XXX.

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Das heitere Wetter entsprach nicht der angespannten Stimmung, die Gabriella und die Bardame umgab. Sie waren hinausgegangen, fern von Menschmassen um das Risiko belauscht zu werden, zu verhindern. Stille Minuten vergingen als Beide die fliegenden Möwen beobachten.

Trotz ihrer impulsiven Art, war Gabriella nicht fähig einen Kommentar laut auszusprechen, der die Lage beschreiben würde, in der sie sich gerade befand. Ihre Mutter hingegen hatte viele Dinge, die auf ihrer Zungen brannten und darauf warteten gesagt zu werden. Nur ihre leichte Nervosität verhinderte das Erzählen der Geschichte. Als jedoch ein leichter Duft von Lavendeln durch die Luft flog, flüsterte Emilia mit einem Lächeln auf dem Gesicht vor sich hin.

„Es war das Erste über das er mit mir sprach."

Gabriella, die völlig in ihren eigenen Gedanken vertieft war, drehte ihren Kopf. „Was?"

„Lavendel", verkündigte die Bardame bevor sie lachte. „Dein Vater hatte tagelang nicht geredet, bevor er ein Gespräch mit mir anfing . . . Und das über Lavendel."

Die Rothaarige blinzelte kurz.

„Es ist eine unschöne Geschichte, die ich dir erzählen werde, aber du solltest es wissen", murmelte die ältere Frau nun. Ihr Ausdruck war gezeichnet von Traurigkeit.

„Der Vater deines Halbbruders war kein guter Mensch. Als wir geheiratet hatten, war dies nicht aus Liebe gewesen. Und so war auch unsere Ehe . . . Nur Elliot war das einzige Wunder, was mich immer auf eine bessere Zukunft hoffen ließ", sagte sie in einem ruhigen Ton, obwohl es für sie schmerzend war, diese Erzählung wiederzugeben. „Erst in der Nacht, als ich übersät mit blauen Flecken meinem sechsjährigen Sohn zusehen musste, wie er sich zwischen mich und seinem Vater stellte, entschied ich mit Elliot zu fliehen."

Gabriella schluckte kurz; Wut staute sie sich in ihr auf, als sie daran dachte, welche Schmerzen ihre Mutter über sich ergehen lassen musste. Niemand verdiente es mit Gewalt konfrontiert zu werden. Sie verblieb ruhig und konzentrierte sich auf Emilia und ihre Stimme, die sie komischerweise beruhigte.

„Ich nahm Elliot und flüchtete in Richtung des Hafens. Wir wollten mit einem Schiff weg vom englischen Festland; sogar bis nach Amerika, um dort ein neues Leben anzufangen."

„Amerika?" fragte die Rothaarige nach, die ihrer Mutter einen konzentrierten Blick zu warf.

„In der Tat . . . Aber dazu kam es nicht. Ich wurde von einem der Seemänner am Hafen angesprochen. Er wusste wer ich war, da er eine Rangelei mit meinem damaligen Ehemann in einer Bar hatte und ihm Rache schwor. Als ich ihm jedoch erzählte, dass ich vor ihm auf der Flucht war, brachte der Pirat mich zu seinem Captain, der sich dazu entschied mir und meinem Sohn Schutz zu bieten. Nicht jedes Mitglied der Crew war froh über diese Umstände."

Gabriella schüttelte ihren Kopf, „Das ist unglaublich . . ."

„Wir segelten bis nach Guernsey, wo ich entschloss in der Taverne zu arbeiten und deinen Vater kennenlernte."

Beide waren still geworden; Emilia hatte jedoch ein kleines Lächeln im Gesicht, während Gabriella immer entspannter wurde. Trotz des kleinen Gefühl des Misstrauen, fühlte sie sich wohl – ihr wurde endlich etwas erzählt, was sie ihr Leben lang hinterfragt hatte. Sie dachte daran, welche Gründe Tante Olivia gehabt haben musste, dass sie es Gabriella nicht erzählt hatte. Oder ob ihre Tante überhaupt im Wissen von dieser Geschichte war.

„W-wie habt ihr euch kennengelernt?" platzte es aus ihr aus; Gabriella war neugierig und ungeduldig.

„Die Crew hatte ihn entführt."

Die Perle der SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt