10 You kidding me?

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Die Tablette wirkte zwar schon, aber sie bewirkte auch keine Wunder. In der Lobby bemerkte ich, dass ich aussah wie ein abgefuckter Promiarsch. Leider war ich das auch.

Im Auto sah ich Jane nun abwartend an. Zum Glück wusste ich, wo Liam die Wagenschlüssel aufhob. „Wo soll es hingehen?" 

Statt mir eine Antwort zu geben, stellte Jane das Navigationssystem ein. Ich fuhr los, doch sie sprach noch immer nicht. Musik dudelte aus den Lautsprechern und ich stellte sie direkt leiser. Mein Glück musste ich nun wirklich nicht herausfordern. Immerhin dröhnte mein Kopf noch.

„Also Janie, wie war die Party gestern, du warst plötzlich weg." 

„Und du plötzlich nackt."

Okay, Ausgleich.

„Uh, und hast du jetzt ein Trauma?"

Endlich hatte ich ihre Aufmerksamkeit, denn sie sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Wieso sollte ich?"

An der Ampel hielt ich und seufzte dramatisch. „Für jemanden, der in seinem Leben nur zwei Schwänze gesehen hat, dürftest du ruhig beeindruckt sein."

Sie schlug mich gegen den Arm und mir entwich ein: „Aua."

„Hör auf so eine Pussy zu sein, Locke", war ihr einziger Kommentar. Das Navi führte mich in die Nähe einer Apotheke. Mehrere Arztpraxen waren nicht weit von hier.

Jane schnallte sich ab. „Warte bitte." Dann verließ sie das Auto und ich blickte ihr augenrollend nach. Erstaunt sah ich, dass sie tatsächlich in eine Arztpraxis verschwand. Was war denn jetzt los? 

In letzter Zeit verpasste ich ziemlich viel. Vielleicht sollte ich wirklich aufmerksamer werden. 

Neben der Apotheke war ein Bäcker und ich zog meine Sonnenbrille hervor. Es würde nicht schaden einen starken Kaffee zu kaufen und dazu etwas zu Essen. Wenn ich eine Bäckerei betrat, dann dachte ich immer an Zuhause. Es war komisch, aber auch ein gutes Gefühl.

Mit frischen Kaffee in den Händen ließ ich mich auf einen Fensterplatz nieder und klickte mich durch meine Handynachrichten. Manchmal verstand ich meine Kumpels nicht. Ich blickte die Fotos vom Vorabend durch. Louis und Eleanor grinsten in meine Kamera, aber El sah, obwohl sie lächelte, nicht glücklich aus. Da war definitiv etwas im Busch. Ob Louis das auch schon aufgefallen war?

Etliche Bilder später blieb ich an einem Foto von Niall und diesen Schwarzenegger-Typ hängen. Seit diese dumme Palvin existierte, war Niall zu nichts mehr zu gebrauchen. Sein Hirn schien sich ausgeschaltet zu haben. 

Es war schon schade, dass er nicht sah, wie viel Spaß er mit Jane haben könnte. Sie war in Ordnung, eine kleine Besserwisserin, aber sehr humorvoll. Nur ihre widerliche Vorliebe für Star Wars musste sie sich unbedingt abgewöhnen.

Nachdem ich gefrühstückt hatte, mein zweiter Kaffee vor mir stand, sah ich, wie Jane schließlich in die Apotheke lief. Zeit aufzustehen. Meine Glieder waren schwer, eine heiße Dusche war überfällig. Langsam schlenderte ich zum Auto und lehnte mich gegen die Fahrertür. Als Jane mir entgegen kam, sprach ich: „Also, was war so wichtig? Ist dir in der Nacht das Kondom geplatzt?"

Sie sah mich an und in diesem Moment wusste ich, dass ich absolut das Falsche gesagt hatte. Den Kaffee stellte ich ab und dann ging ich einfach auf Jane zu, um sie in den Arm zu nehmen. Zu meiner Überraschung wich sie einen Schritt zurück und sprach: „Nein, lieber nicht, mir tut alles weh."

„Warum tut dir alles weh?"

„Ist eine lange Geschichte."

Falls sie glaubte mich damit abwimmeln zu können, hatte sie sich geschnitten. „Zu schade aber auch, dass ich lange Geschichten mag und wir Zeit haben." Mit den Kopf nickte ich nach rechts, auf eine Seitenstraße. Vielleicht war es Zeit für einen kleinen Spaziergang. 

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