Not again...

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Ich blieb einfach noch eine Weile auf dem Boden im Bad sitzen. Er hatte eindeutig zu viel getrunken wahrscheinlich war unser halber Alkoholvorrat jetzt leer. Seufzend stand ich wieder auf und wollte gerade meine Nachrichten checken jedoch lag mein Handy noch in Samus Zimmer. "Ach verdammt!" Ich legte mich also auf die Couch und drehte den Fernseher auf. Es dauerte eine Zeit lang bis ich endlich einen halbwegs spannenden Sender gefunden hatte. Nur nebenbei achtete ich auf den Film der lief. Meine Hauptaufmerksamkeit galt meinen Gedanken. Wieso hat er das gemacht? Was sollte ich wegen dem Typ im Park machen? Eine Person trat in mein Leben und schon stellte sich alles auf den Kopf. Ich wurde zweimal fast vergewaltigt, habe jemanden das Leben gerettet und bin durch halb Helsinki gelaufen . Das würde eigentlich für ein ganzes Leben reichen, aber es passierte alles in den letzten 2 Wochen. Wie schnell kann sich ein Leben ändern? Wie schnell kann man sich selbst ändern? Nie wird alles gleich bleiben. Durch eine winzige Handlung, eine kleine Vorahnung oder einfach nur die Anwesenheit zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort kann dein komplettes Leben durcheinander werfen. Niemals hätte ich gedacht das mir so etwas passieren würde. Niemals hätte ich sowas in meine Lebensplanung miteinbezogen, aber das Leben konnte man nun mal nicht planen. Es war wie eine Straße die du noch nie befahren hast. Unbekannt. Mit vielen Kurven und Wendungen, und vielleicht kommt man irgendwann sogar an diesem einen Punkt an wo die Straße aufzuhören scheint. Trügerisch. Denn das wirkliche Ende wird man nicht ahnen. Außer man verlässt selbst die Straße. Ich schüttelte meinen Kopf. Zu viele Gedanken waren darin gefangen. Ich lehnte mich zurück in den weichen Stoff der Couch und widmete mich wieder ganz dem Film. Nach einer Stunde hörte ich wie eine Zimmertür geöffnet wurde und Schritte die immer lauter wurden. Die Wohnzimmertür wurde aufgemacht und Samu stand etwas verloren im Raum, fixierte mich mit seinem Blick. "Mia?" Er kam näher und setzte sich dann auf die Couch. Ich nahm Sicherheitsabstand und rutschte etwas von ihm weg. "Hast du Kopfschmerztabletten?", fragte er mit gesenktem Kopf. Wortlos stand ich auf und holte ihm welche. Er schluckte sie und sah wieder auf den Boden. "Mia?" Ich schaute zu ihm. "Ich ...es tut mir leid... ich wollte das nicht. Wirklich." Ich schüttelte enttäuscht den Kopf. Das änderte nichts daran. Und das schlimmste war ja, dass er alles noch wusste. So besoffen konnte er also nicht gewesen sein. "Kannst du... also können wir das nicht einfach vergessen?" Mit unveränderter Miene sah ich ihn an. Vergessen? WIE um alles in der Welt sollte man so etwas vergessen? Wusste er überhaupt wie schlimm das war? Ja. Vermutlich kannte er dieses Gefühl sogar ganz genau. Das Gefühl einem anderen Menschen ausgeliefert zu sein. Das Gefühl machtlos zu sein. Und genau darum verstand ich es nicht. Er wusste wie schlimm sowas war. Er hatte es immerhin selbst erlebt, und trotzdem hätte er mir gestern fast dasselbe angetan. Es machte mich wütend. Wie konnte er auch nur auf diesen Gedanken kommen? Grr...WIE kann man so ignorant sein?! Ich meine... "Es tut mir doch leid...was sollte ich denn sonst sagen?! Ich wollte..." meine Hand schnellte nach vor und landete mit einem lauten Klatschen auf seiner Wange. Sein Kopf flog dadurch leicht zur Seite und seine Haut verfärbte sich, da wo meine Hand ihn getroffen hatte, in wenigen Sekunden rot. Wütend stand ich von der Couch auf und ging schnell aus dem Wohnzimmer. Er hatte es verdient.

No sound. No light.|| Sunrise AvenueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt