• Kapitel 8 •

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Kapitel 8:
Komm schon, Reyna
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Panik machte sich in mir breit, als der Boden unter mir drohte, in tausend Teile zu reißen. Verunsichert starrte ich zu Mr.Wood rüber, der mir nur ermutigend zunickte. Ich atmete tief durch, und versuchte irgendwie, ruhig zu bleiben.

Was sollte ich jetzt bloß machen?

Kurz bevor der Boden tatsächlich riss, kam mir eine Idee. Sowas hatte ich noch nie zuvor getan, und ich hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde. Ich füllte die Risse im Boden mit Wasser, und schloss dann meine Augen. Ich konzentrierte mich, und stellte mir vor, wie sie zu Eis werden.

In einem der Bücher über Wasserfähigkeiten hatte ich gelesen, dass einige wenige Hexen und Feen, die über das Element Wasser herrschten, auch in der Lage dazu waren, dessen Aggregatszustand zu verändern. Ich hatte keine Ahnung, ob ich zu den wenigen dazu gehörte, aber das würde ich wohl gleich herausfinden.

Als schließlich von einer Sekunde auf die nächste das Beben erlosch, hatte ich meine Antwort. Hastig riss ich meine Augen wieder auf, und starrte auf das Eis, mit welchem die Risse nun gefüllt waren. Von einem Augenblick auf den nächsten, war das Wasser plötzlich gefroren. Völlig geflasht rutschte mir die Kinnlade nach unten.

„Ach du Scheisse, wie krass.." wisperte ich.

Corey hielt ebenfalls einen Moment lang inne. Keine Ahnung, ob das daran lag, weil er überrascht oder beeindruckt war, jedenfalls hielt dieser Moment nicht lange an, denn in der nächsten Sekunde kam wieder Feuer auf mich zu. Ich ging in Deckung, und dachte fieberhaft nach. Wenn ich Wasser zu Eis werden lassen konnte, würde mir das in diesem Kampf eindeutig weiter helfen.

Er kam mittlerweile immer weiter auf mich zu, und uns trennten nur noch gute 3 Meter.

Ich entschloss mich dazu, die gleiche Taktik von vorhin anzuwenden. Ich wollte ihn zum ausrutschen bringen. Doch statt Schlamm, lies ich diesmal Eis unter seinen Füßen erscheinen. Er kam ins straucheln und hielt abrupt an. Langsam wirkte er ziemlich genervt von meinen Strategien.

Schlagfertig lies er einen Kreis aus Feuer um sich herum auflodern, der den Boden wärmte und somit das Eis zum schmelzen brachte. Ich seufzte und fischte mir die vorderen Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten. So langsam kam ich echt aus der Puste. Wir kämpften schon eine halbe Ewigkeit miteinander.

Selbstbewusst lies Corey Flammen in seinen Handflächen erscheinen, und kam grinsend noch einen Schritt auf mich zu. „Denkst du etwa, ich kenne dein kleines Geheimnis nicht?" schoss es plötzlich aus ihm. Ich erstarrte am ganzen Körper. „Was?" platze es aus mir. „Ach komm schon, denkst du etwa, ich bin blöd? Du hast dich gestern raus geschlichen.." Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, und ging wieder in Kampfstellung.

Wasserbälle bildeten sich in meinem Händen und ich fixierte ihn mit meinen blauen Augen. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest." erwiderte ich gelassen. „Ja natürlich.. erst erwische ich dich, wie du aus der Bibliothek stürmst, mit einem Buch über Identitäts-Wechsel Zauber in der Hand, und dann treffen dich mein Vater und Mr.Wood zu später Stunde noch im Gang an? Und du hattest die Ausrede, dass du in der Bibliothek warst?" lachte er. Ich schluckte schwer.

Shit.

Er hatte den Titel des Buches also doch gelesen..

Er lies die Flammen in seinen Händen erlöschen, und kam noch ein paar Schritte auf mich zu. Ich hielt angespannt die Luft an, und starrte ihn erwartungsvoll an. „Weißt du was.." setzte er an, und lockerte dabei seine Schultern. „Ich war gestern Nacht auch in der Bibliothek. Nur komischerweise habe ich dich nirgends gesehen.."

