Kapitel 17 - going home

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Scarletts Sicht: Southwest Harbour lag hinter uns, als wir zwei Tage später auf dem Weg zum Flughafen waren, und ich musste sagen, ich würde es nicht vermissen.
Unser Flug war früh eingeplant, aber da es ein FBI Privatjet war, hätten wir vermutlich auch später fliegen können - was aber keiner gewollt hatte. Meine paar Sachen, die noch im Hotel ausgepackt gelegen hatten packte ich vor Sonnenaufgang ein, ganz alleine, während vor dem Fenster noch alles blau und verschlafen war. Es war irgendwie befriedigend, als das letzte Paar Socken, meine Zahnbürste und meine Gesichtscreme eingepackt werden konnten, und das Zimmer wieder seine ursprüngliche Gestalt angenommen hatte. Es war wieder bereit, sich jemand neuem anzupassen, alles, was hier von mir gewesen war, war wieder verschwunden. Aber viel war es ja von Anfang an nicht gewesen, ich hatte hier kaum Zeit verbracht. Länger hatte meine Zeit im Bauch des Schiffes gedauert als in diesem Zimmer hier. Ich trat ans Fenster, sah auf den Parkplatz darunter, in dem das Licht der Straßenlaternen kalt und klinisch die parkenden Autos anstrahlte. Dahinter erstreckte sich in Teilen die kleine Hafenstadt, im Sommer bestimmt ein Urlaubsziel, im Winter einfach nur trist und langweilig, aber jetzt ein Schauplatz von so vielen emotionalen Höhepunkten, ein Schauplatz der Kriminalität aber auch dem Sieg über diese. Und all das blieb fast allen Bewohnern dieser Stadt, genau wie allen Touristen völlig unbekannt. Das war natürlich auch gut so. Ich schlug die dunkelgrauen Vorhänge zu, als endgültige Geste, wie der Vorhang nach einem Theaterstück. Ich war mehr als bereit zu gehen.

Schließlich kamen wir sogar noch ein bisschen verfrüht am Flughafen an, das Flugzeug war noch nicht mal bereit. Als hätten wir einen ganz normalen Flug gebucht saßen wir also auf den Wartesitzen im Flughafengebäude, während draußen die Sonne aufging, in allen Farbtönen, wie in einem Romantischen Gemälde.
„Anderes Wort für ‚Werbung', sieben Buchstaben, zweiter Buchstabe ist ein E...", murmelte Ralph vor sich hin. Er war leidenschaftlicher Kreuzworträtsel-Löser, genau wie ich, also setzte ich mich dazu und diktierte ihm: „Reklame".
„Stimmt! Danke, Scar!"
„Nein danke", hörte ich währenddessen V sagen, und zwar betont, als Tanner sie zum gefühlten hundertsten Mal in den letzten fünf Minuten fragte, ob sie sich auch wirklich wieder gut fühlte, und ob es nicht doch besser gewesen wäre, noch ein, zwei Tage länger im Krankenhaus zu bleiben, und ob sie vielleicht ein Kissen brauchte oder ob die chips nicht noch zu gefährlich wären und ob sie sie sich auf sehr schonende Kost beschränken wollte.
„Wow, okay, kein Problem, ist ja dein Leben", reagierte Tanner eingeschnappt, während V in Bezug auf die Chips murmelte „Das ist noch nicht mal die scharfe Sorte."
Beleidigt rauschte Tanner auf und ließ sich auf der anderen Seite von Ralph nieder, wohl weil er merkte, dass er nicht wirklich irgendwohin abhauen konnte.
„Man ey... Beziehungen sind manchmal echt härter als jeder Sport", sagte er eher zu sich selbst und fuhr sich dabei genervt mit den Händen über das Gesicht.
„Arthur Conan Doyle...", murmelte Ralph als Antwort auf das Kreuzworträtselfeld, das nach dem Sherlock Holmes Autor fragte. Ich dagegen überlegte, was ich in Bezug auf das Wort Beziehungen noch denken wollte. Da war doch noch was...
„Scheiße, ich wollte ja noch Hector anrufen!", fiel mir mein wichtiges Vorhaben wieder ein. Ich musste meinem Freund so viel erzählen, und irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt gewesen, so viel war los gewesen! Aber jetzt sprach doch nichts dagegen!
Ich holte mein Handy heraus und suchte hastig seine Nummer heraus, doch als ich gerade seinen Kontakt gefunden hatte, kam von Jake die Nachricht: „Alle aufstehen, das Flugzeug ist bereit, wir können endlich los!"
„Och ne, was für ein scheiß Timing", murmelte ich und steckte mein Handy zurück in meine Tasche. Auf dem Flug durfte man ja nicht telefonieren.

Ich fühlte mich sowieso schon schlecht, weil ich es immer wieder aufgeschoben hatte, Hector anzurufen, und jetzt wo ich es gerade durchziehen wollte ausgerechnet war unser Flugzeug bereit?
„Darf ich mal?", fragte ich Ralph, der seinen Kreuzworträtsel Stift gerade wegpacken wollte, nahm ihm ohne eine Antwort aufzuwarten den Kuli weg und schrieb Hector anrufen!!! auf meinen Arm. Ich trug zwar ein langärmeliges Oberteil, aber spätestens heute Abend würde ich dann diese Erinnerung sehen. Was aber natürlich nicht nötig sein würde. Weil ich schon direkt nach der Landung daran denken würde, mit meinem Freund zu telefonieren. Selbstverständlich.
„Kommst du jetzt auch mal, Scarly?", fragte Valerie und ich nickte.
„Ich musste mir nur noch aufschreiben, dass ich daran denke, Hector anzurufen", erklärte ich und sie lachte, was ich eigentlich auch nicht anders erwartet hätte.
„So was musst du dir extra aufschreiben? Obwohl, irgendwie wundert es mich bei dir nicht. Naja. Zum Glück bin ich ja nicht der Typ für feste Beziehungen, da muss ich mir über sowas keine Gedanken machen."
Langsam fragte ich mich, ob das bei mir nicht vielleicht genauso war.

Bis sie stirbt I Der erste Fall Onde as histórias ganham vida. Descobre agora