Kapitel 7- Undercover

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Scarletts Sicht: Das enge rote Kleid saß gut, Ralph hatte mir nur nach Augenmaß die richtige Größe besorgt, und unter anderen Umständen hätte ich mich vielleicht sogar darin wohlfühlen können, obwohl es so kurz war, aber jetzt überkam mich ein Schauer, als ich mich im Spiegel betrachtete. Dieses Kleid war mein Lockvogelkleid. Ich trug es nicht für mich, um mich selbst darin sexy zu fühlen, nein, ich trug es, um Menschenhändler anzulocken. Meine eigene Reflexion widerte mich an. Aber das war bei einer Undercover Mission vermutlich normal.
„Sieht doch heiß aus", kommentierte Valerie, die auf dem Bett in meinem Hotelzimmer saß und noch die letzten technischen Kleinigkeiten vorbereitete, damit ich auch gut verwanzt wäre.
„Ja, das soll es ja auch", murmelte ich, während sie ein Mikro hinten von innen an den Reisverschluss des Kleides befestigte.
Ich war froh, dass V und ich uns vertragen hatten, bevor die Mission anfing, da ich sonst wohl mittlerweile nur noch ein Nervenbündel gewesen wäre, aber auch so war ich alles andere als ruhig. Mein Herz klopfte und ich strich mir immer wieder über die Fingernägel, die zum ersten Mal seit Jahren lackiert waren (auch in Signalrot, passend zum Kleid). V hatte mir versichert, dass ich es schaffen würde, und eigentlich gab es ja, wie ich selbst großspurig zu Voltaire gesagt hatte, kein hohes Risiko, da Valerie und die anderen alles mithörten, was mir passierte, und sofort eingreifen könnten, aber dennoch: ich hatte Schiss.
„Entspann dich, Scarly. Das kriegst du locker hin, und denk doch mal dran, wie dich alle feiern werden, wenn du es sein wirst, wegen der wir den Fall lösen. Das ist doch geil, oder? Also ich finde es geil. Wenn ich jünger und unschuldiger aussehen würde, wäre ich glatt selbst auf die Mission gegangen, aber du bist eben perfekt dafür."
Valerie klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken, nachdem sie das geheime Mikro angebracht hatte, und reichte mir dann meinen Mantel - einen Mantel, den ich nur anziehen durfte, während die anderen Agents noch dabei waren. Sie würden ihn dann mitnehmen, denn ein langer figurverhüllender Mantel kam natürlich nicht in die Tüte bei dieser Mission. Mann, das würde ganz schön kalt werden. Kalt... und gefährlich. Das konnte man nicht leugnen, ich konnte mich auf den Gefahrfaktor verlassen wie auf die Wettervorhersage.
„Ich hab seit der 10. Klasse nicht mehr geschauspielert", flüsterte ich, als ich mit Valerie den Raum verließ - ein Hotelzimmer, das ich erst in unbestimmter Zeit wiedersehen würde.
„Ach, das macht doch nichts. Ist doch wie Radfahren, schauspielern verlernt man bestimmt nicht."
Na das wollte ich doch hoffen. Immerhin könnte dieses Mal mein Leben davon abhängen.

V's Sicht: „Ich bin durch mit den Aufzeichnungen" Voltaire blickte von ihren Papieren hoch und sah mich an, als hätte sie mein vorheriges Klopfen nicht gehört. „Was für eine erfreuliche Nachricht, Agent Sterling" sie senkte ihren Kopf wieder und schien ihre Konzentration erneut auf Ihre Unterlagen zu fokussieren. Als sie nach weiteren 5 Minuten nicht weiter sprach, räusperte ich mich vorsichtig. „Und was soll ich jetzt machen?" Es dauert eine weiter Weile, bis sie mich endlich ansah. „Nachdem was mit im Verhörraum passiert ist, kann ich Ihnen keine wichtige Aufgabe geben und da wir im Moment nur solche haben, gehen Sie doch bitte neuen Kaffe kaufen und holen sie Esse von irgendeinen Restaurant für uns und nun verlassen sie mein Büro" Ungläubig und enttäuscht verließ ich ihr provisorisches Büro.
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Joeys Place sport Lounge war das Einzige Restaurant, was nicht entweder überteuert war oder auf Fisch spezialisiert war. Als ich endlich einen Parkplatz fand und Ausstieg hielt ich eine Minute inne. Jetzt war Scarlett wahrscheinlich schon längst irgendwo gefangen gehalten. Bei den Gedanken, ihr nicht sofort helfen zu können und mit dem Wissen, wie unwissend ich über diese ganze Mission war wurde mir leicht übel. Es geht ihr gut, versuchte ich mir selber einzureden und überquerte dann die Straße. Joes Place war einer von diesen Restaurants, wo tags über nicht viel los war und man von drinnen fast seine eigene Hand vor Augen nicht sehen konnte, weil es so dunkel war. „Du bist nicht von hier" Ein Mann mittleren Alters mit einem langen dunkel braunen Bart sag kurz zu mir auf und zündete sich dann eine Zigarette an. „Woher wissen sie das?" Ich konnte einfach nicht wieder stehen. Was machte mich so anderes? „Jemand in deinem alter würde hier keinen Burberry Mantel tragen, solche komischen Fingernägel haben und dann diese teuer aussehenden Klamotten tragen"

Bis sie stirbt I Der erste Fall Where stories live. Discover now