Ich zuckte leicht zusammen, und dabei fielen meine Wasserblasen zu Boden.

Shit. Shit. Shit.

Er trat nah an mich heran, und sah mir gebannt in die Augen. Ich wurde nervös unter seinem Blick. „Ich behalte dich im Auge, Reyna.." flüsterte er mir warnend zu. Ehe ich ihm etwas erwidern konnte, drehte er sich zu Mr.Wood und den anderen um.

„Ich habe keine Lust mehr, ich ergebe mich." rief er, und lief schließlich gelassen davon. Völlig perplex stand ich da, und blickte ihm hinterher.

Er hatte keine Lust mehr?

Verdutzte Stille legte sich über den Platz, bis sich Mr.Wood schließlich laut räusperte. „Nun, wie es aussieht, haben wir eine Gewinnerin."

•••

Nach der Stunde saß ich völlig erschöpft in der Cafeteria. „Also ich muss schon sagen.. ihr zwei habt euch echt gut geschlagen." lobte Stormy Noah und mich. „Ja ihr habt voll abgeräumt. War echt krass.." säuselte Leo begeistert. Noah errötete. „Naja, ich hatte es ja aber auch wirklich einfach.."

Noahs Kampf hatte nicht mal 5 Minuten gedauert. Er hatte Raye mit einem Tornado zu Fall gebracht.

Daraufhin lachten die 3 los, doch ich blendete sie völlig aus. „Wieso hat er nur aufgegeben.." murmelte ich leise. Das lachen verblasste, und Stormy zog eine Augenbraue in die Höhe. „Keine Ahnung.. ist eben Corey. Er macht was er will."

Ich seufzte, und lies meinen Kopf auf den Tisch fallen. „Ich werd einfach nicht schlau aus ihm.." beschwerte ich mich. Leo grinste breit.

„So sind Jungs nunmal. Das Ball und Würstchen Geschlecht kann man eben nie durchschauen." trällerte Stormy drauf los, und bohrte dabei ihren Ellenbogen in Noahs Seite. Daraufhin musste ich breit grinsen, und mein Blick fiel auf ein Buch, welches neben Noah auf dem Tisch lag.

„Gefühle lesen für Anfänger.." las ich den Titel laut vor. Noah nickte. „Das Buch ist echt hilfreich." Neugierig nahm ich es in die Hand, und sobald ich das tat, passierte es schon wieder..

Ich sah Bilder in meinem Kopf, die eindeutig nicht von mir stammten. Oh nein. Diese Bilder konnten absolut nicht aus meinen Erinnerungen stammen. Denn sowas hatte ich noch nie zuvor gesehen..

Ich hielt geschockt die Luft an, als ich Noahs Zimmer vor meinem inneren Auge sah. Noah trug einen dunklen Bademantel, und hielt das Buch in seiner rechten Hand, während er..

Oh Gott.

Während er mit intensiv mit einem Jungen herummachte, den ich als Leo identifizieren würde.

Was zum Teufel?

Hektisch lies ich das Buch los, und sobald ich das tat, verschwanden die Bilder. Völlig geschockt starrte ich zu Noah und Leo rüber, die gerade Witze über Fredd rissen, und mich gar nicht beachteten.

Heilige scheisse.

Was auch immer das war, ich wollte wirklich nie wieder meinen Freunden beim rummachen zusehen. Leicht verstört schob ich das Buch wieder zu Noah rüber, und versuchte den Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Als mein Handy plötzlich piepste, bekam ich endlich die Ablenkung, die ich dafür benötigte. Denn ich sah eine Nachricht von Tracy auf meinem Display aufblinken.

Neugierig öffnete ich sie.

Hey, ich habe Mom nochmal über den Brief und dich ausgequetscht. Können wir uns heute Abend noch einmal treffen?

stars in the sky | rise Where stories live. Discover now