XVI.

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Die Nacht als eine ruhige zu bezeichnen, grenzte an eine bodenlose Frechheit. Zumindest in Adelaides Augen. Die Dame war es nicht gewohnt in einem beweglichen Schiff zu schlafen. Diese Situation konnte man nur verschlimmern, indem man die junge Frau einen Raum mit Piraten einschloss. Eingeschlossen war sie nicht, dennoch war sie in Anwesenheit von fremden Männern und musste ihr Gemach mit Piraten teilen. Es war ein realistischer Albtraum und schon nur der Gedanke, dass sie viele Nächte dort verbringen musste, ließ einen Schauder über ihren Rücken laufen. Sie hatte kein Auge zu gemacht und war hundemüde. Ein kleines Detail der schlaflosen Nacht war ihr jedoch aufgefallen: Weder Gwen noch Ophelia waren an diesem Deck – sie hatten wahrscheinlich ihre eigenen kleinen Schlafplätze am Schiff.

„Arg", murmelte sie, als sie sich dazu entschied aufzustehen – es war noch sehr früh am Morgen und sie war die Einzige im Raum die wach war. Ihre Augen fielen auf Gabriella, die eingewickelt in ihrem Mantel neben ihr lag, ganz ungezwungen. Die Rothaarige hatte wohl keine Probleme zu schlafen – sie war auch eine der Personen, die immer schliefen wenn sie müde waren, ob dies auf einem Schiff war oder auf dem Dach eines Kirchenturms. Neben ihr waren Edwin und Robin, die ebenso in ihrem Schlaf vertieft waren.

Ihr Magen knurrte so laut, dass sie sich die Hände auf ihren Bauch presste, in der Hoffnung, dass sie das Geräusch nur irgendwie unterdrücken konnte – genauso wie ihr Hungergefühl. „Hätte ich doch mehr gegessen", sagte sie leise als sie mühevoll versuchte die Kombüse zu finden. Am Abend zuvor hatte sie ein wenig gegessen; jedoch nicht zu viel da sie sich noch immer ein wenig kränklich fühlte. Der Grund dafür war die ruckartigen Bewegungen des Schiffes, die sie auch teils verfluchte, denn aufrecht gehen war für sie unmöglich.

Als sie endlich die Tür zur Küche fand, hörte sie von weitem Schritte die ihr immer näher kamen. Sie hatte das Gefühl, dass sie diese wütende Fußschritte – für sie klangen sie fast schon boshaft – kannte und wusste, dass es nur der Kapitän der Piraten sein konnte. Die Entscheidung war schnell getroffen als sie fast schon durch Küchentür hineinstürzte und sie wieder schnell hinter sich schloss. Die Dunkelhaarige Dame wollte auf keinen Fall dem Captain über den Weg laufen.

„Oh Gott", flüsterte sie, als sie an der Wand neben der Tür stand. Sonnenlicht kam aus der Fenster in der Ecke des Raumes und Adelaide konnte die Konturen von Ophelias schlafendem Körper wahrnehmen.

„Sie schläft also hier", kommentiere Adelaide leise und schreckte zurück als die Tür plötzlich aufgerissen wurde. Diese Aktion weckte nicht nur die schlafende Köchin, sondern hatte das Potenzial die gesamte Mannschaft an Bord aus dem Schlaf zu reißen.

„C-Captain?" murmelte die noch halbschlafende Ophelia.

Adelaide konnte nur den Schatten des Piraten am Boden sehen, er schien wirklich mürrisch zu sein, denn er schloss die Tür wieder und überließ damit Adelaide die Vorstellung, dass er ein unausstehlicher Mann war. Zudem war er ihr extrem unheimlich.

„A-Alan? Was machst du hier?"

Adelaides Angst war wie weggespült als sie die halbgeschlossenen Augen Ophelias betrachtete; sie hatten einen solchen warmen und friedlichen Eindruck, dass man nur positive Gedanken in Ophelias Gegenwart fassen konnte.

Erst wollte die Angesprochene eine kleine Lüge aufbringen – was ihr allerdings auch schwer fiel – dennoch konnte sie diese nicht laut äußern, als ihr Magen ihr die Worte stahl und geräuschvoll demonstrierte, dass er Nahrung brauchte.

„Ä-ähm . . ."

„Du hast Hunger", kommentierte Ophelia mit einem Lächeln und stand ohne zu Zögern auf um Alan etwas zum Essen zu geben.

Die Perle der SeeWhere stories live. Discover now