XI.

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„Blinder Passagier?"

„Ja, vier Personen."

Diese Information brachte Gwens Gedanken zum Rasen. Bevor sie jedoch ihre Gedanken äußern konnte, hatte der Captain des Schiffes alles mitangehört.

„Wann zum Teufel sind diese dann an Bord gekommen?" fragte er lautstark nach. Es war offensichtlich, dass Hainsworths Laune nicht weiter fallen könnte. Sie war an einem Tiefpunkt gelangt, die selbst seine Mannschaft noch nicht miterlebt hatte.

„Ich weiß es nicht, Sir", antwortete die Köchin ihm mit leiser Stimme. Sie hatte viel Respekt vor ihm und wollte ihn nicht weiter provozieren.

„Wir hatten alle Räume überprüft", dachte der Captain laut nach, „nur nicht nachdem wir Highborough verlassen haben..."

Die Erwähnung der Stadt verbitterte ihn wieder. Seitdem Die Crew die Segel gesetzt hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken; Die Frau, die er liebte in den Händen von französischen Korsaren. Die Wut, die sich noch immer in seinem Körper ausgebreitet hatte, erhöhte sich, als in seinem Kopf Bilder entstanden, die sein Leiden nur noch verstärkten.

„Verdammt sei's du!" brüllte Stellan als er seine Faust brachial auf das Geländer schlug. Ophelia Adams – die Köchin – und Gwen verstummten sofort und schauten ihrem Captain dabei zu, wie er mit versteinerter Miene seine Hand betrachtete. Sie war extrem gerötet und wenige Schnitte waren zu erkennen; das Holz hatte ihn geschnitten und Splitter in seiner Haut hinterlassen. Jedoch hatte das Geländer das Recht sich mehr zu beklagen als Hainsworth; es war nämlich komplett zersplittert und brauchte eine Reparatur.

„Sir?"

Der Angesprochene blieb ruhig, nur das Zittern seiner Fäuste und die Anspannung in seinen Schultern zeigte, wie mitgenommen er trotz allem war.

„Nehmt sie fest . . . Gwen du hast die Verantwortung über sie und entscheidest über ihr Schicksal", verkündigte er mit monotoner Stimme bevor er sich auf dem Weg zu seiner Kabine machte. Einige verstanden nicht warum er sich so verhielt wie er es gerade tat, nachdem sie in See aufgebrochen waren. Das Umschlagen seiner Laune war schlimmer als sonst; Sogar das Geländer musste daran glauben.

„Aye", antwortete Gwen als sie und Ophelia ihrem Captain dabei zu sahen wie er in schnellen Schritten und mit gesenktem Kopf die Szene verließ.

Adelaide seufzte laut vor sich hin. Im Moment befand sie sich zwischen Captain Hillsfield und Gabriella, deren lautstarken Meinungsäußerungen eine Anspannung im Raum verursacht hatten, die schlimmer war als sie es sich je vorgestellt hatte. Jede Streitigkeit auf den Bällen, die sie besucht hatte, war nicht mal so schlimm gewesen. Die Gedanken der jungen Dame, drehten sich nun darum, wie die vier es schaffen könnten so lange und unentdeckt in diesem Raum zu verweilen. Glücklicherweise waren beide Streithähne nun ruhig und in ihren Gedanken versunken.

„Alles in Ordnung?" wollte Robin wissen, als er sich vor Adelaide hinsetzte. „Abgesehen von unserer prekären Lage in diesem Schiff, geht es ihnen gut?"

Sie nickte, fand es aufmerksam von ihm nachzufragen wie es ihr ging. Adelaide wusste das er fasziniert von ihr war, was sie jedoch ein wenig missbilligte, da sie nicht dasselbe für ihn empfand. Für sie war er wie ein älterer Bruder; auch wenn er nur ein Jahr älter war.

„Ich hoffe nur, dass wir unbeschadet hier rauskommen."

Als würde sie das Unglück anziehen, hörten beide nun mehrere Schritten, die extrem gestresst und hastig wirkten.

Adelaides Puls erhöhte sich als sie lauter wurden. Als diese dann auch noch von lauten Stimmen begleitet wurden und sie abrupt vor dem Raum, in dem sie sich befanden, stehen blieben; sprang Adelaide das Herz aus der Brust.

Die Perle der SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt