This can go so wrong

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Die Flasche von vorhin war schon durch eine andere ersetzt worden, er saß immer noch auf der Bank und ignorierte mich. Ein guter Plan würde jetzt ziemlich hilfreich sein. Nur leider fiel mir nichts mehr ein was ich tun könnte. Anschreien: Funktionierte nicht. Drohen? Auch nicht, und wegnehmen? Das schon mal gar nicht. Für eine kurze Weile stand ich einfach nur im Raum und grübelte was ich tun könnte. Vielleicht es auf die sanfte Tour probieren? Einen Versuch wärs wert. Ich schluckte meinen ganzen Ärger gegen Samu einfach hinunter und nach kurzem Zögern setzte ich mich zu ihm auf die Bank. Deutlich verwirrt musterte er mich. Aber anstatt irgendwas zu sagen umarmte ich ihn einfach. Er zuckte zusammen und wollte sich dagegen wehren, ließ es dann aber doch bleiben. Ich spürte wie er leicht zitterte und sich anspannte. Sanft legte ich meine Hand auf seinen Hinterkopf. „Sag mir bitte was los ist..." ,ich flüsterte die Worte schon fast und sie schienen ihn etwas zu beruhigen. Antwort bekam ich keine, aber er erwiderte die Umarmung mehr . „Bitte hör auf zu trinken... das bringt dir doch auch nichts." Leicht strich ich ihm über die Haare und spürte ein Nicken an meiner Schulter, auf der er seinen Kopf abgelegt hatte. „ Gehen wir in dein Zimmer?" Wieder ein Nicken. Langsam löste ich mich von ihm. Seine Augen waren glasig und er sah aus als ob er gleich losheulen würde. Vorsichtig strich ich ihm über die Wange und seufzte dann verzweifelt als ich ihm in die Augen schaute. Ich war keine Psychologin, ich wusste nicht wie man jemanden heilen konnte, auch wenn ich es gerne würde. Und schon gar nicht wie man richtig mit so jemanden sprach, sich verhielt. Einer der sich damit auskannte würde mir vermutlich sagen, dass ich alles falsch machte was man falsch machen konnte. Wahrscheinlich traumatisierte ich Samu nur noch mehr anstatt ihm zu helfen. Vielleicht war es ein Fehler ihn nicht zu einem Psychologen zu bringen. Vielleicht habe ich ihm so die letzte Chance genommen sein normales Leben zurück zu bekommen. Dort wäre er besser aufgehoben gewesen, sie hätten ihm geholfen...

Ich nahm seine Hand und zog ihn von der Bank auf. „Komm..." Noch bevor wir die Küche verlassen konnten nahm er einen kräftigen Schluck von dem neu aufgemachten Wodka. Böse funkelte ich ihn an, was ihm aber ziemlich egal zu sein schien. Bevor er noch mehr trinken konnte zog ich ihn aus der Küche und schloss diese ab. Später würde ich alle Schlüssel mitnehmen damit er nicht rein konnte. Er setzte sich auf das Bett, stütze seinen Kopf auf die Hände und starrte auf die Tür hinter mir. Ich blieb vor ihm stehen und raufte mir durch die Haare. Schön langsam wusste ich mir nicht mehr zu helfen. Wieder saß er völlig fertig vor mir. Irgendwann muss es doch bergauf gehen?! Irgendwann muss er sich doch erholen?! Irgendwann würde doch wieder alles gut sein müssen...

Am Ende wird doch immer alles gut, oder?

„Ich weiß nicht wie..." Auf meiner Unterlippe kauend und mit der Hand in meinen Haaren vergraben ging ich auf und ab in dem kleinen Zimmer. Samus Blick hatte sich fragend auf mich gerichtet. Ich stockte in meiner Bewegung und ließ mich zu ihm aufs Bett fallen. „Ich weiß nicht mehr wie ich dir noch helfen soll." Unsicher trafen sich unsere Blicke. Unsicherheit durch Angst? Durch Planlosigkeit? Durch Schmerz? Was weiß ich. In diesem Moment war alles scheiße. Das ganze was wir uns aufgebaut hatten schien zu zerbrechen. Das Vertrauen gebrochen, die Gefühle unterdrückt und die Angst dominierend. Man könnte sich jetzt die Frage stellen: „Vor was sollten sie bitte Angst haben?" Vor der Zukunft. Er hat Angst zu verletzten, und in zukunft wieder alleine dazusitzen. Ich hatte Angst vor dieser Aufgabe. Die Aufgabe die ich mir selbst gegeben hatte: Ihm zu helfen. Nur es ist schwierig zu helfen, wenn man nicht wusste wie.
„Was soll ich tun? Sollte ich dich in eine Therapie schicken? Dich einfach machen lassen? Wie kann ich dir helfen??", fast schon weinerlich stellte ich ihm diese Fragen. „Ich bin keine Psychologin! Ich kenne mich damit nicht aus... ich weiß nicht annähernd wie du dich fühlst, oder wie du denkst...du verlangst zu viel von mir" - „Ich verlange nichts von dir..." Das erste Mal, dass er heute mit mir sprach. „Ich weiß... aber... ich weiß nicht mehr weiter. Vielleicht solltest du dir bessere Hilfe suchen." Er war krank, das war das einzige was ich im Moment wusste. Seine ganze Vergangenheit hatte ihn krank gemacht. Tief sah ich ihm in die Augen. Noch immer glänzten sie verdächtig, und als mein Blick sich nicht von seinem löste rollten die ersten Tränen seine Wangen hinunter. Seine Unterlippe zitterte und mein Herz zog sich zusammen. Schon oft hatte er weinend vor mir gesessen, aber seit den letzten paar Tagen, vielleicht auch Wochen, empfand ich mehr für ihn, als ich mir vielleicht eingestehen wollte. Behutsam strich ich ihm mit dem Daumen die Tränen weg und bemühte mich meine eigenen zurückzuhalten. „Das tut weh..."-„Was?"-„Dich weinen zu sehen." Leicht schniefte er und schloss für einen kurzen Weile die Augen.


Aw Leute ich wollte mich einfach nochmal bedanken für eure Votes und die ganzen Kommentare <3 Es macht echt so extrem Spaß neue Kapitel zu veröffentlichen, wenn man so viel Rückmeldung bekommt 😍 ❤
thank youu ( an alle die das hier lesen) 🙂

No sound. No light.|| Sunrise AvenueWhere stories live. Discover now