Daydreaming?

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,,Sami...!", brachte ich total verwirrt über die Lippen.

,,That's my name", erwiderte er mit einem etwas schelmischen Lächeln.

Ich hatte gerade Sami umarmt. Sami Slimani. Ich hatte vor ihm wegrennen wollen. Ich hatte ernsthaft gedacht er würde mir was Böses wollen. Kopfschüttelnd über meine eigene Dummheit ging ich einen Schritt auf ihn zu und fand mich keine zwei Sekunden später erneut in seinen Armen.

Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten. Nur wir beide. Für immer. Doch er ließ mich viel zu schnell wieder los und musterte mich.

,,You know me, although you're from Italy?", fragte er mich mit freundlicher Stimme.

,,Können wir deutsch reden?", erwiderte ich ohne auf seine Frage einzugehen.

Sami lachte auf und antwortete: ,,Klar. Du bist also gar nicht italienisch?"

,,Nein. Ich bin deutsche. Wohne hier aber. Also nicht genau in Mailand. Ich wohne in Turin. Na ja, was heißt schon wohnen..."

,,Wieso?"

,,Egal"

,,Nicht egal."

,,doch", etwas schüchtern musste ich auflachen. Wir könnten wahrscheinlich ewig so weiterstreiten. ,,Du weißt nicht einmal meinen Namen."

,,Lass mich überlegen. Dein Gesicht kenn ich. Von Twitter."

Er zog seine Stirn in Falten, es schien mir fast so als würde er sich ernsthaft bemühen sich an meinen Namen zu erinnern. Als würde er sich ernsthaft anstrengen, wegen mir. Das hatte in den letzten Jahren niemand.

,,Demi!", seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

,,Ja", sagte ich nur etwas perplex.

,,Demi. Was machst du hier um drei Uhr nachts, mitten auf der Straße?"

Es war also drei Uhr. Gut zu wissen.

,,Ich war gerade dabei ein wenig zu schlafen. Hättest du mich nicht geweckt würde ich das wahrscheinlich immer noch tun", antwortete ich lächelnd. Sami erwiderte das Lächeln.

,,Nun, dann tut mir leid dass ich dich gestört habe. Ich dachte bloß, der Straßenrand eignet sich nicht sonderlich gut als Schlafplatz. Warum bist du nicht zu hause?"

Ich hatte keinen Schimmer was ich dazu sagen sollte. Klar, ich vertraute Sami. Andernseits konnte ich ihm schlecht erzählen, dass ich gerade das zweite mal innerhalb von ein paar Monaten abgehauen war, das erste mal vor meinem perversen Pflegevater, das zweite Mal vor den scheiß Bedingungen im Waisenhaus. Und dass er einer der Gründe dafür war. Da wurde mir bewusst, dass ich das Ziel meiner Flucht nach Mailand ja eigentlich erreicht hatte. Ich hatte Sami treffen wollen, dieser Wunsch hat sich erfüllt. Ein breites Grinsen breitete sich über mein Gesicht aus.

,,Was ist daran so witzig?", fragte er etwas verwirrt.

,,Ach nichts, ich musste bloß gerade an etwas denken..."

,,Nun, meine Frage hast du damit immer noch nicht beantwortet. Wieso bist du nicht zu Hause? Bei deiner Familie?"

Okay, ich glaub es war echt besser es zu sagen.

,,Weil ich weder eine Familie noch ein zu Hause habe"

In Samis Gesicht spiegelte sich kurz Verwunderung, dann Mitleid wider.

,,Oh. Tut mir Leid. Aber willst du mir damit sagen, dass du die letzten Tage immer hier geschlafen hast?"

,,Nein. Heute morgen war ich noch im Waisenhaus. Davor bei meinen Pflegeeltern. Hab beides nicht mehr ausgehalten..."

,,Okay...", er biss sich auf die Unterlippe und wirkte einen Augenblick so als wüsste er nicht recht was er sagen wollte.

,,Ich muss meine beste Freundin suchen.", sagte ich kurzentschlossen.

,,Wieso?"

,,SIe ist weg. Das letzte Mal dass ich sie gesehen hab war vor vier Stunden gegenüber vom McDonalds. Ich mach mir Sorgen. Sie war vom einen auf den anderen Moment nicht mehr da."

,,Wie sieht sie denn aus? Vielleicht habe ich sie ja gesehen"

,,Sie hat lange, wellige, braune Haare. Ihre Augen sind ganz dunkelbraun, fast schon schwarz. Außerdem hat sie eine etwas markante Nase. Sie ist wunderschön"

,,Da kenne ich noch jemanden", meinte er mich anlächelnd.

,,Was? Jemanden wunderschönen? Wen?"

,,Guck in Spiegel, dann beantwortet sich deine Frage von selbst"

Ich war doch nicht schön. Never. Ich war das verwahrloste Mädchen mit etwas auseinandergefallenen Seitenzopf und dreckigen Klamotten. Außerdem war ich ungeschminkt und hatte in letzter Zeit so wenig Sonne gesehen, dass ich vermutlich aussah wie eine Leiche. Eine ziemlich dürre Leiche. Ich war in der Zeit, die ich im Waisenhaus verbracht hatte so abgemagert, dass ich wahrscheinlich ein perfektes Model für eine Kampagne gegen Magersucht wäre. Ich fand mich selbst einfach nur noch abstoßend. Früher hatten fremde Leute mir Komplimete gemacht, früher hatten mir dauernd Typen hinterher geguckt, früher war sowieso alles besser. Heute gucken mich die Leute nur noch an, als wäre ich ein Stück Scheiße. Als würden sie sich dafür schämen, dass es solche Mädchen wie mich noch in ihrer perfekten Scheinwelt geben würde.

,,Ich bin hässlich."

,,nein"

,,doch"

,,nein"

Nicht schon wieder. Wir lachten beide im Selben Moment auf.

,,Wo willst du jetzt hin?"

,,Ich muss Lydia finden. Also meine Freundin. Sie hat eine Bekannte hier, bei der können wir erst einmal wohnen."

,,Und wenn du Lydia nicht findest?"

,,Dann finde ich auch ihre Bekannte nicht."

,,Dann landest du wieder irgendwo am Straßenrand. Willst du das ernsthaft?"

,,Als ob mir etwas anderen übrig bleiben würde."

,,Komm mit zu mir"

,,was?", ich konnte nicht wirklich glauben, was Sami dort gerade gesagt hatte.

,,Glaubst du ernsthaft ich lasse dich hier jetzt einfach zurück? Ich habe eine Ferienapartment hier ganz in der Nähe gemietet. Du kommst mit"

,,Ist das dein Ernst?"

Ich konnte und wollte das nicht glauben. Erst einmal wäre es schon krass wenn mir jemand einfach so anbietet, dass ich zu ihm konnte. Und dann auch noch Sami. Sami Slimani. Das war mehr als krass. Ich liebte ihn. Klar, Fanliebe. Vorher hatte ich schließlich noch nie ein Wort mit ihm gewechselt.

,,Nun, unter einer Bedingung. Du schlägst nicht wieder wie eine Irre um dich, wenn ich dich berühre. Einverstanden?", stellte er lachend fest.

Ich konnte nicht anders als mitzulachen. Wenn ich vorhin gewusst hätte wer das war, der mich da in einer Umarmung festhält, hätte ich doch niemals so reagiert. Ich war nun mal misstrauisch und hyper empfindlich was soetwas wie Berührungen angeht. Tja, warum? Fragt meinen Pflegevater. Gott, wie ich dieses Arschloch hasste. Nein, ich hasste ihn nicht, ich verabscheute ihn richtig, er widerte mich so dermaßen an.

Sami nahm zögerlich meine Hand und meine verbitterten Gedanken lösten sich in Luft auf.

"Was ist mit Lydia? Ich werde sie nie finden Sami. Was wenn ihr etwas passiert ist?", fragte ich mit etwas Verzweiflung in der Stimme.

,,Ihr werdet euch bestimmt wieder sehen. Ganz bestimmt"

,,Aber ihr ist etwas passiert. Sie würde doch nicht einfach von selbst vor mir abhauen oder?"

,,Hey, ihr ist bestimmt nichts ernstes passiert. Vielleicht wollte sie nur irgendetwas nachschauen und hat sich dann verlaufen. Ist ja auch ziemlich groß und verwirrend hier"

Ich hätte am liebsten erwidert, dass sie ihre komplette Kindheit in genau diesem Teil von Mailand verbracht hatte, und sie die letzte Person wäre, die sich hier verlaufen kann. Aber ich hatte keine Lust die Stimmung noch weiter in den Keller zu ziehen, also ließ ich es zu, dass Sami  mich in Richtung seines Apartments führte...

(Sami Slimani Fanfiction) when a hero comes alongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt