Now is the time to say true words

474 22 0
                                    

Abwartend saß sie ihm gegenüber. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Er würde ihr seine komplette Geschichte erzählen, sie war der erste Mensch der sie hören würde. Seine Vergangenheit, die Gesamtheit des bisher Geschehenen, wurde nun für eine Zeit wieder zur Gegenwart gemacht. Seine Geschichte rekonstruiert. Ihm fiel es schwer. Sehr schwer. Jedoch wusste er auch, dass es ihm besser gehen würde wenn er mit jemanden darüber redete.
Noch einmal atmete er tief durch. „Ich wurde am 2.4. in Helsinki geboren, wuchs eigentlich ganz normal auf. Ich lebte mit meiner Mutter und meinen 2 Geschwistern in einer relativ kleinen Wohnung, mehr konnten wir uns damals nicht leisten, da mein Vater bevor ich auf die Welt gekommen bin abgehauen ist. Uns ging es aber nie schlecht, unsere Mum machte immer alles damit sich unsere Träume erfüllten. Ich hab mich früher immer für Eishockey interessiert und wollte Profispieler bei IFK werden. Dann kam jedoch die Musik. Ich hab gelernt Gitarre zu spielen und sang für mein Leben gerne..."- „Warum hast du mich dann im Krankenhaus so angeschnauzt als ich dich gefragt habe ob du singen kannst?" Beschämt richtete sich sein Blick nach unten. Er wollte nicht so reagieren damals. Es war mehr eine Schutzreaktion. In der Vergangenheit war einfach zu viel passiert. „Ich habe vielleicht etwas überreagiert...tut mir leid." Sie fuhr sich durch die dunkelbraunen, fast schwarzen Haare und band diese dann in einem lockeren Dutt zusammen. „Ok..."- „Jedenfalls habe ich dann auch angefangen eigene Songs zu schreiben." Sichtlich erstaunt sah sie ihn an. „Ich gründete meine eigene Band mit 18 und wollte berühmt werden. Ich wollte Menschen mit meinen Songs Geschichten erzählen wollte ihnen damit Sicherheit vermitteln, träumte davon auf großen Bühnen vor tausenden von Menschen zu spielen."- „Sag mir jetzt nicht das dieser Traum wahr geworden ist?" Langsam nickte er. „Wir wurden dann bekannt, größtenteils in Deutschland der Schweiz und Österreich. Unsere Songs wurden fast in ganz Europa gehört teilweise auch in den Asiatischen Regionen, Amerika..." Mit großen blauen Augen sah sie ihn an. Ungläubig. Genau mit dieser Reaktion hatte er gerechnet. Sie glaubte ihm nicht. „Du verarscht mich doch. Warum habe ich dann nie etwas von euch gehört. Und warum findet man nichts über dich im Internet, wenn du bekannt sein würdest dann würde man doch unzählige Sachen finden?" Deutlich unsicherer erzählte er dann weiter und versuchte ihre Fragen dabei zu beantworten. „Unser Erfolg hielt nicht lange an. Ein Jahr dann hatte sich unser Traum in einen Alptraum verwandelt. Wir wurden von der Plattenfirma unter Druck gesetzt neue Hits zu schreiben, daraus wurde jedoch nichts. Keiner der neuen Songs wurde auch nur irgendwie berühmt. Jeder hatte uns irgendwann vergessen. Dann stellte sich die Frage wie geht es weiter? Alle fragten mich, ich sollte eine Lösung finden, ich war der Frontmann. Mir wurde das zu viel. Ich wusste doch selbst nicht wie es weitergehen sollte, verstehst du? Es war einfach zu viel für mich alleine." Sie nickte leicht als Bestätigung und lauschte dann weiter seinen Erzählungen. „Und was passierte dann?" Was jetzt kam fiel ihm schwer zu erzählen. Es gab keine Rechtfertigung für das was er gemacht hatte. Wie viele Menschen er damit verletzt hatte. Menschen die er eigentlich liebte.
Eine Gänsehaut breitete sich über seinen gesamten Körper aus. Angespannt fuhr er sich durch die blonden Haare. „Ich...also...ich bin gegangen..." Sanft und beruhigend fing sie an mit ihrer Hand über seinen Rücken zu streicheln. „Wohin?"- „Ich habe einen Zettel geschrieben, ihn in den Briefkasten meiner Mutter gelegt und hab meine wichtigsten Sachen gepackt. Dann bin ich mit dem Taxi zum Flughafen gefahren...und ...und bin nach Spanien geflogen. Ich ...hab alle...zurückgelassen...meine Freundin...meine Familie, meine Band, Freunde...alle. Ich bin vor meinen Problemen abgehauen. Einfach weggelaufen..." Verzweifelt verdeckte er sein Gesicht mit seinen Händen. "Ich wollte sie nicht im Stich lassen..." Jetzt würde sie sowieso denken er ist das größte Arschloch der einfach alle im Stich lässt und nur vor seinen Problemen wegläuft. Er hätte bei ihnen bleiben sollen und helfen eine Lösung zu finden.

No sound. No light.|| Sunrise AvenueWhere stories live. Discover now