XLVII.

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Ein leichtes Lächeln flog über ihre Lippen, als Adelaide die Szene vor sich beobachtete. Mr Hillsfield hatte um Gabriellas Hand angehalten und sie hatte, ohne einen Wortkampf zu veranstalten, akzeptiert.

Unbewusst griff Allie an die Kette um ihren Hals, und entschied sich wieder in den Ballsaal zu gehen. Sie gönnte es ihrer Freundin vom ganzen Herzen und dennoch wünschte sie sich selbst ein solch glückliches Zusammenkommen.

Als Adelaide durch den Raum ging, hörte sie eine Gruppe von jungen Damen hinter sich laut tuscheln. Es war gegen ihre Natur mit zu lauschen, aber Adelaide konnte sich mehr zurückhalten als sie die Wörter „Hainsworth" und „ansehnlich" hörte. Abrupt blieb sie stehen und hielt inne, als die Frauen weiter tratschten.

„Ich habe ihn gerade gesehen . . . Also für einen Piraten sieht er gut aus."

„Mary! Auch wenn er begnadigt wurde, ist es trotzdem skandalös!" Gelächter füllte die Atmosphäre, und verstummte Sekunden später. „Da ist er", bekräftigte Mary und die gesamte Gruppe – inklusive Adelaide – drehte sich zum Eingang des großen Saals.

Ihr Herz blieb kurz stehen und das Gefühl der Nostalgie überkam Allie. Schon lange hatte sie ihn nicht mehr im Ballsaal stehen sehen, in seiner eleganten Kleidung – ein ganz anderes Bild als vom Piratenkapitän vor vielen Wochen. Sie verstand Marys Andeutung, dass Mr Hainsworth gut aussah, denn das tat er, auch wenn man ihm die Nervosität und Unsicherheit anmerkte.

Sie verharrte ebenso fest auf ihrem Platz, bis seine Augen zu Adelaide wanderten und auf ihrer Form weilten.

Das wildklopfende Herz war nicht mehr zu beruhigen und Allie schoss ihm einen flehenden Blick zu – sie wollte zu ihm gehen und sich entschuldigen, dass sie ihn verletzt hatte. Dazu kam sie aber nicht mehr, als ein großer Schatten neben ihr auftauchte.

„Miss Kingston." Mr Ashford hatte sie einige Minuten in Ruhe gelassen, nun aber stand er wieder bei ihr und seine Stimme wirkte mehr als nur genervt. Sie ignorierte ihn, und drehte sich weg.

Plötzlich wurde sie ruckartig zurückgezogen, und voller Entsetzen musste sie feststellen, dass Mr Ashford – entgegen der gesellschaftlichen Regeln – ihren Arm festhielt und sie weg zerren wollte. Ihre hellblauen Augen nahmen sein Gesicht wahr, das vor Ärger rot angelaufen war. Er hatte Stellan wohl gesehen und war nicht begeistert davon.

Niemand schien etwas zu merken und John Ashford ergriff die Chance um Adelaide aus der Nähe von Hainsworth zu bringen. Schnell blickte sie in Richtung des ehemaligen Piraten und flüsterte, „Es tut mir leid." Auch wenn er es nicht hören würde, konnte er es von ihren Lippen ablesen.

Es brauchte Stellan viel Selbstbeherrschung um nicht zu diesem verflixten Ashford zu rennen und ihm eine Flasche über den Kopf zu ziehen – was er als Pirat höchstwahrscheinlich getan hätte, aber er war in einem Saal, gefüllt mit Menschen die ihn so schon genug anstarrten. Es war deutlich gewesen, dass Adelaide nicht von John angefasst werden wollte.

„Ich muss ihr nach", wisperte er zu sich selbst und sein Puls stieg, als er nur daran dachte, wie verzweifelt sie ihn angesehen hatte. Es tut mir leid.

Geistesgegenwärtig marschierte er durch den Raum und murmelte ein kleines „Verzeihen Sie", wenn er gegen jemanden stieß – auch wenn sein Gesichtsausdruck das Gegenteil von seinen Worten ausstrahlte. „Er wagt es sie wie ein Gegenstand zu behandeln!" zischte er, als er am Ausgang des hinteren Teils des Anwesens ankam und beobachte, wie Ashford in Richtung des Rosengartens ging. Adelaides Resistenz war erkennbar, wenn auch zwecklos.

„Lassen Sie mich sofort los, Mr Ashford!" Adelaide wollte ihre Hand aus seinem Griff losreißen.

Die Perle der SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt