• Kapitel 48 •

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Kapitel 48:
ein Blick in die Vergangenheit
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Reflexartig hob ich meine Hand, und fing ihren Wasserball ab. „Uhh.." entfuhr es Dorian. Grinsend warf ich ihn zurück in ihre Richtung. Hastig wich sie aus, und er traf auf einen Baumstamm hinter uns.

„Sieh einer an.." hörte ich Judy murmeln. „Wasser gegen Wasser.. das kann spannend werden." trällerte Dorian. Ich grinste.

Ardella setzte erneut zum Angriff an, und diesmal legte sie mehr Kraft in ihren Wasserball. Er kam in Sekundenschnelle auf mich zu gerast. Ich überlegte, ob ich ihm ausweichen sollte, doch meine Hand war erneut schneller. Ich fing ihn auf, und vergrößerte ihn. Er wuchs immer schneller und schneller, und als er die erwünschte Größe erreicht hatte, lies ich ihn auf sie los. Sie wich erneut aus.

So ging es eine Weile hin und her.
Im Prinzip machten wir nichts anderes, als uns gegenseitig Wasserbälle zu zuschieben.

Sie war stark, doch ich war ich stärker. Während ihre Bälle bereits nach kurzer Zeit an Durchschlagskraft verloren, wurden meine immer größer und kräftiger. Die ersten Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn, doch sie ignorierte sie, und änderte endlich ihre Strategie.

Anstellte von Wasserbällen, lies sie nun einen Wasserstrahl auf mich los. Ich spürte die gespannten Blicke der anderen auf mir, während ich fieberhaft überlegte, was ich jetzt tun sollte.

Ich hatte nur wenige Sekunden um zu reagieren, also lenkte ich ihren Strahl um. Er änderte seine Richtung, und floss in den Wald hinein.

So langsam stand ihr Wut und Ungeduld ins Gesicht geschrieben. „Na warte.." murmelte sie, und schloss für einen Moment die Augen. Ich seufzte unmotiviert. Hatte sie denn noch nicht genug?

Ich war von der Akademie ganz andere Gegner gewöhnt. Fredd zum Beispiel.. Das hier, war schon fast langweilig für mich. Ich warf einen kurzen Blick zu Corey, der mir ein Grinsen zu warf.

Ardella sammelte eine riesige Menge an Wasser in der Luft, und eine Minute später, formte sie sie zu einer riesigen Wasserschlange. Zum ersten Mal in diesem Kampf riss ich meine Augen überrascht auf. Hatte sie etwa doch was auf dem Kasten?

Als sie meinen Blick sah, grinste sie triumphierend, und lies die Wasserschlange auf mich zu rasen. Shit. Ich hatte nicht viele Möglichkeiten.. eine davon war, schnell auszuweichen. Doch dabei wurde ich die Linie überqueren, und sie hatte gewonnen.

Die andere war es, mich treffen zu lassen. Doch das kam gar nicht in Frage. Also würde es wohl die dritte Möglichkeit werden..

Hastig hielt ich der Wasserschlange meine Handfläche entgegen, und konzentrierte mich. Es dauerte keine 3 Sekunden, da gefror das Wasser an Ort und Stelle. Die glitzernde Eisschlange schwebte nun einen Moment lang friedlich vor uns in der Luft, bis ich meine Hand nach unten nahm, und sie gleichzeitig mit voller Wucht zu Boden fiel. Dort zersprang sie in tausend Splitter, und alle wichen geschockt mehrere Schritte zurück.

Sobald außer Eisscherben nichts mehr von ihr übrig war, herrschte geschocktes Schweigen. Grinsend verschränkte ich die Arme vor der Brust.

Judy war die erste, die ihre Stimme wieder fand. „Wow.. das war.. krass." Dorian nickte eifrig. „Sie beherrscht auch Eis.. das ist ein echter Plottwist."

Corey schmunzelte nur amüsiert vor sich hin. Ich klatschte in die Hände. „Nun denn.. danke für eure Aufmerksamkeit." stammelte ich, und setzte mich in Bewegung. „Hey nicht so schnell!" ging Ardella laut  in Einspruch, die nach wie vor blass vor Schreck war. „Wir sind noch nicht fertig.."

Ich blieb stehen, und drehte mich zu ihr. „Ich denke schon.. Du hast die Linie übertreten."

Perplex hielt sie inne, und starrte auf den Boden. Sobald sie sah, dass ich recht hatte, fluchte sie vor sich her. „Verdammte scheiße.."

Grinsend zog ich eine Augenbraue in die Höhe. „Da wir das mit der Entschuldigung jetzt geklärt haben, würde ich mich wieder nach drinnen verziehen." sagte ich, und steuerte schließlich auf die Eingangstür zu. Dorian sah mir mit offenem Mund hinterher. „Krass.." hörte ich ihn noch murmeln.

•••

Später am Abend, lag ich mal wieder wach auf meiner Luftmatratze in Millie's Zimmer, und bekam kein Auge zu. Mittlerweile hatte ich mich an ihr Zimmer und ihr leises Gerede im Schlaf gewöhnt.

Seufzend starrte ich zum Fenster heraus. Es war fast Vollmond, und ziemlich hell draußen.

Der Kampf zwischen Ardella und mir, war beim Abendessen Gesprächsthema Nummer 1 gewesen, und natürlich war sie gar nicht erst zum Essen erschienen. Falls sie mich nicht schon nach der Springbrunnen Aktion absolut hasste, dann tat sie es spätestens jetzt. Aber was soll's.. Bald würden Corey und ich eh zurück zur Akademie gehen.

Plötzlich spürte ich ein leichtes Kribbeln auf meiner Brandnarbe am Handgelenk. Nachdenklich fuhr ich mit meinen Fingern darüber, und meine Gedanken wanderten zu meiner Fähigkeit zurück.

Plötzlich schoss mir eine verrückte Idee in den Kopf.. Wenn das in die Vergangenheit blicken tatsächlich durch meine Berührung ausgelöst wurde, dann.. Omg. Hastig schloss ich meine Augen, und drückte meinen Zeigefinger stärker auf meine Brandnarbe. Ich atmete tief durch, und konzentrierte mich.

Keine 2 Sekunden später, tauchten Bilder vor meinem inneren Augen auf. Freude kam in mir auf, als es tatsächlich funktionierte, und ich konzentrierte mich auf das, was ich da sah.

Ich sah ein Baby, mit kurzen, hellroten Haaren. Es lag in einem kleinen Bettchen, und schlief friedlich. Ich. Stelle ich geschockt fest. Das war ich, die da lag. Plötzlich näherte sich mir eine Frau, mit langen, rotblonden Haaren. Meine Mom.. Das musste sie sein. Ich versuchte mich verzweifelt auf ihr Gesicht zu konzentrieren, doch alles was ich wahrnahm, war ihr Seitenprofil, welches durch ihr langes Haar verdeckt wurde.

Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach meinem Arm aus, und zog ihn unter der hellen Decke hervor. Als mein Handgelenk dabei entblößt wurde, setzte mein Herz für einen Moment aus, und ich hielt entsetzt die Luft an. Behutsam strich sie mit ihren Fingern über meine Wangen. „Es tut mir so leid.." flüsterte sie, und dabei zitterte ihre helle Stimme.

Ihre Tränen tropften auf mein kleines Gesicht herunter, als sie meine Wange schließlich losließ, und ihre Finger auf mein Handgelenk legte.

„Es tut mir so leid, doch es ist zu deinem Schutz." wiederholte sie mit verweinter Stimme. Plötzlich fing mein Baby-Ich fürchterlich an, zu schreien und vor Schmerzen laut zu weinen. Ein brutzelndes Geräusch ertönte, und nun sah ich auch, woher es kam.. Es war meine Mom. Sie brannte mir mit ihrer Berührung mein Mal heraus.

stars in the sky | rise Where stories live. Discover now