19 || Unerwünschte Gefühle

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„Du backst?" Kommt es von der Tür und erschrocken drehe ich mich um.

Jace kommt gerade durch die Tür und sieht sich das kleine Durcheinander an, welches ich in der Küche veranstaltet habe.

Ich bekomme kurz ein mulmiges Gefühl im Bauch, da der gestiege Abend mit ihm etwas verwirrend, unklar, aber irgendwie auch lustig war. Wiederum weiß ich keinesfalls, wie er dazu steht.

Ist er sauer auf mich? Enttäuscht?

Aber so wie es aussieht scheint es nichts von beidem zu sein, denn nur in wenigen Schritten ist er bei mir und der Schüssel, die ich in meiner Hand halte. Er fährt einmal mit seinem Finger durch den Teig und ich atme laut auf.

„Jace!" rufe ich, „Das ist ekelig", ich drehe die Schüssel von ihm weg und muss mir ein Lachen verkneifen.

„Schmeckt doch gut", gibt er nur schulterzuckend wieder und fängt an zu grinsen. „Du hast ein bisschen Mehl im Gesicht", er zeigt mit seinem Finger auf meine Stirn.

„Das wirst du gleich auch haben, wenn du jetzt nicht raus gehst", ich zeige Richtung Tür, aber Jace bewegt sich keinen Millimeter.

„Ach, das ist also dein Dank dafür, dass ich mir heute Morgen die Mühe gemacht habe, deiner Mutter eine Ausrede zu erzählen?" Gibt er leicht ironisch von sich und ich weiß auch ganz genau wieso.

„Wer hat den mit siebzehn noch Heimweh?" Frage ich verständnislos, aber er fängt nur wieder frech an zu grinsen. „Na du", gibt er plausibel wieder, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.

„Sehr lustig", ich packe die Schüssel auf den Küchentresen und füge Mehl hinzu, damit die Masse dicker wird.

Da ich Jace Blicke auf meinen Rücken spüre, versuche ich von mir abzulenken und das Thema zu wechseln.

„Wie kommt es eigentlich dass du von gestern nicht Müde bist? Oder wie sonst, konntest du heute zu deinem Training gehen", mit einem Schneebesen rühre ich das Mehl unter dem Teig.

Ich will nicht den Mixer verwenden, da sonst unser Gespräch unterbrochen werden müsste und dann würde er eventuell ja wirklich raus gehen.

„Ich hatte nur ein Bier, mehr nicht", er tritt neben mich und sieht mir zu, was mich nur noch nervöser macht.

„Wie brav du doch bist", gebe ich sarkastisch wieder und versuche mich von seinen Blicken nicht beirren zu lassen.

„Etwas was man von dir nicht behaupten kann", und schon wieder grinst er so frech, dass ich einmal in die Mehlpackung greife und mich mit einer Handvoll zu ihm umdrehe.

„An deiner Stelle wäre ich nicht so vorlaut", sein Blick fällt auf meine Hand, aber er verdreht nur die Augen. „Das würdest du nicht tun".

Er sieht mich von oben an und ich überlege kurz. Er unterschätzt mich immer wieder, aber ich kann ihn doch nicht einfach mit Mehl bewerfen, also ziehe ich nur herausfordernd eine Braue hoch.

„Vielleicht wäre das meine Rache an dich, weil du mich vorgestern einfach auf den Parkplatz stehen gelassen hast". Jetzt vergeht ihm sein Lachen.

„Du warst frech", gibt er schulternzuckend wieder, als wäre das die plausibelste Erklärung auf Erden.

„Ach, ich darf nicht frech sein, aber du schon?" Das klingt aber nicht fair.

„Naja", er fährt sich einmal durch die Haare. „Ich bin ja sozusagen dein älterer Bruder, der darf das".

Ich öffne frustriert meinen Mund.

Ach, auf einmal bezeichnet er sich als meinen „Bruder".

Ich schließe meinem Mund wieder und will ihm nun endgültig meine Hand mit Mehl ins Gesicht pfeffern, als er jedoch schneller ist und bevor ich realisieren kann was passiert, hält er mein Handgelenk fest, so dass ich meine Hand kaum noch bewegen kann.

Sag Niemals NieWhere stories live. Discover now