35

580 29 1
                                    



„Alles wird gut Darling" Tom sein Blick richtet sich auf mich „wer auch immer in deiner Wohnung war, er wird wohl kaum noch dort sein" er lächelt mich leicht an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Straßenverkehr widmet.

Beruhigend streichelt er mit seinem Daumen kleine Kreise auf meinen Oberschenkel und ich kaue nervös auf meiner Lippe umher.

Ich habe Angst, weil ich mal wieder nicht weiß was auf mich zukommt. Ich weiß nicht was in dieser Nacht in meiner Wohnung passiert ist und noch weniger weiß ich, wer in meiner Wohnung war. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich mich jemals wieder in diesen vier Wänden sicher fühlen soll.

Ich nehme Tom seine Hand in die meine und begutachte unsere Hände.

Seine Hand ist wesentlich größer als meine und seine Finger auch länger und breiter. Würde man nur unsere Hände sehen, dann würde man denken ich sei ein kleines zierliches Mädchen und er ein Riese.

Mein Blick schweift zu Tom und ich schmunzle lächelnd. Eigentlich trifft das auf uns beide ganz gut zu. Im Vergleich zu mir ist Tom wirklich ein Riese. Wem will ich was vormachen mit meinen 1,61 m, ist im Vergleich zu mir wahrscheinlich jeder ein Riese.

Ich wende meinen Blick von Tom ab und schaue aus dem Fenster.

Bäume und Häuser ziehen an uns vorbei, wir sind eindeutig noch eine Weile von meinem Wohnviertel entfernt. Hier sieht man viel von der Landschaft und viele Bunte Blumen blühen und wenn man genauer in die Ferne schaut, dann erkennt man die bläuliche Abgrenzung zum Meer.

Blicke ich aus meinem Wohnzimmer Fenster, dann blicke ich ins nichts. Ich blicke auf die Straßen und auf andere graue Wohnblöcke, aber einen Blick aufs Meer kann ich nicht erhaschen. Weder einen Blick auf eine grüne Fläche die größer als zwei Meter ist, noch auf glückliche Gesichter.

Ich würde alles dafür tuen irgendwann einmal in einer solchen Gegend wie Tom zu wohnen. In einer Gegend in der man abends die Tür offen stehen lassen könnte und sich sicher sein kann, dass nichts passieren würde. Eine Gegend in der es ruhig ist und keine illegalen Aktivitäten stattfinden.

Gerne würde ich einfach bei Tom wohnen, aber ich weiß das dies nicht gut für unsere Beziehung wäre, zumindest noch nicht. Ich brauche auch mal meinen Freiraum, einen Ort an dem ich mich auch mal zurückziehen kann, wenn mir alles zu viel wird. Ich möchte nicht mehr davonrennen, aber es wird eine Weile dauern, bis ich diese Angewohnheit komplett abgelegt habe und ein dauerhaftes aufeinander hocken ist dabei nicht sehr produktiv.

Tom drückt meine Hand leicht und ich lächle. Es wird mir schwer fallen wenn ich nicht in seiner Nähe sein kann, das spüre ich. Es wird mir schwer fallen wenn ich seine Nähe nicht mehr spüren kann und seine Berührungen. Wenn ich dieses funkeln in seinen Augen, welches immer dann auftritt wenn er mich sieht, nicht mehr sehen kann und dieses hinreißende Lächeln, welches sich auf seinen perfekten Lippen widerspiegelt. Es wird mir schwer fallen wenn mich seine Wärme nicht mehr umgibt und wenn ich auf mich allein gestellt bin und keinen um mich habe, der mich versteht und der mir seine vollkommene Liebe schenkt. Es wird schwer, wenn ich meinen Anker verliere, denn das ist Tom.

Tom ist mein Anker, der Grund weshalb ich nicht gehen kann und der Grund, weshalb ich auch nicht gehen möchte. Weil ich mich bei ihm Sicher und Wohl fühle. Mit ihm an meiner Seite fühle ich mich einfach komplett und das ist beängstigend. Ich möchte gar nicht daran denken was passiert, wenn ich mich nicht beherrschen kann und ihn verliere. Ich würde einen Teil von mir selber verlieren und zu Bruch gehen.

Schnell verwerfe ich diesen Gedanken und versuche mich wieder auf die Landschaft zu konzentrieren. Ich darf diese negativen Gefühlen keine Aufmerksamkeit schenken, ansonsten überkommen sie mich wieder und ich renne davon. So wie ich es immer tue.

Langsam erstrecken sich die Wohnblöcke vor uns und ich spüre wie wir langsam aber sicher meiner Wohnung immer näher kommen. Ich würde sie nicht als mein Zuhause bezeichnen, denn dies war sie für mich unter keinen Umständen. Es sind einfach vier Wände in denen ich ein Teil meines Lebens in Angst verbracht habe.

Tom fährt langsam in die Straße in der mein Wohnblock liegt und als er die Bremse zieht, verspanne ich mich. Mein Herz rutscht mir in meine Hose und ich beiße meine Zähne zusammen. Ich möchte gar nicht sehen was mich da oben erwartet.

Ich nehme das klacken des gelösten Anschnallgurtes war und schaue zu Tom, der sich gerade zu mir dreht. Seine Lippen ziert ein kleines Lächeln „ich bin für dich da, okay?" er hebt unsere verschränkte Hand hoch und drückt einen Kuss auf meinen Handrücken „ich werde immer für dich da sein, egal was passiert. Versprochen" seine Stimme ist ruhig und steckt voller Ehrlichkeit.

Ich weiß das Tom mich nie anlügen würde und dennoch habe ich Angst er könnte sein Versprechen irgendwann brechen.

All I needWhere stories live. Discover now