.

„Lee, du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Ich würde nie deine Geheimnisse frei in der Welt ausplaudern, so jemand bin ich nicht.", versuchte George verzweifelt mein Vertrauen wieder zurückzugewinnen, doch ich wusste nicht mehr, wo vorne und hinten war, die Last auf meinen Schultern wurde immer größer.

„Weißt du George, es ist nicht leicht, Worte, Erinnerungen und sonstige Dinge auszusprechen, wenn ich es noch nie zuvor getan hatte.", gestand ich leise, denn es fühlte sich so an, als würde mich niemand auf dieser Welt verstehen oder es nachvollziehen können.

„Vielleicht tut es dir gut, wenn du mir erst einmal erzählst, warum du dich nie jemanden anvertraut hast. Warum bist du nicht zu Mick gegangen, er hätte dich sicher verstanden.", äußerte er seine Gedanken, was mich zum Nachdenken brachte, aber eigentlich wusste ich schon, wieso ich mich nie jemandem anvertraut hatte.

„Ich-, das ist schwer zu sagen.", sagte ich schließlich, weshalb George den Kopf schief legte und mir eine lose Strähne hinter das Ohr strich.

„Du schaffst das, ich werde es schon verstehen.", sprach er mir Mut zu, was unglaublich half.

„Nachdem, nachdem ich vergewaltig wurde, hatte ich mir geschworen, mit Mick zu reden, ihm mein Vertrauen zu schenken. Doch ich verschob es immer weiter, fraß alles in mich und weinte nachts heimlich in meinem Zimmer. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass er mich vielleicht überhaupt nicht mehr verstehen würde oder dachte, dass ich mir alles nur ausgedacht hatte. Irgendwann hatten sich diese Gedanken eben in meinem Kopf festgesetzt und haben mein Leben bestimmt.", erzählte ich mit zittriger Stimme und wendete mein Blick von George ab. Statt zu ihm zu blicken, starte ich zur Tür, denn es war noch immer nur die halbe Wahrheit.

„Aber du weißt, dass es nicht stimmt, oder?", hauchte er zu mir, weshalb ich meinen Blick wieder zu ihm wendete.

„Natürlich weiß ich das, aber es, es gab noch einen anderen Grund.", stotterte ich. Meine Stimme bebte, ich wusste, dass ich den Kampf gegen die Tränen nicht mehr lange standhalten könne. Sekunden später verließ ein lauter Schluchzer meinen Körper, weshalb ich meinen Kopf an George's Schulter vergrub und noch stärker anfing zu weinen.

Es waren zu viele Erinnerungen, die ich seit Jahren verdrängt hatte und nicht wahr haben wollte.

„Oh Lee, ich wünschte, ich könnte dir all dein Leid abnehmen. Du hast es nicht verdient, so behandelt worden zu sein.", sprach George beruhigend auf mich ein und streichelte mir dabei sanft über den Rücken, während mein Kopf auf seiner Brust ruhte und mein Körper noch immer wild bebte.

𝗪𝗶𝗹𝗹 𝗵𝗲 𝗹𝗲𝘁 𝗺𝗲 𝗼𝘂𝘁 𝗼𝗳 𝘁𝗵𝗲 𝗱𝗮𝗿𝗸𝗻𝗲𝘀𝘀? || George RussellWhere stories live. Discover now