„Die Stimmung könnte schlecht sein, wenn alle von den Ermittlungen wissen", gab er zu bedenken. „Wenn man dich mit mir sieht, dann könnte das helfen."

„Ich sorge dafür, dass sie nicht in Schwierigkeiten gerät. Du kannst dich um deine eigenen Kurse kümmern", schaltete sich Arden ruhig, aber entschlossen ein. „Keine Sorge, ich weiß, wo der Unterricht stattfindet."

„Woher sollte sich einer wie du mit den Unterrichtsräumen auskennen? Hat man den Wächtern eine Einschulung gegeben, damit ihr euch beim Beobachten nicht verlauft?"

Ardens Gesichtsausdruck blieb unverändert neutral, doch ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel verriet, dass ihn das offensive Verhalten Lysanders amüsierte.

„Zufällig war ich vor nicht allzu langer Zeit selbst Student der Akademie."

Lysander schnaubte abfällig. „Ein paar Stunden Kampftraining gelten nicht als Ausbildung."

Mit einem lauten Räuspern trat ich zwischen die beiden und schenkte dem Hotelbesitzer einen warnenden Blick. Mir war sein Grund egal; er müsste sich denken können, dass ich in meiner Situation keinen weiteren Ärger gebrauchen konnte.

Glücklicherweise stieg Arden nicht auf seine Provokation ein und leerte wortlos seinen Kaffee. Unterdessen schnappte ich mir meine Tasche und Weste, bevor ich eilig aus der Tür lief, um einen weiteren Schlagabtausch zu vermeiden.

Arden folgte mir auf den Fuß.

„Lysander braucht vermutlich seinen Kaffee, bevor er gesellschaftstauglich ist", murmelte ich vor mich hin, während wir den Wohntrakt verließen und ins Stiegenhaus abbogen. Die Sprachenkurse fanden im Erdgeschoß statt.

„Vermutlich", wiederholte Arden arglos und ich lächelte ihm erleichtert zu. Zumindest müsste ich mir keine Sorgen über die beiden machen, solange Arden sich nicht provozieren ließ.

Schweigend machten wir uns auf den Weg. Erst am Fuß der Haupttreppe angelangt, fiel mir die SMS von meinem Großvater wieder ein. Widerwillig zog ich das Handy aus der Hosentasche und öffnete die erste Nachricht.

Meine liebe Epherys. Das Fehlen einer Antwort zeigt mir, dass du wieder versuchst unterzutauchen. Wir wissen bereits, wo du dich aufhältst. Kehrst du freiwillig zurück oder muss ich jemanden vorbeischicken, der dich daran erinnert, wo du hingehörst?

- Z. Marblod

Der herrische Tonfall meines Großvaters ließ mich aufseufzen und ich schloss für einen Moment die Augen. Ich hatte nicht geglaubt, dass ich mich lange vor ihnen verstecken können würde, aber dass er oder einer seiner Handlanger an der Akademie aufkreuzten wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Besonders in der momentanen Lage würde sein Besuch unliebsame Fragen aufwerfen, die mein Stipendium gefährden könnten.

Ich gab mich nicht der Illusion hin, dass sich der Vorstand der Akademie gegen Zephaels Wünsche stellen würde. Die Lichtalben mochten der Gemeinschaft keine Wärme entgegenbringen, aber das änderte nichts an der Stellung meiner Familie. In den Friedensverträgen war eine gute Zusammenarbeit zwischen den Anführern der Albenarten betont worden – und streng genommen waren Zephael und der Innere Kreis das, was einer Regierung der Nachtalben am nächsten kam.

Ich raffte mich also zu einer kurzen Antwort auf, um das Schlimmste zu vermeiden.

Lass uns ein andermal darüber diskutieren. Ich habe mir eine üble Grippe eingefangen und kann zurzeit nicht reisen.

Wenige Sekunden später vibrierte mein Handy. Ich konnte seine unterdrückte Wut hören, während ich den knappen Text las.

Gute Besserung, Enkelin. Glaub nicht, dass die Angelegenheit damit beendet ist.

Die Akademie der Lichtalben - Band IWhere stories live. Discover now