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Ich zucke zusammen und schrecke hoch. Sofort schaue ich mich in dem Raum um und erkenne jedoch nach kurzer Zeit das ich mich in meinem Schlafzimmer befinde.

Seit langen hatte ich mal wieder einen Alptraum, gerade jetzt wo ich ihn am wenigsten gebrauchen kann.

Ich stehe vorsichtig auf und greife nach meinem Handy.

Es ist acht Uhr Abend. Anscheinend muss ich irgendwann eingeschlafen sein.

Ich lege die Bettdecke wieder ordentlich hin und kippe das Fenster ein wenig an um frische Luft in den Raum zu lassen. Draußen ist es bereits dunkel und Regenwolken haben sich gebildet.

Sofort kommt mir die regnerische Luft entgegen und ich ziehe sie mit geschlossenen Augen ein. Ich liebe diesen Geruch, welcher kurz bevor es regnet entsteht.

Ich blicke noch ein Mal auf die Bilder an meiner Wand.

Ich kann mir selber nicht erklären warum ich sie nicht abnehme. Wahrscheinlich weil sich das alles noch nicht real anfühlt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen das es das jetzt schon gewesen sein soll und das die gemeinsame Zeit mit Tom jetzt plötzlich vorbei sein soll. Ich kann es nicht wahrhaben und ich will es auch nicht.

Ich hole kurz tief Luft und ziehe die Tür hinter mir zu.

Ich gehe in die Küche und krame aus einem der Schränke meinen Pfefferminztee hinaus und setze das Wasser im Wasserkocher an. Direkt ertönt das Geräusch des kochenden Wassers und ich bereite die Tasse vor.

Als das klickende Geräusch ertönt und die grüne Lampe des Wasserkochers leuchtet, kippe ich das Wasser in meine Tasse und schlendere langsam zu meiner Couch hinüber um mich dann auf diese fallen zu lassen.

Ich ziehe meine Beine auf die Couch und setze mich bequem hin.

Die Regentropfen prasseln gegen meine Fensterscheibe und lassen mich ein wenig zur Ruhe kommen.

Vorsicht nippe ich an dem heißen Tee und nehme schließlich einen großen Schluck. Bei den Mengen Tee die ich schon mein ganzes Leben lang getrunken habe, hat sich mein Mund bereits an das heiße Wasser gewöhnt.

Ich stelle meine Tasse auf den Couchtisch ab und möchte gerade nach der Fernbedienung greifen, als mir plötzlich der ordentlich zusammengefaltete Brief auffällt.

Ich halte kurz inne und lasse das gestrige Szenario durch meinen Kopf laufen.

Ich habe den Brief total vergessen.

Mit zittrigen Händen greife ich schließlich nach ihm und halte ihn fest in meinen Händen. Ich bin mir nicht so sicher ob ich ihn öffnen soll. Immerhin habe ich keine Ahnung davon, was mich in diesem Brief erwarten wird.

„My Darling,
Wenn du das gerade liest, dann heißt das, dass wir gerade dem Scheitern verurteilt sind.
Warum auch immer es dazu kommt Liebling, ich weiß das wir das zusammen schaffen. Denn egal was auch zwischen uns passiert ist, ich weiß das ich dich immer lieben werde.
Also sollte dies der Fall sein, das du davonrennen möchtest, dann renn mit mir zusammen weg. Sag mir einfach Bescheid und ich werde alles stehen und liegen lassen und dir einfach bis an das Ende der Welt folgen.
Ich werde dir Zeit geben, aber ich werde dich nie Mals aufgeben. Also bitte gib mich auch nicht auf. Ich kann nicht den wichtigsten Menschen in meinem Leben verlieren.
Ich liebe dich Darling, and you are All I Need"

Ich wische mir eine Träne weg, welche mir gerade über die Wange läuft und atme hörbar aus.

Alles was er sagt war mir selber auch schon bewusst. Ich renne weg und lasse ihn in einer schweren Zeit zurück.

Aber es jetzt von ihm zu hören, gibt mir ein anderes Gefühl.

Ich weiß das er recht hat und ich weiß das ich das alles wieder gut machen muss. Er war in jeder schweren Zeit für mich da, jetzt liegt es an mir auch für ihn da zu sein.

Ich renne weg und genau das wollte ich nicht mehr tun.

Ich stehe auf und gehe mit schnellen Schritten an meine Tür und ziehe mir schnell meine Schuhe an und greife mir meinen Schlüssel.

Ohne weiter darüber nachzudenken renne ich los. Ich renne so schnell wie nie zuvor. Ich renne um meine Fehler wieder gerade zu biegen und zum ersten Mal renne ich nicht vor etwas davon, sondern genau darauf zu.

Der Regen fällt auf mich, doch die warme Luft umgibt mich noch immer. Bereits nach kurzer Zeit sind meine Sachen schon mit Wasser vollgesogen, aber das ist mir egal. Ich möchte einfach zu Tom.

Ich renne die Straßen entlang und richte meinen Blick starr auf mein Ziel. Lediglich die Laternen weißen mir den Weg zu Tom.

Nach einer Stunde komme ich schweratmend zum stehen und bin froh darüber das ich die Jahre zuvor immer joggen war und meine Ausdauer wesentlich verlängert habe. Dennoch beuge ich mich ein wenig nach vorne und stütze mich auf meine Knien und keuche ein wenig, während ich versuche nach Luft zu schnappen.

Das laufen ist für mich nicht das Problem, ich bemerke nur immer erst das ich nicht mehr bei Kräften bin, wenn ich stehenbleibe.

Ich versuche mich ein wenig zu fangen und richte mein Blick schließlich dem weißgestrichenen Haus zu.

Direkt kommt mir das unbekannte schwarze Auto vor diesem in den Blick und ich begutachte es skeptisch.

Ich habe es mit Sicherheit schon einmal irgendwo gesehen, doch gerade kann ich es nicht zuordnen.

Mit schweren Schritten gehe ich auf die Haustür zu und klopfe an dieser, während ich mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht wische.

Es dauert nicht lange bis mir die Brünette Dame mit den braunen großen Augen die Tür öffnet.

„Flora?" Jade mustert mich mit hochgezogener Augenbraue und ich zucke kurz zusammen.

Jetzt weiß ich wieder wem das Auto gehört.

All I needWhere stories live. Discover now