11 II Ein fremdes Zuhause

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Heute war der erste Tag, an dem ich Training in meiner neuen Mannschaft hatte.

Wie auch sonst so oft, wenn ich die Menschen um mich herum nicht kannte, verhielt ich mich etwas zurückhalten und nahm erstmal alles um mich herum im Stillen wahr.

Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich auf den großen Rasenplatz trete und das altbekannte Gefühl zurückkehrt.

Heute ist ebenfalls wieder gutes Wetter und Viola, Jes, Layla und ich hatten dementsprechend die Pausen draußen, in der Sonne verbracht.

Mit Jace hatte ich seit gestern so gut wie garnicht mehr geredet, da er in der Schule die meiste Zeit bei seinen Freuden verbringt und mich in Mathe Komplet ignoriert, als wäre ich von einem anderen Planeten.

Auch wenn wir uns gestern für eine kurze Zeit und zum ersten Mal gut verstanden haben, war diese Zeit genauso schnell wieder vorbei und Jace behandelte mich wie jener Tag zuvor.

Ich versuche so zu tuen als würde mich das nicht weiter stören und versuche ihm, so gut es geht, aus dem Weg zu gehen.

Jetzt sitze ich in der Mädchenumkleide und ziehe mir die Schienbeinschoner über meine Knöchel und Platziere sie an der richtigen Stelle. Ich versuche einfach nicht weiter über die Paradoxe Familiensituation bei mir zuhause nachzudenken, sondern bewundere stattdessen die hübschen Trikots der Charlottesville Highschool, welche in einem zarten Blau, weiß geziert sind.

Ich bekomme die Rückennummer dreizehn und streife mir den Synthetikstoff über den Kopf.

Als ich mit den anderen fünfzehn Mädchen auf den Rasen des großen Feldes trete, hätte ich am liebsten wieder auf den Absatz kehrt gemacht. Denn auf der anderen Seite des großen Spielfeldes sehe ich die Footballmanschaft trainieren, worunter mir Jace gleich ins Auge fällt.

Ich erhasche einen kurzen Blick auf ihn und sehe wie er und seine Kumpels Dehnübungen machen. Noch scheint er mich nicht bemerkt zu haben und ich hoffe dass dies auch so bleiben wird.

Ich will mir nicht noch mehr von ihm verderben lassen, nur weil er der Auffassung ist, mein Leben in Charlottesville noch mehr auf den Kopf stellen zu müssen, als es eh schon ist.

Als das Training beginnt, schaffte ich es wiederum besser als erwartet, meine Gedanken um mein neues Zuhause zu verbannen und mich auf mein ersten Training zu konzentrieren.

Meine neue Trainerin, Mrs. Collin, schien sehr nett zu sein, aber auch streng genug, um das Training am laufen zu halten.

Auch schien sie mir ziemlich ehrgeizig, da sie uns viele Aufwärmrunden laufen ließ, so dass ich nach meiner zehnten Runde langsam Seitenstechen bekam. Nichtsdestotrotz versuchte ich mit den anderen mitzuhalten und fing an mich mit einigen Mädchen zu unterhalten.

In der Zeit hatte Mrs. Collin bereits Hütchen aufgebaut, zu denen wir lauf und Passübungen machen sollten.

Ich wusste es würde noch eine Zeit brauchen, bis ich in die neue Mannschaft integriert sein würde, aber die Mädchen schienen recht nett zu mir zu sein und meines Glückes erwähnte keiner von ihnen das Wort Jace oder Stiefschwester.

So galten meine Gedanken nur dem Training und ich konzentrierte mich auf die Übungsaufgaben.

Am Ende bauten wir noch zwei Tore auf und spielten acht gegen acht, wobei keiner der Mädchen Gnade zeigte.

Ich merkte von Minuten zu Minuten immer mehr, wie sehr mir das Training gefehlt hat und ich merke wie es mir ein wenig das Gefühl von meinem alten Alltag zurückgibt.

Als das Training vorbei ist, gehen wir alle verschwitzt in die Umkleide zurück und ich wasche mir kurz das Gesicht, ehe ich mich umziehe und fertig mache.

Sag Niemals NieWhere stories live. Discover now