Why do we stay here in the pouring rain?

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Meine Reifen quietschten schrill und ich riss das Lenkrad nach links. Das Auto drehte sich und ich war auf der anderen Spur. Ich drückte das Gaspedal durch und fuhr zurück zur Brücke, in der Hoffnung nicht zu spät zu sein.
Schnell lenkte ich das Auto in den kleinen Streifen aus Wiese, der neben der Straße war und stieg aus.
Es regnete noch immer heftig und Blitze erleuchteten fast im Sekundentakt den Himmel. Dann versank wieder alles in der Dunkelheit. Nur der Mond spendete ein wenig Licht, genau so viel das man sehen konnte wie eine Person auf der Brücke stand. Komplett hilflos sah ich hoch. Was machte man in so einer Situation? Was sollte man sagen?

Ich werde dir helfen hatten sie gesagt. Wir schaffen das zusammen hatten sie gesagt. Ich bin immer an deiner Seite hatten sie gesagt. Nein. Nein das waren sie nicht und auch kein anderer hatte seine großen Versprechen gehalten. Keiner einfach keiner. Ihm war es sowieso egal. Schlimmer konnte nichts mehr werden. Endlich war er frei. Und nun, nun konnte er sich für immer vom Leben befreien, er konnte endlich gehen. Tränen rannen über seine Wangen, nur keiner sah es, keiner konnte es sehen da er von Kopf bis Fuß nass war. Langsam wurde es dunkel und er suchte sich einen geeigneten Ort. So lange hatte er sich selbst verstellen müssen nur damit er raus konnte, aber jetzt musste er nicht mehr aufgesetzt lächeln, keine falschen Angaben darüber machen wie es ihm ging oder sonst was. Jetzt interessiert es keinen mehr. Er war alleine.

Ich hatte keine Ahnung. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so hilflos gefühlt. „Was...was machen Sie da?" Noch blöder hätte ich wohl auch nicht fragen können. Ich bekam keine Antwort von der Person, die von der Statur und Größe her männlich war. „Ich...ich... bitte machen Sie das nicht! Bitte!" Wieder erleuchtete ein Blitz den Himmel und gleich darauf folgte ein Donnerschlag. In dieser Sekunde sah ich wie die Person zusammenbrach und sich notdürftig am Geländer festklammerte. „Fuck, WARTEN SIE! NICHT LOSLASSEN!" Meine Stimme brach und komplett durchnässt lief ich den Hügel hoch um irgendwie zur Brücke zukommen. Immer wieder rutschte ich ab und schürfte mich auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es und kletterte über das Geländer. Ich rannte auf den Schienen zu der zusammengekauerten Gestalt die auf der anderen Seite des Geländers hockte. Ich ließ mich auf meine Knie fallen und umgriff seinen Arm. Seine Kapuze hang ihm tief und nass ins Gesicht „Bitte kommen Sie auf die andere Seite...bitte" meine Stimme klang verzweifelt. Die Person blickte auf und der Regen tropfte von seinen Haaren. „...nein..."kam geflüstert und mitgebrochener Stimme zurück „SAMU!" Tief sah er mir in die Augen. Nein. Nein. Nein. Ich fing an zu schluchzen. Nein. „Bitte...warum..." „Lass mich los." „NEIN!"schrill hallte meine Stimme durch die Nacht. „...ich lass dich nicht los ganz sicher nicht!" Völlig durchnässt saß er auf der anderen Seite, ich spürte wie er zitterte und seine Lippen hatten schon eine leichte bläuliche Farbe angenommen. „Bitte komm auf die andere Seite...bitte!" Zwischen Schluchzen und Zittern brachte ich nur mehr diesen Satz raus. Mehr konnte ich nicht sagen, mein Gehirn funktionierte nicht mehr richtig. „Geh einfach Mia...lass mich einfach alleine." Man merkte zwar das er weinte aber dennoch war seine Stimme beängstigend ruhig. Ich konnte doch jetzt nicht einfach gehen, oder? Nein! Und ich würde auch nicht gehen. „Nein, nein werde ich nicht! Ich bleibe so lange hier sitzen bis du rüber kommst! Ich lass das nicht zu!" Er rappelte sich wieder auf und stellte sich hin. Sein ganzer Körper zitterte ununterbrochen. Ich stand auch auf ohne seinen Arm auch nur für eine Sekunde loszulassen. „Du weißt genau das du mich nicht halten kannst, wenn ich springe, also lass mich los!" Ja das stimmte wohl aber dennoch werde ich ihn nicht los lassen. Ich schüttelte meinen Kopf. „Was muss ich tun? Sag es mir!"- „Für was?" „Das du nicht springst..." Er drehte sich etwas zu mir und sah mich wieder mit seinen tiefblauen Augen an. „Gar nichts...du kannst nichts tun, ich werde nicht rüber kommen..."- „Gut dann...dann komm ich halt zu dir!" Ich war dabei über das Geländer zu steigen. „Mia...bleib auf der anderen Seite! Bleib..." „NEIN!" schrie ich schon fast hysterisch.    

No sound. No light.|| Sunrise AvenueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt