d r e i u n d z w a n z i g

4.2K 157 43
                                    

| Josefine |

„Sag mal Kai, was sollte das da gerade?", schrie ich, während ich so schnell, wie ich mit meinem Fuß eben konnte, das Café verlassen hatte und nun die Straße Richtung Auto entlang lief.

„Du hast meiner Mutter gerade ins Gesicht gelogen. Weißt du, du tust immer so, als wären wir nur Freunde, erzählst jedem Arzt, dass ich nur deine beste Freundin bin und jetzt behauptest du auf einmal du wärst mein Freund. Kannst du dich mal entscheiden?" Tränen der Wut bildeten sich in meinen Augen, während ich schnell noch vor einem Auto die Straße überquerte.

„Man Josy, jetzt warte doch mal.", hörte ich Kai hinter mir her rufen, der auf der anderen Seite warten musste, um das Auto durchzulassen, aber ich hob nur meinen Mittelfinger.

„Sorry echt nicht, ich lasse so nicht mehr mit mir Spielchen spielen." Ich hörte, wie das Auto vorbei rauschte und wusste, dass Kai mich jeden Moment eingeholt haben würde.

„Josy bitte. Es geht hier doch gerade nicht um uns." Ich spürte Kais Hand an meinem Handgelenk und wurde von ihm herumgedreht. Mit funkelnden Augen starrte ich ihm entgegen und Kai schien tatsächlich kurz schockiert über meinen so feindseligen Blick.

„Josy, hast du deiner Mutter gerade eben überhaupt zugehört? Dein Bruder ist schwer krank und sein Zustand verschlechtert sich immer mehr. Und alles, an was du denken kannst ist, dass ich deine Mutter angelogen habe, die sowieso ein kaltblütiges Monster ist. Ich meine, sie verbietet dir deinen Zwillingsbruder zu besuchen, obwohl sie überhaupt nicht weiß, wie lange er noch lebt? Kein Mensch mit Herz würde so etwas tun."

Stumm schaute ich Kai entgegen und eigentlich wusste ich, dass er Recht hatte. Es ging hier um viel größere Probleme, als uns beide. Es ging hier um meinen schwer kranken Bruder. Nur dieses ewige hin und her, diese Spielchen mit ihm und mir, das machte mich einfach total fertig. Manchmal verhielt er sich, als wäre ich seine Freundin und in anderen Momenten war er einfach nur total abweisend. Das machten meine Hormone einfach nicht mehr mit.

Kai schien immer noch auf eine Reaktion von mir zu warten, doch als ich nicht die Anstalt machte, etwas zu sagen, setzte Kai erneut zum Sprechen an.

„Okay, es war vielleicht nicht meine beste Idee, dass ich mich als dein Freund ausgegeben habe und es tut mir leid. Aber in dem Moment war es für mich einfach die einzige Möglichkeit, dich nicht alleine zulassen. Ich hab nicht darüber nachgedacht, wie du darüber denken würdest, in der Situation wollte ich einfach bei dir bleiben." Ich nickte, während meine Wut ein stückweit verschwand. Er hatte es vermutlich einfach nur gut gemeint.

„Aber wieso du deine Mutter verteidigst und es schlimm findest, dass ich sie angelogen habe, das verstehe ich immer noch nicht und das tut mir auch nicht leid!" Kai verschränkte angreiferisch die Arme vor der Brust. „Ich meine, hast du der mal zugehört? Ohne Witz, als sie die Sache mit dem Pulli gesagt hat und dich als Schlampe bezeichnet hat, wäre ich ihr ohne zu zögern an die Gurgel gesprungen, wenn du nicht nach meiner Hand gegriffen hättest und sie immer noch deine Mutter ist. Jeder anderen Person hätte ich eine reingehauen."

Ich schmunzelte bei Kais Wortwahl und unterdrückte den Schmerz, der wieder in mir aufstieg, als Kai mich an die Worte meiner Mutter erinnerte.

„Wahnsinn, wie viel du zugenommen haben musst, dass dir der alte Pulli jetzt passt. In dem siehst du einfach nur hässlich und breit aus. Aber es sollte mich eigentlich auch gar nicht mehr kümmern, denn mit Schlampen gebe ich mich nicht mehr ab."

Ich schloss kurz die Augen und atmete einmal tief ein und aus, damit ich Kai nun endlich eine Antwort geben konnte. Meine Stimme zitterte, während ich versuchte meine Gedanken irgendwie wieder in eine vernünftige Ordnung  zu bringen und sie dann auch noch Kai verständlich zu erklären.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt