...i need to say something

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Wie in Zeitlupe legten sich seine Hände an meine Wangen und hielten meinen Kopf leicht fest. Ich schaute fragend zu ihm auf. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe und schien mir keine Antwort, auf meine unausgesprochene Frage geben zu wollen. Seine blauen Augen leuchteten förmlich im halbdunkeln und ich war wieder davon fasziniert. So fasziniert, dass ich fast nicht bemerkte wie er ganz vorsichtig näher rutschte und er mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Ich spürte seine eisigen, zitternden Finger an meiner Wange und machte mir für den Bruchteil einer Sekunde darüber Sorgen ob er vielleicht krank war. Mein Blick huschte über sein Gesicht, blieb immer wieder bei den Augen hängen. Sanft lag sein Blick auf mir und ich erwiderte jenen. Seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt. Ich spürte seinen hektischen Atem, welcher leicht mein Kin streifte und unter meiner Hand, die ich auf seine Brust gelegt hatte, den schnellen Herzschlag. War er so aufgeregt? War es das, was ihn die ganze Zeit belastete? Seine Gefühle? Vermutlich. Seine Aufregung schien auch auf mich abzufärben, denn mein Herz begann ebenfalls schneller zu schlagen. Ich schloss langsam die Augen und wartete auf den Moment. Vergebens. Nach einer kurzen Weile öffnete ich sie wieder und sah wie er noch immer in dieser Position blieb. Wie versteinert. Ich suchte den Blickkontakt, schien ihn so wieder aus seiner Starre geholt zu haben, denn er ging etwas nach oben und küsste meine Stirn. Ich schloss kurz die Augen, nur um ihn dann noch intensiver zu mustern. Wollte er mich vielleicht gar nicht küssen? War das alles eine Fehlinterpretation von mir? Oder Wunschdenken? Eher nicht, die Blicke waren zu eindeutig, sein Verhalten auch.
„Warum hast du es nicht gemacht?", hauchte ich leise um die Stimmung nicht ganz zu zerstören. „Ich will dir nicht wehtun." Perplex schüttelte ich den Kopf. „Du würdest mir nicht wehtun..." -„Wenn ich eines von meiner Vergangenheit gelernt habe, dann, dass Gefühle die stärksten Waffen sind. Entweder du wirst verletzt oder du verletzt damit." Das stimmte, fast enttäuscht sah ich auf die Decke unter mir. „Aber...", ich sah zu ihm auf, „...so verletzt du dich selbst." -„Besser als jemand anderen." Seine selbstlose Art beeindruckte mich in diesem Moment. Er war ein zu guter Mensch, um so eine Scheiße mitgemacht haben zu müssen. Oder war er nur dadurch so geworden? Egal. „Mach es...bitte..." Deutlich war seine erneute Unsicherheit zu sehen, genauso wie der Innerer Kampf. Herz gegen Kopf. Er zögerte, legte dann aber doch stockend seine Hände erneut an meine Wangen. Die Spannung im Raum wurde wieder stärker und ich spürte ein wohliges Kribbeln in meinem Bauch. Wieder kam er näher, dieses mal mit geschlossenen Augen. Auch ich schloss meine und wartete einfach. Kaum spürbar legte er seine Lippen auf meine, strich mir dabei sanft über die Wangen. Ich begann leicht zu lächeln, Glücksgefühle flossen durch meinen gesamten Körper. Vorsichtig und zurückhaltend bewegte er seine Lippen. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und begann leicht über seine Haare zu streicheln. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus als er langsam sicherer wurde und den Kuss intensiver werden ließ. Dieser Moment war wunderschön. Bis er abrupt abbrach und den Kopf weggzog. „Das war ein Fehler." Ich nahm meine Hände zurück und sah ihn etwas gekränkt an. Ein Fehler? Was sollte daran ein Fehler gewesen sein? Noch nie in meinem Leben hatte mich jemand so liebevoll geküsst. „Sag das nicht..."

No sound. No light.|| Sunrise AvenueWhere stories live. Discover now